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Beautiful Losers

Beautiful Losers

Titel: Beautiful Losers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Cohen
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Golfspielerinnen in meinem Bett räkeln. Ich hatte vergessen, dass ich verzweifelt war. Ich hatte vergessen, dass ich meine Studien in dieser Verzweiflung aufgenommen hatte. Meine Aktentasche hat mich hereingelegt. Meine ordentlichen Notizen haben mich getäuscht. Ich hielt es für Arbeit. P. Cholenecs alter Wälzer über Catherine Tekakwitha, das Manuskript von M. Remy, Miracles faits en sa paroisse par l’intercession de la B. Cath. Tekakwith, von 1669, entdeckt in den Archiven des Collège Sainte-Marie – alles vermeintliche Beweise dafür, dass ich meine Aufgabe gemeistert habe. Ich begann Pläne zu schmieden, wie ein Gymnasiast vor dem Abitur. Ich vergaß, wer ich war. Ich vergaß, dass ich niemals gelernt hatte, Mundharmonika zu spielen. Ich vergaß, dass ich das Gitarrespielen aufgegeben hatte, weil ich mir an der F-Saite die Fingerkuppen blutig gespielt habe. Ich vergaß die Socken, die vor getrocknetem Samen steif waren. Ich war ein junger Tenor, der versuchte, mit einer Gondel an der Pest vorbeizugleiten, es war nur eine Frage der Zeit, bis mich ein Tourist auf Talentsuche entdeckte. Ich vergaß, dass Edith mir Weckgläser gereicht hatte, die ich nicht öffnen konnte. Ich vergaß, wie Edith gestorben war, wie F. gestorben war, als er sich mit dem Vorhang den Arsch abwischte. Ich vergaß, dass ich nur noch einen einzigen Versuch habe. Ich glaubte, Edith würde sich in einem Katalog zur Ruhe legen. Ich glaubte, ein Bürger zu sein, ein Privatmann, einer, der öffentliche Einrichtungen nutzt. Ich vergaß, dass ich unter Verstopfung litt. Die Verstopfung hatte mich nicht vergessen. Seit ich diese Liste zusammengestellt habe, bin ich verstopft. Fünf Tage, die von der jeweils ersten halben Stunde ruiniert wurden. Warum gerade ich? – Die große Klage der Verstopften. Warum funktioniert die Welt für mich nicht? Der e insame Mann, der auf der Porzellanmaschine sitzt. Was habe ich gestern nur falsch gemacht? Welcher uneinnehmbare Panikraum meiner Psyche braucht diese Scheiße? Wie kann ich mit etwas Neuem beginnen, wenn die Scheiße von gestern noch in mir ist? Ein Geschichtshasser hockte auf makellos weißem Porzellan. Wie lässt sich überhaupt beweisen, dass mein Körper auf meiner Seite ist? Ist mir mein Magen feindlich gesinnt? Der chronische Verlierer des Morgen roulettes plant seinen Selbstmord: ein Sprung in den St. Lawrence, das versiegelte Gedärm zieht ihn hinab. Wozu sind Filme gut? Für Musik bin ich zu schwer. Wenn ich nicht jeden Tag ein Zeichen hinterlasse, bleibe ich unsichtbar. Altes Essen ist Gift, selbst aus festen Säcken sickert es heraus. Schließ mich auf! Ausgebrannter Houdini! Du hast deine Zauberkraft verloren! Der Mann hockt da und hadert mit Gott, er schreibt alle seine Neujahrsvorsätze auf, er reicht eine Liste nach der anderen ein. Ich esse nur noch Salat. Wenn du mir eine Krankheit zugedacht hast, dann lass es Durchfall sein. Lass mich dir helfen, Blumen und Mistkäfer zu ernähren. Gewähre mir Einlass in den Club der Welt. Für wen sind denn die Sonnenuntergänge, wenn nicht für mich? Aber ich kann sie längst nicht mehr genießen. Ich werde meinen Zug verpassen. Ich muss dich warnen: Der Teil der weltweiten Arbeit, der mir zugeteilt ist, wird vorerst liegenbleiben. Wenn eine Münze im Schließmuskel stecken muss, dann lass es eine chinesische Münze sein. Warum gerade ich? Ich werde die Forschung gegen dich benutzen. Ich werde Pillen einwerfen wie Wasserminen. Es tut mir leid, es tut mir leid, nein, mach es nicht noch enger! Es nützt alles nichts – ist das die Lehre, die ich daraus ziehen soll? Der Mann, der auf der Schüssel hockt und drückt, ist bereit, alle Systeme abzuschalten. Nimm mir die Hoffnung, nimm dir die Kathedralen, nimm das Radio, nimm meine Studien. Es ist hart, das alles aufzugeben, aber die Scheiße ist noch viel härter. Jawohl, auch das System der Entsagung gebe ich auf. In der Morgendämmerung krümmt sich ein Mann in seinem gekachelten Gerichtssaal, er probiert tausend verschiedene Vereidigungsformeln. Ich bitte darum, aussagen zu dürfen! Ich bitte darum, die Ordnung der Dinge vorlegen zu dürfen. Ich bitte darum, einen Schatten werfen zu dürfen! Ich bitte um Entleerung, wenn ich leer bin, kann ich empfangen, wenn ich empfangen kann, weiß ich, dass es von außen kommt, nicht aus mir selbst, und wenn es von außen kommt, weiß ich, dass ich nicht allein bin! Diese Einsamkeit, ich ertrage sie nicht. Es ist ja vor allem Einsamkeit. Es liegt mir

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