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Beastly (German Edition)

Beastly (German Edition)

Titel: Beastly (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
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können.«
    Wir bauten den perfekten Schneemann, dann noch einen, eine Schneefrau, weil niemand allein sein sollte. Wir gingen zu Magda, um Karotten und andere Sachen zu holen, und als Lindy die Karottennase befestigte, sagte sie: »Adrian?«
    »Ja?«
    »Danke, dass du mich hierher gebracht hast.«
    »Das war das Mindeste, was ich für dich tun konnte.«
    Aber was ich eigentlich sagen wollte, war: Bleib. Du bist nicht meine Gefangene. Du kannst jederzeit gehen, aber bleib, weil du mich liebst.
    An diesem Abend ging ich schlafen, ohne die Haustür abzuschließen. Ich sagte Lindy nichts davon, aber sie würde es bemerken, wenn sie aufmerksam war. Ich zog mich früh zurück. Ich lag im Bett und lauschte ihren Schritten. Dabei wusste ich, dass ich ihr nicht folgen würde, wenn sie sich der Tür nähern, wenn sie sie öffnen würde. Wenn sie für mich bestimmt war, würde sie nach ihren eigenen Bedingungen die Meine werden, und nicht, weil ich sie dazu zwang. Ich blieb wach und beobachtete, wie auf der digitalen Uhr die Minuten verstrichen. Es wurde Mitternacht, dann ein Uhr. Ich hörte keine Schritte. Als es zwei Uhr war, schlich ich so leise, wie nur ein Tier schleichen kann, hinaus in den Flur und zu ihrem Zimmer, um zu prüfen, ob die Tür offen war. Wenn sie mich dabei erwischte, gäbe es dafür keine Entschuldigung.
    Ihre Tür hatte ein Schloss, und ich ging davon aus, dass sie abgeschlossen hatte. Am Anfang, als wir in Brooklyn waren, hatte sie ein großes Tamtam darum gemacht, abzuschließen für den Fall, dass ich hereinkam und das tat, was sie »unaussprechliche Dinge« nannte. In letzter Zeit hatte sie kein Tamtam mehr darum gemacht, aber ich nahm trotzdem an, dass die Tür abgeschlossen war.
    War sie aber nicht. Die Tür gab nach, und mein Herz krampfte sich zusammen. Ich wusste, es bedeutete, dass sie gegangen war, wenn sie die Tür nicht abgeschlossen hatte. Sie hatte sich hinausgeschlichen, als ich kurz eingenickt war. Wenn ich die Tür öffnete, würde ich feststellen, dass sie fort war. Mein Leben war zu Ende.
    Ich trat ein, und in der Stille dieser schneebedeckten Gegend, in der es meilenweit keine Menschenseele gab, hörte ich ein Atmen, so leise wie der Schnee selbst. Es war sie. Schlafend. Einen Augenblick lang stand ich da, hatte Angst, mich zu bewegen, und wollte sie einfach nur anschauen. Sie war noch da. Sie hätte fortgehen können, aber sie hatte es nicht getan. Ich vertraute ihr, und sie vertraute mir. Lindy rührte sich in ihrem Bett, und ich erstarrte. Hatte sie gehört, wie die Tür aufgegangen war? Hatte sie mein Herz schlagen hören? Irgendwie wollte ich, dass sie sah, wie ich sie betrachtete. Aber sie sah mich nicht. Mit dem Arm zog sie die Decken um sich. Sie fror. Ich stahl mich hinaus in den Flur und fand den Wäscheschrank, wo wir die Extradecken aufbewahrten. Ich suchte eine aus, huschte zurück in das Zimmer und schüttelte sie auf, sodass ich sie ganz über Lindy breiten konnte. Sie kuschelte sich hinein. Lange Zeit schaute ich sie an. Das Mondlicht, das auf ihr Haar fiel, ließ es wie Gold schimmern.
    Ich ging zurück in mein Bett und schlief, wie man nur in einer kalten Nacht in einem warmen Bett schlafen kann. Am Morgen war sie noch immer da. Sie kam heraus, die Decke in der Hand und mit einem fragenden Blick, aber sie sagte nichts.
    Ab dieser Nacht verriegelte ich die Tür nicht mehr. Jede Nacht lag ich wach und war gespannt. Jeden Morgen war sie noch da.
     

5
     
     
    Wir waren bereits eine ganze Woche da, als wir den Schlitten fanden. Eigentlich war es Lindy, die früh am Morgen auf ihn stieß, hoch oben auf einem Schrankregal. Sie gab einen schrillen Schrei von sich, der uns alle aus unseren Zimmern lockte, um nachzuschauen, was für ein Tier sie angegriffen hatte. Stattdessen stand sie da und deutete in den Schrank.
    »Schau!«
    Ich schaute. »Das ist ein Schlitten.«
    »Ich weiß. Ich hatte noch nie einen Schlitten! Ich kenne sie nur aus Büchern.«
    Dann hüpfte sie auf und ab, bis ich ihn für sie vom Regal herunterholte. Beide schauten wir ihn an. Es war ein großer Schlitten aus leichtem, poliertem Holz und mit kaum benutzten Metallkufen, auf dem die Worte »Flexible Flyer« standen.
    »›Flexible Flyer‹. Es muss tatsächlich wie Fliegen sein, wenn man damit den Hügel hinunterrast!«
    Ich lächelte. Wir hatten in den vergangenen Tagen eine Armee aus Schneemännern (»Schneemenschen«, wie Lindy sagte) hergestellt, und erst am Tag zuvor war ich früh aufgestanden,

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