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Beautiful Losers

Beautiful Losers

Titel: Beautiful Losers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Cohen
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Stück auf einem Strauch. Ich habe ein Tier erlegt, sagte er zu Hause zu seiner Frau, worauf sie der glitschigen Spur in den Wald folgte. Entlohnt wurde sie mit der erlegten Beute selbst, mit der Aufgabe, sie nach Hause zu zerren. Ihr Mann schlief zu diesem Zeitpunkt mit knurrendem Magen am Feuer. Es waren die Frauen, die die unangenehme Arbeit machen mussten. Nur mit Krieg, Jagd und Fischfang gab sich der Mann ab, alles andere war unter seiner Würde. Die restliche Zeit vertrieb er sich, er rauchte und spielte und redete mit seinen Freunden, er aß und schlief. Catherine Tekakwitha gehörte zu denjenigen, die ihre Arbeit gern machten. Die anderen Mädchen brachten sie schnell hinter sich, sie wollten lieber tanzen und flirten, sie kämmten sich die Haare und malten sich die Gesichter an, sie zogen Ohrringe an und schmückten sich mit buntem Porzellan. Sie trugen feine Felle und bestickte, mit Glasperlen und dem Gefieder des Stachelschweins verzierte Beinkleider. Wie hübsch! Warum habe ich mich nicht in so eine verliebt? Hört Catherine, wie sie tanzen? Oh, ich will eine von den Tänzerinnen haben! Ich möchte Catherine, die im Langhaus arbeitet, überhaupt nicht stören. Die dumpfen Sprünge der Tanzenden ziehen brennende Kreise in ihrem Herzen. Diese Mädchen machen sich keine Gedanken um das, was morgen kommt, nur Catherine, die reiht ihre Tage auf wie Perlen an einer Kette, sie verknüpft die Schatten miteinander. Ihre Tante lässt nicht locker. Hier, eine Halskette, zieh die mal an, meine Liebe, und warum malst du dir eigentlich nicht das fahle Gesicht an? Sie war noch sehr jung und ließ sich schmücken, was sie sich später niemals verzieh. Noch zwanzig Jahre später vergoss sie Tränen ob dieser Sünde, die sie für eine ihre schwersten hielt. Worauf lasse ich mich da eigentlich ein? Kann ich mit dieser Frau überhaupt etwas anfangen? Es dauerte eine Weile, bis die Tante nachgab. Erst dann konnte sie sich wieder ganz der Arbeit widmen. Mit einer Hingabe, die bemerkenswert war, beugte sie sich über den Mörser, schleppte Wasser, sammelte Holz und bearbeitete die für den Markt bestimmten Felle. »Douce, patiente, chaste, et innocente«, so P. Chauchetière. »Sage comme une fille française bien élevée«, fährt er fort. Wie ein wohlerzogenes französisches Mädchen! Oh, die hinterhältige Kirche! F., ist es das, was du von mir verlangst? Ist dies meine Strafe dafür, dass ich Ediths Rutschpartie nicht mitgemacht habe? Sie war von Kopf bis Fuß mit rotem Fett angemalt, ich dachte nur an mein weißes Hemd. Ich habe die Tube inzwischen an mir selbst ausprobiert, aus Neugier, eine einzige, leuchtende Spur, die mir genauso wenig brachte wie F.s Akropolis an jenem Morgen. Nun lese ich, dass Catherine Tekakwitha eine große Begabung für Handarbeit hatte, insbesondere die Stickerei, dass sie wunderschöne, bestickte Beinkleider herstellte, sowie Tabakbeutel, Mokassins und Muschelketten. Stunde um Stunde beschäftigte sie sich mit Wurzeln und Aalhaut, mit Muscheln, Porzellan und Federn. Für jeden stellte sie etwas her, nur nicht für sich selbst. Wen verehrte sie wohl im Stillen? Ihre Muschelketten – Wampums – waren äußerst begehrt. War es ihre Art, sich über Geld lustig zu machen? Vielleicht war sie frei, sich kunstvolle, farbenprächtige Muster auszudenken, weil sie alles Wirtschaftliche verachtete, wie auch F., der die Fabrik gekauft hatte, es verachtete. Oder bin ich einem Missverständnis aufgesessen? Ich habe keine Lust mehr auf die Fakten, ich habe keine Lust auf Spekulation, ich sehne mich danach, in der Unvernunft aufzugehen. Ich wünsche mir, von ihr fortgerissen zu werden wie von einem brodelnden Fluss. Es interessiert mich gerade überhaupt nicht, was unter ihrer Decke vorgeht. Ich will von ungerichteten Küssen bedeckt werden. Ich will, dass meine Streitschriften gelobt werden. Warum macht mich die Arbeit so einsam? Es ist nach Mitternacht, der Aufzug steht still. Das Linoleum ist neu, die Wasserhähne sind dicht, dank F.s Vermächtnis. Ich will jeden Orgasmus nachholen, den ich nicht eingefordert habe. Es ist Zeit für einen neuen Beruf. Was habe ich Edith angetan, dass mir keine Erektion mehr gelingen will, wenn sie vor meinem geistigen Auge erscheint? Ich hasse diese Wohnung. Warum habe ich die Einrichtung erneuert? Der Tisch könnte in Gelb ganz gut aussehen, habe ich gedacht. Oh mein Gott, bitte jag mir einen Schrecken ein. Warum sind die beiden, die mich geliebt haben, in dieser Nacht

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