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Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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Sylvie!«, ruft André einem Mädchen hinter der Ladentheke zu. »Est-ce cjue Marni est là?«
    Wer ist Marni? Was ist das für ein Laden? Hier sieht es wie in einem Grufti-Laden aus.
    »Ozzi«, brummt Sylvie. »As-tu un rendez-vous?«
    »Non«, sagt André zu ihr, während wir durch den Laden zum
    Hinterzimmer eilen. »C'est un circonstance critique! - Ein Notfall, sozusagen.«
    Wir finden Marni an einer hohen Empfangstheke, wo sie mit der einen Hand einen Take-away-Salat isst und mit der anderen in der Zeitschrift Jalouse blättert.
    »André! C'est magnifique!« Ihr taillenlanges orangefarbenes Haar raschelt auf ihren Schultern, als sie in Windeseile Salat und Zeitschrift wegpackt, um André glücklich auf beide Wangen zu küssen, »Ça va, mon ange ?« Sie späht in die Papiertüte aus dem karibischen Restaurant. »Tu as faim ?« Sie lacht und räumt ihm eine Stelle auf der Empfangstheke frei, damit André sich dort auf sein Essen stürzen kann.
    »Hallihallo«, begrüßt André sie und stellt seine Sachen ab. »Das ist eine meiner Tanzpartnerinnen vom Underground - Olivia. Olivia, das ist Marni. Ihr gehört der Laden hier. Sie ist ein Genie.«
    »Bonjour.« Zurückhaltend hebe ich zur Begrüßung die Hand. Bei dem Hinterzimmer hier handelt es sich um eine Art behelfsmäßigen Friseursalon, mit einem Waschbecken in Industriegröße und ein paar Stühlen und Spiegeln. Um uns herum stehen Tische, alle voll mit Rührschüsseln, die nach Chemikalien riechen. Haarfärbemittel. Igitt. Ich rümpfe die Nase, auch wenn mir der Geruch eigentlich vertraut sein müsste.
    »Olivia, hast du Bargeld bei dir? Marni nimmt nämlich nur Bargeld.«
    Tatsächlich bin ich kurz bevor ich in die Metro gestiegen bin noch an einem Geldautomaten vorbeigegangen. »Ja, habe ich. Wieso?«
    »Gut«, sagt André. »Du bist an einem Punkt angekommen, an dem du nicht mehr weiterweißt und das Gefühl hast, festzustecken. Deshalb habe ich dich hierhergebracht, wo ich auch immer hingehe, wenn ich nicht mehr weiterweiß! Du, mein süßes Mädchen, bist in einem Palast für Leute in diesem Zustand. Einer Kathedrale, wenn du so willst. Marni hat wahrhaft göttliche Fähigkeiten. Wart's nur ab!«
    Strahlend schwingt Marni eine glänzende Schere.
    »Oh nein.« Lachend weiche ich einen Schritt zurück. »Ich habe keine Zeit fürs Haareschneiden.« Ich zücke mein Handy und sehe, dass es sogar noch später ist, als ich dachte. »Ich muss zurück zur Schule. Und zwar sofort.«
    »Nein, Olivia«, entgegnet André. »Alles, was du wirklich musst, ist, dich in diesen Stuhl zu setzen und Marnis spezielle Magie auf dich wirken zu lassen.«
    »André, wirklich nicht, ich schwänze nie«, sage ich. »Das gehört zu meiner Vereinbarung mit dem Lycée im Gegenzug dafür, dass ich auch weiterhin beim Underground tanzen kann. Ich darf in der Schule nicht nachlassen, sonst wird die Leiterin des Programms echt sauer. Ich muss jetzt los. Danke für den Tipp, und vielleicht kann ich ja am Wochenende noch mal herkommen?« Die Frage klingt ganz giksig, so nervös bin ich.
    »Olivia, jetzt hör mir mal gut zu«, sagt André. Er legt mir seine große Hand auf die Schulter und führt mich zum Friseurstuhl. »Die Schule kann warten, deine labile Psyche aber nicht. Ich verspreche dir, dass es das Schwänzen wert ist.«
    Ich schlucke und betrachte mich im Spiegel, versuche aber nicht mehr, aufzustehen und rauszugehen. Andrés gefühlvolle Stimme hat eine beruhigende und hypnotisierende Wirkung auf mich.
    Seit September, damals noch in Kalifornien, war ich nicht mehr beim Friseur. Mein Haar ist oben sieben Zentimeter lang dunkelbraun, gefolgt von 25 Zentimetern gebleichtem, ausgetrockenetem Honigblond.
    Im Licht dieser Lampen und unter Beobachtung dieser beiden Menschen, die an diesem ganz normalen Mittwoch besser zurechtgemacht sind als ich auf dem Abschlussball im letzten Jahr, weiß ich, dass ich einfach nicht nach Paris gehöre. Mein Platz ist eigentlich wieder in der Scripps Ranch, bei meinem sportlichen Exfreund, meiner Mom und meinem kleinen Bruder. Selbst die Mädchen in dem Örtchen Hamlet nördlich von San Diego gehen nicht so nachlässig mit ihrem Äußeren um wie ich. Sie achten darauf, dass sie sich alle sechs bis acht Wochen die Haare blond färben, und sie gehen nicht mit schwarzen Sweatshirts mit Bleichflecken auf den Ärmeln außer Haus, so wie ich heute Morgen.
    »Un changement total - eine komplette Verwandlung«, weist er Marni an. » D'accord

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