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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Kellerräumen noch aus soliden, holzgezimmerten Kojen mit Trennbrettern zwischen den einzelnen Schlafstellen bestanden, lag man hier ohne jede Unterteilung auf einer wandlangen, schmutzigen Segeltuchplane, die über Vierkanthölzer gespannt war. Die Querhölzer stiegen nach hinten zur Wand hin etwas an, damit der Kopf höher ruhte als die Beine. Es gab zu beiden Seiten des Raumes jeweils eine untere und eine obere Lage. Auch in diesem Quartier zogen sich Wäscheleinen kreuz und quer durch den Raum. In der Mitte und am hinteren Ende waren auch Decken auf dem Boden ausgebreitet, auf denen hier und da zusammengeschnürte Bündel lagen.
    »Wenn Sie noch mehr Geld sparen wollen, können Sie sich mit Ihren Kindern auch einen Schlafplatz auf dem Boden aussuchen«, sagte der Verwalter. »Das kostet nur einen Cent pro Nacht und Kopf.«
    »Nein, wir nehmen zwei Bettstellen auf der Plane. Meine Kinder nehmen nicht viel Platz weg und können sich leicht einen Schlafplatz teilen«, sagte der Vater.
    Der Verwalter sog die Unterlippe zwischen die verfaulten Zahnstümpfe und überlegte kurz, ob er sich auf den Handel einlassen sollte. Er kam wohl zu dem Schluss, dass sich dieser Mann mit seinen beiden verängstigten Kindern womöglich nach einer anderen, billigeren Bleibe umsah, wenn er ihm mit der Zahl der Bettstellen nicht entgegenkam. Denn er nickte. »Geht in Ordnung!«
    Der Vater quittierte diesen erbärmlichen Erfolg mit einem zufriedenen Lächeln und zählte dem Verwalter vier Cent in die ausgestreckte Hand.
    »Nein, hier bleibe ich nicht!«, rief Daniel da mit erstickter Stimme, gab Beckys Hand frei und wollte wegrennen.
    Die Hand des Vaters fuhr blitzschnell wie die kraftvolle Klaue eines Raubvogels auf seine schmale Schulter nieder und hielt ihn zurück. »Du bleibst hier! Und reiß dich gefälligst zusammen! Nimm dir ein Beispiel an deiner Schwester!«, herrschte er ihn an. »Hast du vergessen, warum wir hier sind? Also Schluss mit dem Theater!«
    Daniel senkte den Kopf und stand stumm da, während der Vater zwei Bettstellen mit ihren Bündeln belegte. Und nur Becky hörte, wie er mit kaum vernehmbarer Stimme sagte: »Jetzt gehören wir zu den Kellerratten, Becky.«
    Sie legte ihren Arm um ihn und suchte nach einem tröstlichen Wort. Tief in ihrem Innersten wusste sie, dass sie sich mit solch einem entsetzlichen Leben niemals abfinden und mit aller Kraft kämpfen würde, dieser Stätte des Elends und der Hoffnungslosigkeit um jeden Preis zu entkommen. Später, als sie wieder auf der Straße im hellen Licht des Tages standen, fand sie Worte der Zuversicht, erst zögerlich, dann jedoch mit wachsender Bestimmtheit. Aber in diesem Moment lähmte auch sie der schauerliche Ort so sehr, dass ihr nichts über die Lippen kam, was ihrem Bruder und ihr selbst Mut gemacht hätte.

16
    D IE folgenden Monate stellten eine harte Probe für Becky und ihren Bruder dar. Es war schlimm und erniedrigend genug, Abend für Abend in den stinkenden, klammen Keller hinuntersteigen zu müssen, wo alles vor aller Augen geschah, auch die Verrichtung der Notdurft. Und sich zu den anderen Elendsgestalten auf die dreckige Plane legen zu müssen kostete sie immer wieder viel Überwindung, auch wenn sich nach einigen Tagen eine gewisse oberflächliche Gewöhnung einstellte.
    Was jedoch noch viel bedrückender auf Becky und Daniel lastete, war die niederschmetternde Feststellung, dass die guten Vorsätze des Vaters, ihr weniges Geld zusammenzuhalten und vor allem nichts unversucht zu lassen, um Arbeit zu finden, kaum eine geschlagene Woche hielten. Schon sechs Tage nachdem sie ihre erste Nacht als Kellerratten überstanden hatten, zog es ihn zum ersten Mal wieder unwiderstehlich in den Bierund Tabakdunst der Tavernen zurück. Und wenn er anfangs auch nur für einige wenige Gläser Bier einkehrte und nicht die Nächte durchzechte, so glitt ihm an den Theken von Five Points doch ein mühsam erarbeiteter Shilling nach dem anderen aus den Fingern - langsam zwar, aber unaufhaltsam.
    »Ein Mann muss auch mal unter seinesgleichen sein und sich einen kräftigen Schluck erlauben!«, erklärte er barsch, als er Becky eines Abends leicht angetrunken in die Arme lief und sie ihn mit verhaltener Wut zu fragen wagte, wie viel Geld er denn wieder in der Schenke gelassen hatte. »Und du hast mir schon gar keine Vorhaltungen zu machen! Sieh du erst mal zu, dass du endlich wieder einen halbwegs anständigen Lohn verdienst! Du bist jung und gesund, was ich von mir ja wohl

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