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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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ihr zurückkehrten. »So, und nun zu dir! Ich wette, du hast ihm das Bett auf euren Gaunerreisen gewärmt und bist seine Komplizin! Am besten knüpfen wir sie gleich neben dem Prediger an den Ast!«, sagte Marty verächtlich.
    In panischer Todesangst beteuerte Becky, nichts mit Jeremiah Glenfield und schon gar nichts mit seinem Verbrechen zu tun zu haben und dass sie ihm doch erst am frühen Nachmittag in Hunts Corner begegnet war, wo sie ihn gebeten hatte, sie auf ihrem Weg nach Süden mitzunehmen.
    Überzeugen konnte sie den Mann mit der Hasenscharte mit ihren Beteuerungen jedoch nicht. »Ich sage euch, die ist so ausgekocht und lügt so unverfroren wie der Mistkerl von Prediger!«, verkündete er und plädierte erneut dafür, auch mit ihr kurzen Prozess zu machen.
    Cliff jedoch hatte Bedenken. »Ich weiß nicht, Marty«, sagte er und zog die Unterlippe zwischen die Zähne. »Von einem Mädchen hat mein Vater nichts erzählt. Und er saß doch draußen auf der Veranda, wie er mir erzählt hat, als der Planwagen mit Glenfield vorgefahren ist. Also wenn sie mit ihm gekommen wäre, hätte mein Vater das bemerkt und sicherlich nicht vergessen, sie zu erwähnen.«
    »Vielleicht hat sie sich ja im Wagen versteckt«, vermutete Marty.
    »Möglich«, räumte Wesley ein. »Aber dann ist sie wohl kaum am Überfall auf Cliffs Vater beteiligt gewesen. Und sie einfach so aufzuhängen... also ich weiß nicht, das wäre vielleicht zu voreilig. Kann doch sein, dass sie die Wahrheit sagt. Und dann will ich ihr Blut nicht an meinen Händen haben.«
    »Ich auch nicht«, sagte Cliff. »Außerdem ist aufgeschoben ja nicht aufgehoben. Der Vogel fliegt uns ja nicht weg. Wenn wir uns morgen auf den Rückweg machen, können wir uns in Hunts Corner umhören, ob es stimmt, was sie uns erzählt hat. Und wenn die Sache dann immer noch unklar ist, nehmen wir sie mit nach Hause und fragen meinen Vater, ob sie bei dem Prediger gewesen ist oder nicht.«
    »Gute Idee!«, sagte Wesley. »So machen wir es!«
    Marty war von dem Vorschlag wenig angetan und hätte sie offenbar lieber gleich neben dem Prediger hängen gesehen, beugte sich jedoch dem Beschluss seiner Gefährten. Allerdings ließ er es sich nicht nehmen, ihr Arme und Beine zusammenzubinden und sie an den Baum zu fesseln, von dessen Ast der Leichnam des Predigers hing.
    Und so begannen, mit einem Toten über ihrem Kopf, die längsten und schauerlichsten Nachtstunden ihres Lebens.

61
    D IE Fesseln schmerzten, aber die drei Männer aus den Wäldern von West Virginia lachten nur höhnisch, als Becky über ihre Schmerzen klagte, und rieten ihr, sich still zu verhalten, wenn sie nicht noch Übleres erleben wollte. Und ihre schmutzigen Witze ließen keinen Zweifel, was sie am liebsten mit ihr gemacht hätten.
    Sie hatten Jeremiahs Planwagen durchwühlt und dabei nicht nur den Revolver von Cliffs Vater gefunden, sondern auch noch eine bauchige Korbflasche, die mit Whisky gefüllt war. Und den führten sie sich ausgiebig zu Gemüte, während sie ihre erfolgreiche Jagd auf den verbrecherischen Prediger besprachen und sich dann über den bevorstehenden Krieg ausließen.
    Wie Becky ihren Äußerungen entnehmen konnte, hatten sowohl die Konföderierten als auch die Union der Nordstaaten starke Truppenverbände in eine Gegend südlich von Washington in Marsch gesetzt, die zwischen Alexandria und Fredericksburg lag. Irgendwo dort würde es wohl zur ersten Schlacht des Bürgerkrieges kommen. Die Rede war von dreißigtausend Soldaten, die Lincoln in das erste Gefecht schickte, und fast so vielen konföderierten Truppen.
    Grenzenlose Verzweiflung überkam Becky. Hätte sie sich doch bloß nicht von ihrer Neugier hinter die Kirche locken lassen, sondern wäre weitermarschiert! Vielleicht wäre sie dann auf irgendeinen Farmer gestoßen und von ihm mitgenommen worden und nie in die Nähe von Jeremiah Glenfield gekommen! Dann wäre sie nicht in diese grauenhafte Situation geraten, in der sie jetzt steckte, und ihrem Bruder ein gutes Stück näher gewesen. Jetzt musste sie nicht nur bangen, ob überhaupt noch eine Chance bestand, Daniel früh genug einzuholen, sondern vielmehr um ihr eigenes Leben fürchten.
    Was war, wenn sich niemand in Hunts Corner an sie erinnerte und die Männer sie nach West Virginia mitnahmen? Dann konnten viele Tage vergehen, bevor man sie laufen ließ, vorausgesetzt, Cliffs Vater befreite sie von dem Verdacht der Komplizenschaft! Und falls er seine schwere Verletzung nicht überlebt

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