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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Moment, als müsste sich Emily erst innerlich fassen, dann sagte schließlich auch sie: »Amen!«
    Winston sah Becky an und lächelte ihr über den Tisch hinweg zu. »Wir sind glücklich, dass du bei uns bist als unsere Tochter. Und nun lasst uns essen! Emily hat uns Kaninchenragout gekocht, mein Lieblingsessen.«
    Becky wagte nicht, den Kopf vom Teller zu heben, weil sie fürchtete, Winston und Emily könnten die Tränen in ihren Augen sehen. Sie glaubte erst, nur wenige Bissen hinunterbekommen zu können, aß dann jedoch mit großem Appetit.
    »Es schmeckt ganz wunderbar, Missis Newman«, sagte sie, als ihr einfiel, dass ein Lob für die Kochkunst ihrer Pflegemutter das Mindeste war, was sie sich bei Tisch abringen musste.
    »Ich bin sicher, du weißt das zu beurteilen«, antwortete Emily knapp und hintersinnig.
    »Becky sollte Emily zu dir sagen, findest du nicht auch?«, schlug Winston vor. »Wir sind jetzt ihre Eltern.«
    »Ganz wie du meinst!«, antwortete die Farmersfrau schmallippig und stand vom Tisch auf, um den Fleischtopf für einen Nachschlag vom Herd zu holen.
    Die Unterhaltung beim Essen bestritt Winston allein. Unbeirrt von der Wortkargheit seiner Frau, berichtete er ruhig und mit humorvoller Leichtigkeit, was er in Madisonville an Klatsch und Neuigkeiten erfahren hatte.
    Als Becky sich nach dem Essen schüchtern anbot, beim Abwasch zur Hand zu gehen, kam Winston seiner Frau mit der Antwort zuvor: »Am Morgen kannst du deine Aufgaben bei uns übernehmen, aber heute ist das nicht nötig. Du hast eine lange Reise hinter dir und wirst müde sein. Es wird dir gut tun, heute früh ins Bett zu kommen. Ich zeige dir dein Zimmer.«
    »Gute Nacht... Emily«, verabschiedete sich Becky befangen und verunsichert. »Und danke für alles.« Sie hatte noch hinzufügen wollen: »Danke auch, dass ich bleiben darf.« Aber das brachte sie nicht heraus, wusste sie doch gar nicht, ob sie auch wirklich bleiben durfte. Das würde sich wohl erst in den nächsten Tagen zeigen.
    Emily stand am Waschtrog und klapperte mit den Töpfen und Schüsseln. »Gute Nacht«, erwiderte sie kühl und ohne sich zu ihr umzusehen.
    »Ich zeige dir dein Zimmer«, sagte Winston, nahm ihr den Koffer ab und führte sie ins Obergeschoss, wo er die Tür links von der Treppe schwungvoll öffnete. »So, hier ist dein privates Reich. Ich hoffe, du wirst dich hier wohl fühlen. Na, was meinst du?«
    Staunend trat Becky ein und konnte kaum glauben, dass solch ein hübsches Zimmer mit seinen geweißten Wänden wirklich ganz allein für sie sein sollte. Sie hatte nicht nur ein richtiges Bett mit sauberen Bezügen und einer warmen Daunendecke für sich, sondern zu der Einrichtung gehörten neben einem schmalen Kleiderschrank, in dessen Tür ein Spiegel eingearbeitet war, auch noch ein Kinderschaukelstuhl mit bastgeflochtener Sitzfläche und Rückenlehne sowie eine Kleiderkommode, auf der eine Waschschüssel aus blau-weißem Steingut, eine dazu passende Wasserkanne und eine Petroleumlampe standen. Vor dem Bett, an dessen Fußende ein blauer Nachttopf mit einem Deckelgriff in Form eines kleinen, sich streckenden Kätzchens hervorschaute, lag eine geflochtene Bastmatte. Und vor dem viergeteilten Fenster, das nach Osten hinausging, hingen sogar Gardinen mit einem freundlichen Blumenmuster! Indessen hatte Winston den Glaszylinder der Petroleumlampe hochgeschoben, ein Streichholz angerissen und den Docht in Brand gesetzt. Die Schachtel ließ er neben der Lampe liegen.
    »Es... es ist einfach... wunderbar!«, stotterte sie überwältigt. »Ich... ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Ich habe noch nie ein so schönes Zimmer gesehen, geschweige denn in einem solchen geschlafen. Und dass ich darin wohnen darf, ist wie... wie ein viel zu schöner Traum!«
    Er lächelte wehmütig. »Es sollte das Zimmer unseres ersten Kindes sein. Gott hat es anders gewollt. Aber was rede ich da! Es ist jetzt ja wirklich das Zimmer unseres Kindes, unserer Tochter Becky!«
    »Danke«, flüsterte Becky mit tränenerstickter Stimme. Sie schniefte und wischte sich hastig eine Träne aus ihrem Augenwinkel.
    Unbeholfen tätschelte er ihre Schulter. »Aber, aber, das ist doch kein Grund zum Weinen, Becky! Du bist übermüdet. Sieh zu, dass du ins Bett kommst, Kind«, sagte er liebevoll. »Wenn du noch etwas brauchst, wir schlafen im Zimmer auf der anderen Seite des Flurs. Und mach dir wegen Emily keine Gedanken. Lasst euch nur etwas Zeit, um euch aneinander zu gewöhnen, dann wird

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