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Beautiful Losers

Beautiful Losers

Titel: Beautiful Losers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Cohen
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goss es langsam über die Köpfe der gefangenen Priester.
    – Wir taufen euch, riefen sie höhnisch, dass euch Glück im Himmel widerfahre. Ihr habt uns ja erzählt, dass das Glück im Himmel größer wird, je mehr man auf Erden leidet.
    Brébeuf stand wie ein Fels. Es folgten noch einige widerliche Quälereien, bevor sie ihn schließlich skalpierten. Als sie ihm die Brust öffneten, war er noch am Leben. Die Menge drängte heran, um das Blut eines derart standhaften Feindes zu trinken und sein Herz zu verschlingen. Die Tortur hatte vier Stunden gedauert, seine Mörder kamen aus dem Staunen nicht heraus.
    Lalemant, der von Kind an eher schwächlich war, wurde ins Haus zurückgetragen. Dort wurde er die ganze Nacht gefoltert. Als die Dämmerung heraufzog, nahm ein Indianer, der genug hatte, seine Axt und schlug ihn tot. An seinem Körper war keine Stelle, die nicht versengt war, »selbst die Augen, in deren Höhlen die Verruchten heiße Kohlen gedrückt hatten«. Seine Tortur dauerte siebzehn Stunden.
    – Wie fühlst du dich, Edith?
    Ich hätte gar nicht zu fragen brauchen. Mein Vortrag hatte nur dazu geführt, dass sie dem Höhepunkt, den sie nicht erreichen konnte, näher gekommen war. Schrecklich war der gierige Hunger, der in ihrem Stöhnen lag, ihre Gänsehaut strahlte in der verzweifelten Hoffnung, dass sie bald aus den Schlingen unerträglicher fleischlicher Lust befreit würde, um in jenes blinde Reich aufzufahren, das dem Schlaf, dem Tod so ähnlich ist. Sie sehnte sich, die Reise der Lust aus der Lust anzutreten, die der Mensch als Waisenkind auf sich nimmt, um in eine molekulare Ahnenschaft einzugehen, die anonymer ist als Vormundschaft und Blutsverwandtschaft, und doch die Seele besser nährt.
    Mir war klar, dass sie es nicht schaffen würde.
    – F., hol mich hier raus, stöhnte sie erbärmlich.
    Ich steckte den Dänischen Vibrator ein. Was folgte, war ein entwürdigendes Schauspiel. Sobald die köstlichen Schwingungen auf meine Handfläche traten wie ein Chor wiegender Seegräser, eine Armee von taktsicheren Streichlern, war ich nicht mehr gewillt, das Gerät an Edith abzugeben. Irgendwie bemerkte sie in ihrer saftigen Qual sogar, dass ich versucht hatte, die verbesserten Saugspanner in die Schatten meiner Unterhose zu schieben.
    Sie richtete sich aus ihrer Lache auf und warf sich auf mich.
    – Gib mir das, du fiese Ratte!
    Wie eine Bärin (nach einem Bild aus tiefster Vergangenheit?) schwang sie die Faust. Ich hatte noch keine Gelegenheit gehabt, die verbesserten Zauberstrapse festzuziehen, der Vibrator entwischte meiner Umarmung. Und so schlug der Bär mit einem einzigen Hieb seiner scharfkralligen Tatze den Fisch aus dem Busen des Stroms. Krebsartig schlitterte der D. V. über den polierten Boden, er surrte wie eine umgestürzte Lokomotive.
    – Du Egoist, fauchte Edith.
    – Das wäre die Betrachtungsweise einer Frau, die lügt, die keine Dankbarkeit kennt, sagte ich so sanft wie möglich.
    – Lass mich in Ruhe.
    – Ich liebe dich, sagte ich und schob mich vorsichtig zu dem D. V. Ich liebe dich, Edith. Vielleicht habe ich es nicht richtig gemacht, aber ich habe dich immer geliebt. War es egoistisch, dass ich versucht habe, dein Leiden zu lindern, deines und seines (das bist du, alter Kumpel)? Überall habe ich das Leiden gesehen. Ich ertrug es nicht, dir in die Augen zu sehen, in deine Madennester, wimmelnd vor Schmerz und Sehnsucht. Ich ertrug es nicht, euch zu küssen, denn eure Umarmungen waren verzweifelte, beißende Hilfeschreie. Und wenn ihr über Geld lachtet oder über Sonnenuntergänge, hörte ich die Gier, die euch die Kehlen von innen zerriss. Am höchsten Punkt des Sprungs, knapp über der Latte, sah ich schon, wie eure Körper verfielen. Zwischen euren Samenergüssen verkündetet ihr eure reumütigen Botschaften. Tausende Arbeiter traten an, Tausende wurden zerquetscht, gefangen unter neuen Straßennetzen. Ihr wart nicht glücklich, dass ihr euch die Zähne putzen musstet. Dir habe ich Brüste gegeben und Nippel: Ist es dir gelungen, jemanden zu nähren? Dir habe ich einen Schwanz gegeben, er besitzt ein eigenes Gedächtnis: Ist es dir gelungen, ein Volk aufzurichten? Ich habe dir im Kino den ganzen Zweiten Weltkrieg vorgeführt: Warst du erleichtert, als du nach draußen kamst? Nein, du hast dich auf das Dornenbett der Forschung geworfen. Ich habe dir den Schwanz gelutscht, doch du hast nur geheult, weil du mir etwas Stärkeres verabreichen wolltest als dein Gift. Jedes Mal, wenn

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