Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
Vom Netzwerk:
superklasse, dich hier zu haben!«
    »Oh, cool, ich freue mich, dass du noch Lust drauf hast. Pierson meinte nämlich, es gäbe schlechte Neuigkeiten wegen der Freundin, die ihr doch gesucht habt. Ich dachte, du bist vielleicht zu niedergeschlagen für einen spontanen Besucher.«
    Das lasse ich mir kurz durch den Kopf gehen. Kaum hat Bobby angeboten zu kommen, sind all meine Gedanken an PJ aus dem Fenster hinaus- und auf den Platz Saint-Lambert unter meinem Balkon geflogen. Mich überkommen Schuldgefühle. »Das ist echt ziemlich kompliziert. Hast du denn irgendwelche Medienberichte mitbekommen?«
    »Nur den Artikel aus der International Herald Tribune, den du an Pierson gemailt hast. Echt abgefahren, Mann.«
    »Ja, es ist total verrückt. Um unsere Schule herum lungern lauter Reporter und lauern darauf, dass irgendetwas Neues passiert, damit sie uns befragen und zitieren können. Aber es gibt nichts Neues.« Die Reporter, die nicht nur aus Frankreich, sondern auch aus England und Amerika kommen, lassen mir jedes Mal, wenn ich an ihnen vorbeigehe, das Blut bis ins Mark gefrieren. Immer fragen sie uns, ob wir Penelope gekannt haben und ob sie Kontakt mit uns aufgenommen hat. Aber wir Lycée-Schüler behandeln sie alle wie Luft.
    »Wie geht's dir damit?«
    »Ziemlich beschissen«, antworte ich. Ich habe Angst, tiefer ins Detail zu gehen. »Aber was kann man machen? Nix. Nur rumsitzen und abwarten.«
    »Aber wie geht's dir damit?«
    Ich stutze. Will Bobby das wirklich wissen? Ich meine, Bobby kennt PJ ja nicht mal. »Na ja ... ich fühle mich ... schlecht. Ich bin verwirrt. Ich habe ... Angst.«
    Bobby bleibt stumm.
    »Außerdem habe ich diese seltsame Hoffnung. Aber das darfst du echt niemandem erzählen, okay? Auch nicht Pierson.«
    »Okay, Mann«, erklärt sich Bobby einverstanden.
    »Ich glaube, dass sie noch lebt«, flüstere ich in mein Handy.
    »Was?«, fragt Bobby. »Meinst du das ernst?«
    »Todernst.« Ich räuspere mich. Den Blick unverwandt auf meine Zimmertür gerichtet, beschließe ich, Bobby zu erzählen, was ich bisher noch niemandem anvertraut habe. Ich starre auf einen winzigen Riss im weißen Türlack, den ich aber kaum wahrnehme. Eigentlich nehme ich gar nichts richtig um mich herum wahr. »Auf der Rückfahrt von Amsterdam nach Paris musste ich wegen des Zugstreiks blöderweise in Rouen umsteigen. Ich schwöre zu Gott, dass ich da ein Mädchen neben meinem Zug habe herlaufen sehen, das genauso aussah wie PJ.«
    »Echt?«, sagt Bobby überrascht und macht eine kurze Denkpause. »Und das war, nachdem man ihren Abschiedsbrief gefunden hat?«
    »Na ja, nein«, gebe ich zu. »Es war davor. Aber dazu kommt ... Es gibt dieses Foto von den Rucksäcken, die sie zusammen mit dem Abschiedsbrief auf der Brücke in Rouen gefunden haben. Das Foto, das sie immer wieder in allen Zeitungen abdrucken. Als ich PJ kennengelernt habe, hat sie auch einen Rucksack dabeigehabt, das weiß ich genau. Aber der sah ganz anders aus als der auf dem Foto.«
    »Warte mal.« Bobby bedeckt mit der Hand kurz seine Sprechmuschel. Dann ist er wieder in der Leitung, jetzt aber mit noch leiserer Stimme als zuvor. »Tut mir leid, ich habe Pierson gesagt, dass ich kurz mal in den Flur rausmuss. Also, was hast du gerade gesagt?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Ich reibe mir die Augen und lasse den Kopf in den Nacken fallen. Ich bin so müde! Nichts ergibt irgendeinen Sinn. Ich blinzle angestrengt, während ich mir das Ganze zum Millionsten Mal durch den Kopf gehen lasse. Die Worte auf dem Merkblatt für das Kreative Schreiben vor mir beginnen zu verschwimmen. »Aber das ist zu abgefahren, oder?«
    »Du gehst doch in die Kirche, Zack?«, fragt Bobby mich.
    »Ha, ertappt. Aber ich würd's nicht tun, wenn meine Eltern nicht Kost und Logis daheim davon abhängig machen würden. Wieso?«
    »Na ja, ich meinte eigentlich, du glaubst doch an Jesus und Gott, stimmt's?«
    »Ja, schon«, antworte ich. »Warum?«
    »Na ja, manchmal denke ich, dass Menschen etwas unbedingt glauben wollen, und dann passiert etwas Merkwürdiges, was wie ein Wunder oder wie ein Zeichen wirkt, obwohl es sich eigentlich nur um etwas ganz Alltägliches handelt. Andere Menschen wissen nicht, was sie glauben sollen, aber Gott haut ihnen immer wieder irgendwelche Beweise um die Ohren.«
    »Und um was von beidem handelt es sich deiner Meinung nach hier?«
    »Um was von beidem handelt es sich denn deiner Meinung nach?«
    »Ich glaube, sie ist irgendwo da draußen, und zwar viel

Weitere Kostenlose Bücher