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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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»Du wirst dich als Mädchen von Anfang an durchsetzen müssen, wenn du hier eine Chance haben willst!«
    »Und was heißt das genau?«, fragte sie beklommen.
    »Du darfst dich von keinem herumstoßen und aus der Reihe drängen lassen, sondern musst Entschlossenheit und Härte zeigen, ob es dir nun gefällt oder nicht!«, schärfte er ihr ein. »Sonst bist du gleich bei den Burschen unten durch, und dann kannst du warten, bis du schwarz bist, ehe dich jemand da vorn an die Rampe lässt!«
    »Ich dachte, du...«, begann sie einzuwenden.
    Timothy fiel ihr ins Wort. »Ich kann dir nur helfen, wenn den anderen klar ist, dass du dich auch allein zu behaupten weißt! Wenn dir einer dumm kommt und dich aus der Reihe stoßen will, fang erst gar kein großes Gerede an, sondern gib ihm sofort was auf die Nuss! Aber kräftig, mit allem, was du in der Faust hast, verstanden? Erst dann kann ich für dich eintreten. Andernfalls nimmt dich keiner ernst. Ich habe dich gewarnt, dass du dich auf ein raues Pflaster begibst, und so sind die Sitten hier nun mal. Also mach es gleich richtig oder vergiss es, okay?«
    Becky nickte und schluckte schwer. Wenn sie das vorher gewusst hätte, hätte sie es sich vielleicht noch einmal überlegt. Aber jetzt war es zu spät für einen Rückzieher. Und sie hatte sich doch nicht wochenlang so abgequält, um nun zu kneifen!
    Sie folgte Timothy in den Hof, stellte sich hinter ihm an und hatte schon Augenblicke später einen ganzen Schwarm von weiteren Zeitungsjungen in ihrem Rücken.Und sofort begann das, wovor Timothy sie gewarnt hatte.
    »He, was ist denn das da vorn!«, rief jemand vier, fünf Plätze hinter ihr ärgerlich. »Der Teufel soll mich holen, wenn das nicht nach einem verdammten Weiberrock aussieht, der sich hier bei uns einschleichen will!«
    »So weit kommt es noch!«
    »Ja, was hat denn diese Sissy hier zu suchen?«, stimmte ein anderer in den abfälligen Chor ein, während sich vorn an der Rampe das Rolltor rasselnd hob.
    Becky erhielt von ihrem Hintermann einen derben Stoß vor die Schulter. »Los, verpiss dich und geh Körbe flechten, Tussi, oder wir machen dir Beine!«
    Becky zitterte innerlich vor Aufregung, als sie sich zu dem Jungen umdrehte. »Hast du mit mir gesprochen, Kleiner?«, fragte sie so geringschätzig, wie es ihr möglich war, und ballte die Faust. Der »Kleine« war einen guten Kopf größer als sie.
    »Hast du was an den Ohren, Pimperliese?«, schnauzte der Junge sie an. »Verschwinde, habe ich gesagt! Du hast hier nichts verloren. Ich zähle bis drei. Wenn du bis dann nicht davongetrippelt bist...«
    Er kam nicht dazu, seine Drohung zu beenden, denn in diesem Moment schlug Becky zu - und zwar mit aller Kraft, zu der sie fähig war, ganz wie es ihr Timothy geraten hatte. Ihre Faust traf den Zeitungsjungen mitten auf die Nase und erwischte ihn so unvorbereitet und kraftvoll, dass er mit einem gellenden Aufschrei zu Boden stürzte.
    »Das ist für die Pimperliese!«, stieß sie hervor und stellte ihren Fuß auf seine Kehle, bevor sich der Junge von Schock und Schmerz erholen und wieder auf die Beine kommen konnte. Ein stechender Schmerz raste von ihren Knöcheln durch ihren Arm bis hoch in den Kopf. Doch sie ignorierte den Schmerz in ihrer Hand. Und von einer heißen Woge wahrer Tollkühnheit gepackt, blickte sie auf ihn hinunter und fragte mit scharfer und herausfordernder Stimme: »Hast du sonst noch etwas, was du loswerden willst? Nur raus damit! Tu dir keinen Zwang an, Kleiner!«
    Die anderen Zeitungsjungen wichen, von der unerwarteten Wendung des Geschehens gänzlich überrumpelt, zurück. Hier und da erhob sich sogar schadenfrohes Gelächter, und jemand rief voller Verblüffung: »Beim Henker, das war voll auf die Zwölf!«
    Mit blutender Nase und mit schreckgeweiteten Augen starrte der Zeitungsjunge zu ihr auf, würgend und unfähig, ein Wort herauszubringen.
    Im nächsten Augenblick stand Timothy an ihrer Seite. »Um Himmels willen, das reicht, Becky!… Nimm den Stiefel von seiner Kehle und lass bloß das verdammte Messer stecken! Das ist Lewis Quinn von der Hudson Street! Der reißt gern die Klappe weit auf, meint es aber nicht so. Und wenn er gewusst hätte, wen er da vor sich hat, hätte er dich bestimmt nicht so dumm angemacht. Also lass es jetzt gut sein, okay?«, sagte er beschwörend. Dabei fasste er sie an der Schulter und zerrte an ihr, als wüsste er nur zu gut, zu was sie fähig war und dass er sie schnellstens von ihrem Opfer zurückziehen

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