Beautiful Disaster: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
dass es dir ernst damit war, wäre es schon zu spät gewesen, allen abzusagen.«
»Was für ein Blödsinn, Shep, und das weißt du auch«, fauchte America. »Du musst da nicht hingehen, Abby.«
Sie hatte recht. Aber ich konnte es Travis nicht antun.
»Wenn ich nicht gehe, muss er ihnen erklären, warum, und ich will ihm sein Thanksgiving nicht verderben. Sie werden alle heimkommen und davon ausgehen, ich wäre auch da.«
Shepley lächelte. »Sie mögen dich alle sehr, Abby. Jim hat erst kürzlich mit meinem Vater über dich gesprochen.«
»Na toll«, murmelte ich.
»Abby hat recht«, sagte Shepley. »Wenn sie nicht hingeht, wird Jim Trav den ganzen Tag über zusetzen.«
America legte mir einen Arm um die Schultern. »Du kannst immer noch mit uns mitfahren. Du bist nicht mehr mit ihm zusammen. Du musst ihn nicht mehr retten.«
»Das weiß ich, Mare. Aber mir kommt es so richtig vor.«
Die Sonne verschmolz mit den Gebäuden vor dem Fenster, und ich stand vor dem Spiegel, bürstete meine Haare und dachte darüber nach, wie ich dieses Theater mit Travis handhaben sollte. »Es ist ein einziger Tag, Abby. Einen Tag kriegst du hin.«
Anderen etwas vorzuspielen war nie ein Problem für mich gewesen; ich machte mir eher Sorgen darüber, was in mir passieren würde, während wir das taten.
Es klopfte.
Ich drehte mich zur Tür um. Kara war nicht da, und auch America und Shepley waren bereits abgereist. Wer sollte das sein? Ich legte die Bürste ab und öffnete die Tür.
»Travis«, schnaubte ich.
»Bist du fertig?«
»Fertig?«
»Ich sollte dich doch um fünf abholen.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich meinte fünf Uhr morgens!«
»Oh, dann muss ich wohl Dad anrufen und ihm sagen, dass wir gar nicht übernachten.«
»Travis!«, jaulte ich auf.
»Ich habe Sheps Auto, damit wir unsere Taschen nicht auf dem Motorrad transportieren müssen. Es gibt ein extra Schlafzimmer, das du benutzen kannst. Wir können uns einen Film anschauen oder –«
»Ich übernachte nicht bei deinem Dad!«
Sein Gesicht verlor jede Fröhlichkeit. »Okay. Dann … bis morgen früh.«
Ich schloss die Tür, lehnte mich von innen dagegen und seufzte verzweifelt auf. Mit seiner enttäuschten Miene vor Augen machte ich die Tür wieder auf und ging auf den Flur hinaus. Dort sah ich ihn Richtung Ausgang gehen und etwas in sein Handy tippen.
»Travis, warte.« Er fuhr herum, und sein hoffnungsvoller Blick bereitete mir geradezu körperliche Schmerzen. »Lass mir eine Minute Zeit, um ein paar Sachen einzupacken.«
Ein erleichtertes, dankbares Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Von der Tür aus sah er mir zu, wie ich ein paar Dinge in eine Tasche stopfte.
»Ich liebe dich immer noch, Täubchen.«
Ich schaute nicht hoch. »Lass das. Ich mache das hier nicht für dich.«
Er holte hörbar Luft. »Ich weiß.«
Wir fuhren schweigend zum Haus seines Vaters. Ich war nervös und unruhig. Kaum waren wir angekommen, tauchten Trenton und Jim strahlend auf der Veranda auf. Travis holte unsere Taschen aus dem Auto, und Jim klopfte ihm auf den Rücken.
»Schön, dich zu sehen, mein Sohn.« Sein Lächeln wurde noch breiter, als er mich ansah. »Abby Abernathy. Wir freuen uns so auf das Essen morgen. Es ist schon lange her, dass … also … es ist schon lange her.«
Ich nickte nur und folgte Travis. Jim legte eine Hand auf seinen gewölbten Bauch und grinste. »Ich habe für euch das Gästezimmer vorgesehen, Trav. Ich dachte mir, auf zwei Einzelbetten in deinem Zimmer seid ihr bestimmt nicht scharf.«
Es fiel mir schwer zuzusehen, wie Travis nach Worten suchte. »Abby ist … äh, sie wird … im Gästezimmer schlafen. Ich nehme dann meins.«
Trenton schnitt eine Grimasse. »Wieso das denn? Sie hat doch auch schon in deiner Wohnung übernachtet, oder?«
»In letzter Zeit nicht«, sagte Travis in dem verzweifelten Versuch, die Wahrheit zu umgehen.
Jim und Trenton wechselten einen Blick. »Thomas’ Zimmer ist seit Jahren nur noch ein Abstellraum, deshalb wollte ich ihm eigentlich dein Zimmer überlassen. Aber ich schätze, er kann auch auf der Couch schlafen«, überlegte Jim und schaute auf die schäbigen, ausgeblichenen Kissen im Wohnzimmer.
»Mach dir keine Gedanken, Jim. Wir wollten nur nicht respektlos sein«, sagte ich und berührte ihn am Arm.
Sein Gelächter dröhnte durchs Haus, und er tätschelte meine Hand. »Du hast meine Söhne doch schon kennengelernt, Abby. Da solltest du doch eigentlich wissen,
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