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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Hemd und einen breitkrempigen Filzhut, der kaum etwas von seinem Gesicht erkennen ließ. Offensichtlich hatten Winston und Harvey daran gedacht, dass eine Rothaut auch im Osten des Landes noch immer einen schlechten Ruf genoss und sie deshalb gut beraten waren, ihn so »zivilisiert« wie nur möglich erscheinen zu lassen, um unterwegs Schwierigkeiten vorzubeugen.
    »Moharala, ich weiß gar nicht, wie ich euch jemals dafür danken soll, dass ihr mir nachgeeilt seid und mich gerettet habt! Wer weiß, was sonst mein Schicksal gewesen wäre!«, sagte Becky.
    Sie konnte in der Dunkelheit zwar nicht sehen, dass er lächelte, aber sie hörte es seiner Stimme an, als er auf seine bedächtige Art erwiderte: »Der Große Geist hat uns zu dir geführt und seiner Allmacht gebührt dein Dank.«
    »Ach Moharala!«, seufzte Becky und wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen.
    »Sehen wir zu, dass wir von hier verschwinden«, drängte Harvey und schwang sich auf den Buggy. »Und dann musst du uns erzählen, wer diese drei Burschen gewesen sind, die dich da an den Baum gefesselt haben, und was es mit dem Erhängten auf sich hat.«
    Sie fuhren los, und Becky berichtete ihnen, wie sie in die Gesellschaft des Wanderpredigers Jeremiah Glenfield gekommen war, welche Schuld der Mann auf sich geladen hatte, wie die drei Männer aus West Virginia kurzerhand Selbstjustiz an ihm geübt hatten - und welches Schicksal ihr gedroht hatte.
    »Der Große Geist hat uns also zur rechten Zeit zu dir geführt«, bekräftigte Moharala noch einmal.
    »Ach, das hätte ich bei der Aufregung fast vergessen, Becky«, sagte Harvey, als sie schon mehrere Meilen auf der nächtlichen Landstraße hinter sich gebracht hatten. »Ich soll dir etwas ganz Wichtiges von Winston und Emily ausrichten.«
    »Ja, was?«
    »Ich soll dir sagen, dass du Daniel, wenn wir ihn gefunden haben, nicht wieder bei den Cormicks abliefern, sondern mit zu ihnen bringen sollst. Dein Bruder ist ihnen von Herzen willkommen.«
    Becky fühlte sich vor Dankbarkeit beschämt. Aber sogleich trübte Angst ihre große Freude. »Dazu müssen wir ihn erst einmal finden«, seufzte sie.
    »Wir werden ihn finden, verlass dich drauf!«
    Doch immer noch blieb die Frage, ob sie Hendersons Trupp auch früh genug einholten, nämlich bevor es zur ersten Schlacht zwischen der Union und der Konföderation der Südstaaten kam.

62
    A M frühen Nachmittag des folgenden Tages überquerten sie bei Brunswick den Potomac River und gelangten damit aus Maryland in den Nordosten von Virginia. Und schon auf der Überfahrt erfuhren sie beunruhigende Nachrichten, war es in den letzten Tagen doch schon zu ersten heftigen Scharmützeln zwischen Unionssoldaten und Konföderierten gekommen, wie der Fährmann zu berichten wusste. Und ein Reisender, den sie auf der anderen Flussseite trafen und der nichts Eiligeres zu tun hatte, als Virginia so schnell wie möglich hinter sich zu lassen, versicherte ihnen, dass es an diesem 21. Juli ohne jeden Zweifel zu der ersten großen Schlacht des Bürgerkrieges kommen würde. Im Morgengrauen war er durch die Ortschaft Manassas gekommen und dort auf die massiven Truppenverbände der abgefallenen Südstaaten gestoßen. Die Rebellen, wie er sie nannte, hatten gerade ihr Lager abgebrochen und sich kampfbereit gemacht. Und wenige Meilen weiter im Norden, wo die Einheiten der Union campiert hatten, hatte sich ihm dasselbe Bild einer zum Kampf aufbrechenden Armee geboten - diesmal unter den Fahnen der Union.
    Die Nachricht versetzte Becky in Angst und Schrecken. Sie waren Daniel bis auf einige Stunden nahe gekommen. Lächerliche zwanzig, fünfundzwanzig Meilen trennten sie noch von den Truppen und damit von ihrem Bruder. Und nun sollten all die Strapazen und Gefahren vergeblich gewesen sein, weil die Schlacht wohl schon längst begonnen hatte? Die Vorstellung, dass Daniel sich zu dieser Stunde irgendwo auf dem Schlachtfeld dem mörderischen Feuer von Gewehren, Revolvern und Kanonen ausgesetzt sah, ja vielleicht schon gar nicht mehr lebte, griff wie eine eisige Hand nach ihrem Herzen und schnürte ihr die Luft ab.
    Harvey ließ Rover und Waldo unverzüglich in den Galopp fallen und forderte sie bis an die Grenzen ihrer Kräfte. In wilder Fahrt rasten sie bei schwüler, gewittriger Sommerhitze über die Wege und Landstraßen, die sie nach Manassas führten. Und kaum ein Wort fiel in diesen endlos langen, angsterfüllten Stunden. Jeder wusste, was auf dem Spiel stand und wie gering ihre Chancen

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