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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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aus ihrer Halterung, die griffbereit über der Tür zur Diele in einem Gewehrregal hing. Hastig griff sie eine Hand voll Patronen, ließ sie in ihre Schürzentasche fallen, klappte den Doppellauf auf, schob zwei weitere Patronen in die Kammern, ließ den Lauf wieder zuschnappen und spannte beide Hähne.
    Jetzt fühlte sie sich schon um einiges sicherer, aber am wilden Hämmern ihres Herzens änderte auch die geladene Waffe in ihren Händen nichts.
    »Nur keine Angst!«, murmelte Becky, um sich selber Mut zu machen, während sie zur Tür schlich. Sie sagte sich, dass in dieser Situation Angriff die beste Verteidigung sei und dass zwei Indianer mit Messern und Lanzen wohl keine Chance gegen eine doppelläufige Flinte haben dürften.
    Ganz vorsichtig öffnete sie die Haustür. Wie dankbar war sie Emily jetzt dafür, dass sie es auch mit den kleinen Arbeiten im Haus, zu denen das regelmäßige Ölen der Türscharniere gehörte, weil sie das nervtötende Quietschen nicht ausstehen konnte, stets so genau nahm.
    Der Indianer mit der Lanze stand jetzt seitlich zu ihr am Ende des Maisfeldes und machte einen unschlüssigen Eindruck, als wüsste er nicht, was er nun tun sollte.
    »Runter mit der Lanze!«, brüllte Becky so laut und so herrisch, wie sie nur konnte, während sie mit der Waffe im Anschlag von der Veranda sprang und über den Hof auf ihn zustürzte.
    Der Indianer, der eine speckige Lederhose trug, fuhr sichtlich erschrocken zu ihr herum.
    »Lass sofort die Lanze fallen oder ich brenne dir eine Ladung Schrot in deine rote Haut!«, schrie Becky ihn an und sah nun, dass der Indianer ein noch junger Mann war und nur wenige Jahre älter als Timothy sein konnte. Sie konnte jetzt auch andere Einzelheiten ausmachen, etwa dass die Kette um seinen Hals aus mehreren aneinander gereihten Vogelkrallen bestand. Sie fühlte sich wie aufgepeitscht. Eine wilde Woge der Aggression überkam sie und ließ in ihr keinen Raum für das Bewusstsein von Angst und Gefahr.
    Der Indianer stand wie erstarrt.
    »Runter mit der Lanze!«, brüllte Becky erneut und hob die Flinte an die Schulter.
    In dem Moment tauchte zu ihrer Linken, im Durchgang zwischen Scheune und Geräteschuppen, eine schattenhafte Gestalt auf und sprang auf sie zu.
    »Nicht!«, schrie die Gestalt.
    Becky sah nur die Bewegung, wirbelte herum und zog in panischer Angst den Abzug durch.
    Im selben Augenblick, als sich die Waffe donnernd entlud und der Rückstoß ihr den Kolben schmerzhaft gegen die Schulter rammte, riss eine Hand den Lauf hoch, sodass die Schrotladung in die Seitenwand der Scheune einschlug.
    Harvey Willard stand vor ihr.
    »Bist du verrückt geworden?«, stieß er hervor. »Was ist bloß in dich gefahren? Was fuchtelst du denn hier mit der Schrotflinte herum?«
    Entgeistert starrte ihn Becky an, während der Indianer mit seiner Lanze wie der Blitz hinter der Scheune verschwand und im nächsten Augenblick auf dem Rücken eines bunt gescheckten Pferdes davongaloppierte.
    »Hat dir denn noch keiner von Moharala erzählt?«, fragte er und nahm ihr die Schrotflinte aus den zitternden Händen.
    »Nein... nein«, stammelte sie.
    »Himmel, das wäre ja um ein Haar böse ins Auge gegangen! Du hast dem armen Moharala einen Heidenschreck in die Glieder gejagt!« Er lachte, als ihm dämmerte, was Becky wohl gedacht hatte. »Du hast angenommen, er wollte dich überfallen und womöglich auch noch skalpieren, nicht wahr?«
    »Was hätte ich denn sonst denken sollen?«, antwortete sie ärgerlich. »Ich habe noch nie einen Indianer gesehen! Und was hat er hier überhaupt zu suchen?«
    »Moharala ist mein Freund, er gehört zum Stamm der Delawaren, die längst in alle Winde verstreut sind, und er ist so harmlos, wie man nur sein kann. Frag die Newmans. Bei der Ernte hilft er manchmal auch hier bei euch aus«, erklärte Harvey mit einem breiten Grinsen. »Wir haben ein Opossum gejagt, das sich auf eure Farm geflüchtet hat. Moharala war sich sicher, dass es sich im Maisfeld versteckt hat, während ich glaubte, gesehen zu haben, wie es hinter der Scheune verschwunden ist. Und dann tauchst du plötzlich mit der Flinte auf und versetzt uns in Angst und Schrecken!«
    »Das konnte ich ja wohl nicht wissen!«, erwiderte sie grimmig und hatte Mühe, sich ihre Beschämung nicht anmerken zu lassen.
    »Ich denke mal, diese nette Geschichte behalten wir besser für uns«, sagte er unvermindert grinsend und gab ihr die Flinte zurück. »Muss ja keiner wissen, dass du dich als weiblicher

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