Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
Vom Netzwerk:
Straße gesetzt zu werden.
    So machte sie sich denn sofort mit den fertigen Hemden auf den Weg zu Eleanor Greeley. Und diesmal hatte sie nicht das Glück, dass deren Mann sich ihrer annahm.
    »Was willst du? Deinen Dollar zurück und dennoch weiter von uns beschäftigt werden? Unverschämter geht es ja wohl nicht!«, geiferte Eleanor Greeley sofort los, kaum dass Becky ihre Bitte ausgesprochen hatte. Sie riss ihr den Stoß Hemden aus der Hand, stieß die Tür zum hinteren Lagerraum auf, knallte die Hemden dort auf einen Tisch und rief gleichzeitig nach ihrem Mann. Die Tür fiel hinter ihr zu.
    Becky wartete mit klopfendem Herzen.
    Augenblicke später kam Eleanor Greeley zurück und baute sich hinter der Ladentheke vor ihr auf, die Hände in die Hüften gestemmt. »Das ist ja wohl die bodenloseste Frechheit, die mir je untergekommen ist, und dabei habe ich weiß Gott schon eine Menge gesehen und gehört!«, donnerte sie, noch bevor Becky wusste, wie ihr geschah. »Du hast wohl geglaubt, ich würde das nicht merken, was? Aber da hast du deine Rechnung ohne mich gemacht! Ich kenne mich mit euch Lumpenpack nur zu gut aus, um mich von euren Tricks hinters Licht führen zu lassen!«
    Becky erschrak und stammelte verstört: »Ich... ich weiß nicht, wovon Sie reden, Missis Greeley! Ich will doch nur meinen...«
    »Gar nichts hast du zu wollen!«, fuhr ihr Eleanor Greeley über den Mund. »Und du kannst froh sein, wenn ich nicht die Polizei rufe und dich wegen versuchten Betruges hinter Gitter stecken lasse! Verdient hättest du es wahrlich! Fast alle Hemden sind so schlampig genäht, dass sie nicht zu verkaufen sind. Und in den beiden untersten sind sogar Brandlöcher! Das ist ein Schaden, der weit größer ist als ein Dollar!«
    Becky erblasste. »Das kann nicht sein!«, stieß sie hervor und spürte ein Würgen, das ihr von unten in die Kehle stieg. »Alle Hemden sind sauber genäht und ohne...«
    Wieder ließ Eleanor sie nicht ausreden. »Schweig! Willst du mich vielleicht auch noch der Lüge bezichtigen?«, schrie sie und funkelte sie an. »Wenn ich es sage, dann ist es auch so!« Sie wandte kurz den Kopf und rief herrisch nach hinten: »Homer, bring sofort die Hemden dieser durchtriebenen Göre heraus! Sie spielt hier doch wahrhaftig die Ahnungslose! Aber vielleicht fällt ihr wieder ein, was für eine liederliche Arbeit sie geleistet hat, wenn wir ihr die Hemden noch einmal vor Augen halten!«
    Homer erschien in der Tür, und ohne Becky eines Blickes zu würdigen, warf er ein gutes Dutzend verknitterter Hemden auf die Ladentheke, drehte sich wortlos um und verschwand ebenso wortlos, wie er gekommen war, wieder im Lagerraum.
    »Schau dir diese Schweinerei an!« Eleanor Greeley riss mit abrupten, wütenden Bewegungen den Stoß Hemden auseinander. Gleich das oberste Hemd wies drei kleine Brandflecken auf. »Sollen das vielleicht Nähte sein? Kein Händler nimmt mir so ein Hemd ab!… Und hier, das Hemd hat Löcher! Der Ärmel ist ruiniert!«
    »Das muss ein Irrtum sein, Missis Greeley!«, rief Becky beschwörend. »Das sind nicht die Hemden, die ich Ihnen gebracht habe! Sie müssen meine mit anderen verwechselt haben! Ich flehe Sie an, gehen Sie noch einmal nach hinten und schauen Sie sich um, dann finden Sie bestimmt die Hemden, die ich genäht habe. Vierzehn Stück, und wie immer mit einem hellblauen Band zusammengefasst. Sie werden an ihnen nichts zu beanstanden finden!«
    Becky war sich dessen ganz sicher. Ihre Hemden waren makellos sauber genäht und ohne jeden Fleck, geschweige denn von Brandspuren gezeichnet gewesen. Aber noch während sie Missis Greeley inständig anflehte, dämmerte ihr schon, wie sinnlos alle Bitten und Beteuerungen waren. Und ihr wurde plötzlich übel, begriff sie doch mit einem Schlag, welch hinterhältiges Spiel die Textilhändlerin mit ihr trieb. Mit ihren erlogenen Beanstandungen wollte Eleanor Greeley sie nicht nur um ihren letzten Lohn bringen, sondern sich auch noch die Rückzahlung des hinterlegten Dollars ersparen! Bei der großen Not war die Textilhändlerin auf sie nicht angewiesen. Es gab einfach zu viele Not leidende Familien, wo die Frauen und Mädchen auch für drei oder gar bloß für zwei Cent pro Hemd stundenlang zu nähen bereit waren.
    »Das ist ja wohl der Gipfel! So jung und schon so verdorben!«, schrie Eleanor Greeley. »Statt vor Scham rot zu werden und mir so schnell wie möglich aus den Augen zu kommen, hast du verdorbenes Ding auch noch die Dreistigkeit, mir die

Weitere Kostenlose Bücher