Beautiful Losers
hier gelungen ist, dem ganzen Scheiß, den du über die Jahre geredet hast, einiges an Gewicht verleiht.
– Reine Eitelkeit!, rief F. Ich musste doch sehen, ob ich das hinbekomme. Ich musste ausprobieren, ob es mich tröstet. Trotz allem, was ich weiß! Nein, Larry hat nichts eingefordert, unser Vertrag war nicht bindend. Das Versprechen, das ich als Junge gegeben habe, war nur ein Alibi! Dieser Abend darf nichts von dem, was ich dir bisher gesagt habe, infrage stellen.
– Weine doch nicht, F.
– Es tut mir leid. Es ging um Rache, ich wollte unbedingt wissen, wie sie schmeckt. Ich wollte als Amerikaner handeln. Ein einziger Besuch sollte ausreichen, um mein Leben wie ein Paket zu schnüren. Aber Larry hat das so nicht gemeint.
Als ich F. an der Schulter packen wollte, stieß ich mit dem Arm an eine Stange voller Bügel. Das metallische Klirren war weniger laut in diesem Raum, weil er kleiner war, die Maschinen surrten in einiger Entfernung, und die Typen mit den geballten Fäusten traten zurück in die Schatten, während wir uns verzweifelt umarmten.
15.
Catherine Tekakwitha, im Schatten des Langhauses. Edith hockt eingefettet im überheizten Zimmer. F. kehrt seine neue Fabrik. Catherine Tekakwitha traut sich am helllichten Tag nicht vor die Tür. Wenn sie doch einmal heraustrat, war sie von Kopf bis Fuß in eine Decke gehüllt, eine Mumie, die das Bein nachzieht. Fern vom Jagdgeschrei, fern vom Sonnenschein, so verbrachte sie ihre Mädchenjahre. Dafür musste sie immer wieder mit ansehen, wie die müden Indianer ihren Hunger stillten und einander fickten, und das Bild der unbefleckten Mutter Maria rasselte ihr im Kopf, lauter schließlich als die Instrumente der Tänzer, und doch war sie scheu wie die Rehe, von denen sie nur gehört hatte. Sie hörte Stimmen, die das Stöhnen und Schnarchen mild übertönten. Wessen Stimmen? Sie wird sich alles genau gemerkt haben. Sie wusste nichts davon, wie der Jäger seiner Beute nachstellt, aber sie wusste sehr wohl, wie er später mit vollgeschlagenem Magen alle viere von sich streckte, sie erkannte ihn am Rülpsen, wenn er seiner ehelichen Pflicht nachkam. Sie wusste um die Vorbereitungen, sie wusste um die Ergebnisse, aber den Berg im Hintergrund, den sah sie nicht. Sie wusste, was die Geschlechter miteinander trieben, aber sie hörte nicht die Lieder, die die Liebenden im Wald summten, sie kannte nicht die kleinen, aus Gras geflochtenen Geschenke, die sie einander machten. Sie muss genaue, lichte Vorstellungen vom Himmel entwickelt haben angesichts dieses Einstürmens menschlicher Mechanik. Sie muss alles gehasst haben, was endlich ist. Trotzdem bleibt es ein Rätsel, wie ihr die Welt derart entgleiten konnte. Dumque crescebat aetate, crescebat et prudentia, erklärt Pater Cholenec 1715. War es der Schmerz? Warum nahmen ihre Visionen nicht die Wendung zum Rabelaisischen? Catherine Tekakwitha war der Name, den man ihr gegeben hatte, die genaue Bedeutung kennen wir nicht. Diejenige, die Ordnung in die Dinge bringt, lautet die Übersetzung von Abbé Marcoux, dem alten Missionar von Caughnawaga. Und Abbé Cuoq, der sulpizianische Indianologe: Celle qui s’avance, qui meut quelquechose devant elle. Wie eine, die sich im Schatten vorantastet, die mit ausgestreckten Armen geht, so erläutert P. Lecompte. Gehen wir also davon aus, dass ihr Name beide Bedeutungen einschließt: diejenige, die Ordnung in die Schatten bringt, wenn sie voranschreitet. Vielleicht ist dies auch die Art, wie ich dich erreiche, Catherine Tekakwitha. Ein gütiger Onkel nahm das Waisenkind auf. Nach der Pest zog das ganze Dorf um, eine Meile stromaufwärts am Mohawk River, kurz vor der Mündung des Auries-Flusses ließen sie sich nieder. Der Ort hieß jetzt Gandaouagué, ein weiterer Name, der uns in mehreren Formen überliefert ist, Gandawagué ist ein Wort der Huron-Indianer, mit dem die Miss ionare einen Wasserfall oder eine Stromschnelle bezeichneten, Gahnawagué im Dialekt der Mowhawk, aus Kaknawaké wurde schließlich Caughnawaga. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Hier wohnte sie bei ihrem Onkel, seiner Frau und seinen Schwestern, er h atte ein eigenes Langhaus gebaut, es gehörte zu den größten im Dorf. Die Frauen der Irokesen arbeiteten hart. Kein Jäger schleppte seine eigene Beute nach Hause. Er schnitt den Bauch des Tieres auf, riss eine Handvoll Eingeweide heraus und lief oder tanzte mit dem triefenden Gedärm nach Hause, hier und da hängte er etwas über einen Zweig, drapierte ein
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