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Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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ein wahrer >Kinderflüsterer<«, sage ich, als ich sehe, wie Emeline von ihrem Bett herunterrutscht und zu ihrem Puppenhaus hinübergeht. Zack drückt mir Charles zum Windelwechseln in die Arme und setzt sich neben Emeline. Wortlos drückt Emeline Zack eine blonde Puppe in die Hand und ein Kleidchen, das er ihr anziehen soll. Geschickt kleidet er die Puppe an. Das macht er auch nicht zum ersten Mal.
    »Kinder brauchen Grenzen«, sagt Zack in der sorgsamen Art eines Psychologen. »Sie benehmen sich besser, wenn es eine klare Trennlinie zwischen Richtig und Falsch gibt.« Er wirft mir einen bedeutungsvollen Blick zu.
    »Oh«, antworte ich. Ich wiege Charles so, wie er es anscheinend gerne mag. Ich habe das Gefühl, gerade getadelt worden zu sein, und das habe ich wohl auch verdient. Traurig lächle ich Zack an.
    »Wie läuft's bei dir so?«, frage ich ihn, während ich zusehe, wie er eine weitere Puppe für Emelines Spiel zurechtmacht. »Ich meine, nicht nur heute Abend, sondern so ganz allgemein?«
    »Ach, weißt du«, antwortet Zack. »Das Leben ist ein einziger Zirkus, aber das kenne ich auch von Zuhause.« Ich würde ihn gern mehr zu Bobby ausfragen und was heute Abend passiert ist. Doch da dreht er sich um und lächelt bei dem Anblick des Babys in meinen Armen. »Du kannst ziemlich gut mit dem Baby umgehen.«
    »Du wirst schockiert sein«, entgegne ich, »aber das höre ich nicht zum ersten Mal.« Er lacht.
    Ich runzle die Stirn. Eine Sache, die er vorhin gesagt hat, lässt mir noch immer keine Ruhe. »Zack?«
    »Ja, Alex?«
    »Wer oder was ist Perkins?«
    Zack schaut zur Zimmerdecke hoch. »Ein Ort, an den du garantiert nie willst, Alex. Wir lassen das besser so stehen.«
    * * *
    Nachdem Albert fertig gebadet hat, schicken wir Emeline hinein. Als sie herauskommt, suche ich ihre Kopfhaut nach kahlen Stellen ab, weil Albert ihr ja vorhin büschelweise die Haare ausgerissen hat. Aber es sieht alles gut aus. Ich bin enorm erleichtert, da ich zu allem anderen, was Mme Sanxay erwartet, wenn sie heimkommt, nicht auch noch Ärger bekommen will, weil Emeline Haare verloren hat.
    Falls Mme Sanxay denn jemals wieder heimkommt. Mir geht immer wieder der Gedanke durch den Kopf, dass sie vielleicht einen Unfall hatte, aber wenn das stimmen würde, hätte das Krankenhaus oder ein Zeuge schon zu Hause angerufen. Und sie würden auch sicher ihren künftigen Exmann kontaktieren. Das ist also nicht mehr meine größte Sorge.
    Was mir dagegen wirklich Kopfzerbrechen bereitet - jedes Mal, wenn ich daran denke, wie Mme Sanxay sich an ihrem zerschnittenen Louis-Vuitton-Tuch festgeklammert und ihre fünfjährige Tochter hasserfüllt angestarrt hat -, ist der Gedanke, dass sie getürmt ist. Sie kann es einfach nicht ertragen, nach Hause zu kommen. Und jetzt ist es an mir, die Kinder großzuziehen.
    Das Bad hat die beiden Kinder schläfrig gemacht. Albert und Emeline schlummern auf der Couch ein, während sie Die kleine Meerjungfrau in französischer Synchronisation sehen. Charles liegt frisch gewickelt in seinem Babybettchen und beobachtet, wie sich ein Nachtlicht-Mobile über ihm dreht. Endlich ist alles wieder zur Normalität zurückgekehrt. Außer dass die Mutter der Kinder fehlt.
    Schon fast zehn Uhr! Mit jedem Augenblick, der verstreicht, werde ich mir immer sicherer und sicherer, dass sie ihre Kinder einfach im Stich gelassen hat. Und während das mit jeder verstreichenden Minute auch immer wahrscheinlicher wird, steigt eine enorme Wut in mir auf. Wie kann sie ihnen das nur wegen eines blöden Tuchs antun? Oder wegen ein paar Trotzanfällen ihrer Kinder?
    Ich meine, ich lasse sie ja auch nicht einfach so allein, oder? Und ich bin nicht mal mit ihnen verwandt!
    »Was soll ich denn jetzt machen?«, frage ich Zack, als wir uns nebeneinander an den Esstisch setzen. »Was, wenn ihr etwas zugestoßen ist?«
    »Wir könnten alle Krankenhäuser durchtelefonieren«, sagt Zack. »Oder Madame Cuchon anrufen.«
    Ich muss daran denken, wie Mme Cuchon mich letzte Woche wegen meiner veränderten Lebensweise gelobt hat und dass ich jetzt so verantwortungsbewusst sei. »Ich möchte sie noch nicht anrufen. Ich will nicht, dass sie denkt, ich könnte nicht mit der Situation fertigwerden. Sie hasst mich schon genug.«
    »Du willst also lieber noch ein paar Stunden abwarten, und sie erst anrufen, wenn Madame Sanxay dann immer noch nicht aufgetaucht ist?«, fragt Zack.
    »Ja.«
    »Was ist mit Ihrer Königlichen Hoheit la C.A.B.?«, erkundigt sich Zack.

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