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Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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Wie kann ich Ihnen helfen?
    »Es ist lustig, zu sehen, wie eine hübsche junge Frau ihren Kindern Benehmen beizubringen versucht«, sagt der Typ zu mir. Er ist doch kein Amerikaner - er hat einen starken französischen Akzent -, aber auch kein Pariser. Er klingt eher wie die Leute, mit denen wir in Toulouse und Montauban gesprochen haben. »Tut mir leid, dass ich gelacht habe, aber das ist sehr süß. Sie sind sehr süß. Genau wie Ihre Kinder.«
    »Ja, finden Sie?«, sage ich, erfreut, dass er mich süß genannt hat. Gleichzeitig habe ich, als ich seinen Akzent gehört habe, das Interesse an dem Typ verloren. Franzosen machen nichts als Ärger. Sie flirten aus Spaß, verabreden sich aus Spaß und brechen Herzen nur so aus Spaß. Dabei habe ich mich noch mit keinem verabredet (und das würde ich auch nie tun!), aber so was weiß man einfach. Ich meine, dazu muss man sich nur mal anschauen, wie ich heute aussehe: Jeans, meine Wildlederstiefel und eine karierte Jacke aus einer alten Helmut-Lang-Kollektion. Er ist also bloß jung und frech, mehr nicht. »Danke. Ich meine, merci.«
    »Je vous en pris«, sagt er.
    Sein Charme gefällt mir. Aber so leicht gehe ich ihm nicht auf den Leim! Schließlich ist er Franzose. Nein, kommt nicht infrage. Das ist ein Versprechen, das ich mir vor langer Zeit mal gegeben habe - und das werde ich auf gar keinen Fall brechen.
    Die Zuschauer applaudieren den Puppen, und dann kommen die Puppenspieler hinter dem kleinen Theater hervor und verbeugen sich. Ich erinnere mich daran, Emeline und Albert im Auge zu behalten, die mit ein paar anderen Rabauken-Kindern angebändelt haben und in der Menge herumtollen, während ihre Mütter miteinander plaudern.
    »Kommen Sie oft hierher?«, frage ich. »Ich meine, bei einer Puppentheatervorstellung herumzulungern, mag ja eine tolle Möglichkeit sein, Mädchen abzuschleppen, aber es spricht nicht gerade für einen jungen Mann, wenn er das öfters macht.«
    »Oh nein«, sagt der Typ. »Du kannst übrigens Du zu mir sagen und mich Denny nennen. Ich habe bei Bread & Roses zu Mittag gegessen und bin dann wieder hierhergegangen, um an der Station Cluny in die Metro zu steigen. Als ich am Puppentheater vorbeigekommen bin, musste ich einfach kurz stehen bleiben. Als ich noch ein Kind war, in Perigueux, habe ich oft meinen Onkel in Paris besucht. Er hat mich dann immer hier abgesetzt, und ich hab mir das Puppentheater angeschaut. Das war damals mein absoluter Lieblingsort hier.«
    »Bread and Roses?«, frage ich. An der Bäckerei sind wir auf dem Weg in den Park vorbeigekommen. Sie liegt in derselben Straße wie das Apartment der Sanxays.
    »Ja, das ist mein neuer Lieblingsort, wenn ich in Paris zu Besuch bin«, erzählt Denny. »Es ist fantastisch. Warst du schon mal da?«
    »Nein«, antworte ich. Ich kann es auf den Tod nicht ausstehen, wenn jemand anders etwas wirklich Herausragendes in Paris kennt und ich nicht mal einen Schimmer habe, worum es sich dabei handelt. Sofort nehme ich mir vor, Olivia oder eines der anderen Mädchen aus der Schule mal zum Brunchen hinzuschleppen, wenn ich das nächste Mal Geld für so etwas haben sollte.
    »Würdest du gern mal mit mir dort zu Mittag essen? Wie ich sehe, trägst du keinen Ehering, deshalb hoffe ich, du hast nichts dagegen, wenn ich annehme, dass du Single bist. Wie steht's gleich mit morgen? Vielleicht könnte ja jemand in der Zeit auf deine Kinder aufpassen?«
    »Ich bin ... Single«, sage ich und schaue dabei aus irgendeinem Grund auf meine Finger, die in der Tat ringlos sind. Klar, wieso auch nicht? »Meine Kinder?«
    Denny zeigt mit einem Kopfnicken auf das Baby in meinen Armen, dann schaut er hinter mich auf die Stelle, wo Emeline gerade mit Steinen auf das unbespielte, leere Puppentheater wirft. »Ja. Vielleicht könnten wir was alleine unternehmen, ohne deine Kinder, sodass wir uns ein bisschen besser kennenlernen können?«
    »Nein«, widerspreche ich mit schriller Stimme. »Ich bin erst siebzehn!«
    »Na ja, und ich bin zweiundzwanzig«, antwortet er langsam. »Ist der Altersunterschied wirklich zu groß?«
    »Denny!«, entgegne ich mit Nachdruck. »Du hast mich nicht richtig verstanden. Die Kinder gehören nicht zu mir. Ich meine, im Moment natürlich schon, aber ...« In diesem Augenblick merke ich, dass Albert mit seinen vorstehenden Vorderzähnen vom belegten Brot eines anderen Kindes abbeißen will. »Albert, non!«, schreie ich ihn an. »Man isst anderen nicht das Essen weg!« Er beißt trotzdem

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