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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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einer Anhöhe oder im Schutz einer Mulde liegen gesehen hatte. Umso größer war ihre Freude, als sie beim Näherkommen sah, dass es sich beim Farmhaus der Newmans um eine solide errichtete Heimstätte handelte. Es verfügte sogar über eine kleine, überdachte Veranda, zu der drei Stufen mit einem richtigen Geländer hinaufführten. Und der weiße Anstrich auf den sich überlappenden Brettern der Hauswände war nicht von Wind und Wetter ausgebleicht und blättrig, sondern sah noch recht frisch aus. Dasselbe galt für das moosdunkle Grün der Fensterläden. Umgeben war das Wohnhaus von einer Scheune, einem Stall, einem Windrad und mehreren kleineren Schuppen, die alle aus gutem Material und mit Sorgfalt gebaut waren. An den Hof schlossen sich ein Gemüsegarten, eine eingezäunte Weide sowie Felder und Äcker an. Wo der Pflug schon seine langen tiefen Furchen gegraben hatte, lag die fruchtbare Erde aufgebrochen in dunklen Schollen unter dem dämmrigen Abendhimmel.
    »Eine schöne Farm«, entfuhr es Becky unwillkürlich, als Winston den Buggy auf den Hof lenkte.
    »Ja, in der Farm stecken viele Jahre harter Arbeit, und wir können Gott dankbar sein für das, was wir uns hier haben aufbauen können«, sagte er und hielt vor dem Haus. »Nur der Kindersegen...« Er brach mitten im Satz ab und schüttelte kurz den Kopf, als bedauere er, was ihm da über die Lippen gekommen war. Die Haustür ging auf, und eine schlanke Frau in einem geblümten Kleid und mit dunkelblondem Haar, das sie streng nach hinten gekämmt und im Nacken zu einer Zopfrolle hochgesteckt trug, trat auf die Veranda hinaus. Becky war überrascht, wie jung die Frau des Farmers war. Sie musste mindestens zehn, wenn nicht gar fünfzehn Jahre jünger als ihr Mann sein.
    »Winston, endlich bist du zurück!«, rief Emily Newman, während sie sich die Hände an ihrer Schürze abtrocknete. »Ich dachte schon, ich müsste das Essen...« Sie führte den Satz nicht zu Ende, denn in dem Moment bemerkte sie, dass ihr Mann nicht allein war. »Wen bringst du denn da mit? Ist das die kleine Amanda der Flemings?«
    »Nein, das ist Becky Brown, meine Liebe«, antwortete Winston, sprang vom Buggy, lud ihren Koffer ab und klemmte sich den Sack unter den Arm. »Sie ist mit einem der Waisentransporte gekommen, von denen ich dir letzte Woche erzählt habe. Wir nehmen sie bei uns auf.«
    Abrupt blieb Emily Newman stehen. »Wie bitte?«, fragte sie schockiert.
    Winston lachte nervös auf. »Keine Sorge, sie wird sich gut bei uns einfinden, Emily. Sie ist auf einem Bauernhof aufgewachsen, wie sie mir erzählt hat. Und du liebst doch Kinder«, sagte er betont munter. »Komm schon, Becky!«
    Beunruhigt nahm Becky ihren Koffer auf und folgte ihm auf die Veranda. Sie fürchtete die Ablehnung der Frau und wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. »Guten Abend, Missis Newman«, grüßte sie, stellte ihren Koffer ab und streckte ihr die Hand hin.
    Für einen entsetzlich langen Augenblick schien es so, als wollte Emily Newman ihre Geste ignorieren. Dann jedoch nahm sie die dargebotene Hand. Doch ihr Händedruck fiel sehr kurz aus.
    »So, eine Waise hast du uns nach Hause gebracht!«, sagte sie kühl und blickte ihren Mann nicht eben freundlich an.
    »Jemand muss sich doch dieser armen Seelen annehmen«, sagte Winston mit einem eindringlichen Tonfall. Dann wandte er sich Becky zu. »Warum schaust du dich nicht ein wenig um? Ich bringe nur die Einkäufe ins Haus und komme dann gleich nach, um dir alles zu zeigen.«
    »Ja, Mister Newman«, sagte Becky beklommen. Sie hatte nicht den Mut, ihn in Gegenwart seiner Frau mit dem Vornamen anzureden. Dann ging sie schnell zum Buggy zurück, während Winston Newman mit seiner Frau im Haus verschwand. Sie hörte die beiden aufgeregt miteinander reden. Und wenn sie auch nicht verstehen konnte, was Emily Newman sagte, so vermochte sie es sich doch nur zu gut vorzustellen.
    Die Minuten wurden ihr lang - und ihre Angst vor Emilys Zurückweisung so stark, dass es ihr fast die Kehle zuschnürte. Sollte alles Hoffen vergebens gewesen sein? Wie einfältig von ihr, sich schon so früh gefreut zu haben!
    Endlich kam Winston zu ihr heraus.
    »Es ist wohl keine sehr gute Idee gewesen, mich mitzubringen, Mister Newman«, sagte Becky niedergeschlagen. »Ich kann schon verstehen, dass Ihre Frau keine Fremde in ihrem Haus haben möchte.«
    »Ach was!«, wehrte er ab. »Du darfst meiner Frau ihre... nun ja, Reserviertheit nicht übel nehmen, Becky! Du musst das

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