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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Stirn zu bieten! Jetzt reißt mir aber der Geduldsfaden!« Sie riss das Hemd mit den Brandflecken hoch, schlug es Becky rechts und links um die Ohren und brüllte aus voller Kehle: »Das hier ist eines von deinen Hemden! Damit hast du mich betrügen wollen! Und jetzt raus mit dir, bevor ich es mir noch anders überlege und wirklich die Polizei rufe!«
    Mit Tränen in den Augen und geballten Fäusten wich Becky von der Ladentheke zurück. Aber sie wusste, dass sie geschlagen war und sich nicht gegen den Betrug wehren konnte. Niemand würde auf das Wort eines abgerissenen deutschen Einwanderermädchens etwas geben, schon gar nicht die Polizei. Deutsche und irische Einwanderer, gern als einfältige Kartoffelfresser und Papisten geschmäht, standen in der langen Hierarchie der Klassen tief unten auf der vorletzten Stufe. Unter ihnen rangierten nur noch die Schwarzen, die als der dreckige Bodensatz der Gesellschaft galten.
    »Verschwinde auf der Stelle und lass dich bloß nie wieder hier blicken! Und wenn mir zu Ohren kommt, dass du bösartige Verleumdungen über mich in die Welt setzt, sorge ich dafür, dass du in die Erziehungsanstalt auf Blackwell’s Island kommst!«, drohte Eleanor Greeley ihr an.
    Becky stürzte durch die Tür hinaus in den Hinterhof. Das Wissen, einen Dollar und sechsundfünfzig Cent verloren zu haben und deshalb am nächsten Tag nicht die volle Miete zahlen zu können, machte sie so elend, dass sie stehen bleiben und sich übergeben musste.
    Als Becky in die Wohnung zurückkam, fehlten schon Tisch und Stühle. Auch die Kiste mit den Sachen der Mutter stand nicht mehr in der Ecke neben der Tür. Der Vater hatte alles zum Pfandleiher gebracht.
    Am Abend saßen sie vor der offenen Feuerluke des Herds auf dem nackten Boden der Küche und aßen alte, stark gesalzene Kartoffeln direkt aus dem Kochtopf, den der Vater schweigend in ihre Mitte gestellt hatte. Regen prasselte gegen das Küchenfenster, und das schwache Feuer im Herd vermochte wenig gegen die klamme Kälte auszurichten.
    Eine bedrückend lange Zeit sagte niemand ein Wort. Sie alle wussten, was ihnen am nächsten Morgen drohte. Daniel hatte an diesem Tag zwar einundzwanzig Cent eingenommen. Aber zusammen mit dem, was sie noch an Bargeld besessen und was der Pfandleiher dem Vater gezahlt hatte, reichte es doch noch längst nicht für die fällige Miete. Ihnen fehlte ein Dollar und fünfzehn Cent.
    »Und was wird jetzt aus uns?«, brach Daniel schließlich das beklemmende Schweigen mit leiser Stimme. »Wird uns Mister Dougherty morgen auf die Straße setzen?«
    Der Vater legte die Kartoffel zurück, die er gerade mit der Gabel aufgespießt hatte, und hielt inne, als suchte er nach einer Antwort. Schließlich sagte er: »Beten wir, dass Mister Dougherty morgen einen guten Tag hat und sich darauf einlässt, dass wir fortan die Miete nicht für einen vollen Monat im Voraus bezahlen müssen, sondern nur für zwei Wochen. Dann kann noch alles gut werden.« Es sollte wohl hoffnungsvoll klingen, doch in seiner matten Stimme und in den düsteren Zügen seines Gesichtes sprach nichts von Hoffnung, sondern nur von Ratlosigkeit und Resignation.
    Sie beteten, aber ihre Gebete wurden nicht erhört. Arthur Dougherty, ein untersetzter, korpulenter Mann mit den Hängebacken eines alten Hamsters, hatte weder einen guten noch einen schlechten Tag. Er handhabte seine Geschäfte so wie immer, und zwar kompromisslos und ohne jedes Mitgefühl für die Notlage seiner Mieter.
    »Kommt überhaupt nicht infrage, Brown!«, sagte er auf die Bitte des Vaters kühl. »Was ich dem einen durchgehen lasse, wollen morgen auch alle anderen, und dann geht hier alles drunter und drüber!« Er wandte sich an seine beiden stiernackigen, mit eisenbeschlagenen Prügeln bewehrten Rausschmeißer, die neben der Tür Aufstellung bezogen hatten. »Gebt ihnen zehn Minuten Zeit, ihren Plunder zusammenzupacken und zu verschwinden. Wenn sie Ärger machen, wisst ihr, was ihr zu tun habt!« Damit war der Fall für ihn erledigt, und er ging hinaus, um seine Runde im Haus fortzusetzen.
    Zehn Minuten später standen Becky, Daniel und der Vater auf der Straße, jeder mit einem ärmlichen Bündel unter dem Arm, in das sie ihre wenigen Habseligkeiten gewickelt hatten.
    »Wir werden uns für eine Weile mit einer möglichst günstigen Bleibe bescheiden müssen, bis wir auf die Beine gekommen sind«, sagte der Vater, wagte dabei jedoch nicht, sie anzusehen.
    Becky ging ein Schauer durch den Körper, denn

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