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Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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Also, dass die Venezuelanerin vielleicht zurückkommt und einverstanden ist, für lau zu arbeiten, weil sie diese Gören nun mal so heiß und innig liebt.
    Mme Sanxay winkt uns zum Abschied und schleicht dann verstohlen aus der Tür, noch bevor ihre Kinder merken, was vor sich geht. Eine vertraute Taktik.
    Diesmal schreien aber weder Albert noch Emeline, als sie merken, dass ihre Mom sich aus dem Staub gemacht hat. Sie haben gerade die Worte Jardin du Luxembourg und spectacle de marionettes aufgeschnappt und benehmen sich nun mustergültig, um zu sehen, ob diese Pläne vielleicht in die Tat umgesetzt werden. Still stehen sie im Wohnzimmer, während vorne auf Alberts Brust der Traubensaftfleck trocknet.
    Ich starre sie abwartend an. Selbst nach mehreren Minuten halten Albert und Emeline noch immer den Mund.
    »Gut! Bien!«, beglückwünsche ich sie. »Gut gemacht!« Ich gehe zu ihren Mänteln, die sie immer an der Wohnungstür auf den Boden schmeißen. »Zieht die an«, befehle ich ihnen. »Und ich gehe währenddessen Charles aufwecken.«
    Mit dem ganz neuen, tollen Gefühl, die Situation im Griff zu haben, schiebe ich den Kinderwagen ins Kinderzimmer. Normalerweise warte ich immer, bis Charles von selbst aufwacht, aber Mme Sanxay hat mir gesagt, ich solle ihn wecken, damit wir um halb vier am Puppentheater im Park sind. In dem abgedunkelten Raum tippe ich Charles' Schulter an, bis sich seine Augen öffnen.
    Bitte weine nicht, dränge ich ihn im Stillen.
    Er heult los.
    Rotzlöffel.
    Ich hole tief Luft. »Sssssch«, mache ich beruhigend.
    Doch er weint weiter. Ich seufze. Dann strecke ich ihm meine Zunge raus, weil ich, wenn ich mich recht erinnere, mal gesehen habe, wie das bei Duane Reade jemand vor mir in der Schlange bei einem weinenden Baby gemacht hat, und das Baby hat daraufhin aufgehört. Aber bei Charles zeigt es irgendwie keine Wirkung.
    Ich höre eine Art Spritzen oder Platschen, wie eine kleine Maschine, die etwas Feuchtes produziert, aber nicht richtig ins Laufen kommt und stottert. Und dann rieche ich es: Charles muss gewickelt werden. Er muss echt andauernd gewickelt werden. Kaum ist er die dreckige Windel los, ist er wieder quietschfidel. Was sagt man dazu? So langsam werde ich eine echte Expertin darin, zu erahnen, was Babys wollen.
    Nachdem er also wieder frisch und sauber ist, wasche ich gründlich meine Hände und suche im Bad nach Mme Sanxays Handcreme. Als ich das Fläschchen finde, ist es leer. Dann ziehe ich Charles behutsam einen kleinen Schneeanzug an, anschließend seine kleinen Schühchen und eine Mütze mit einem hellblauen Bommel obendrauf. So eingemummelt sieht er sogar ziemlich süß aus.
    Ich hebe ihn unter den Achseln hoch, setze ihn in seinen Kinderwagen und befestige den Gurt. Dann schiebe ich ihn in die Diele, wo Albert und Emeline sich meinen Anweisungen widersetzt und noch nicht ihre Mäntel angezogen haben.
    »Albert!«, schreie ich ihn an. »Zieh deinen Mantel an! Ton manteau!« An das Wort für Mantel erinnere ich mich deshalb, weil ich es so oft benutzt habe, als ich im Herbst nach einem neuen Wintermantel gesucht habe. »S'il te plait «, füge ich sanfter hinzu. »Du auch, Emeline. Aussi. Los! Vite!«
    Ich rede eine weitere Viertelstunde auf sie ein, bis sie endlich ihre Mäntel anhaben und sich ihre Schals, Mützen und Handschuhe in die Taschen gesteckt haben, falls es wirklich kalt wird. Genau in diesem Augenblick fängt Charles wieder an zu weinen und Emeline sagt, dass sie aufs Klo muss.
    »Pfui!« Ich gehe mit ihr ins Bad. »Aber du musst dich selbst abwischen. Ich habe heute bereits einen von euch abgewischt und diese furchtbare Seife, die ihr hier habt, macht meine Hände ganz trocken und rissig.« Wie zum Beweis halte ich meine Hände hoch. »Du wischst. D'accord ?«
    Eine weitere Viertelstunde später laufen und rollen wir endlich durch das Osttor des Jardin du Luxembourg, ungefähr fünf Minuten nach Beginn der Puppentheatervorstellung. Auf einer der vorderen Bänke sehe ich noch etwas Platz und zeige darauf. »Los! Allez!«, befehle ich Albert und Emeline. »Setzt euch dahin.«
    Dabei wollte ich eigentlich gar nicht so ... na ja, schreien. Alle Kinder und ein paar Eltern und Kindermädchen, die auf den kleinen Bänken vor dem Puppentheater sitzen, drehen sich entsetzt nach mir um. Ich habe die Vorstellung gestört und außerdem verärgert mit einem Kind gesprochen. Wahrscheinlich ein halber Skandal! Als sich alle wieder zum Theater umgedreht haben, schneide ich

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