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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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schon alles in Ordnung kommen! Schlaf gut, und Gottes Segen, mein Kind!«
    Sie dankte ihm noch einmal und wünschte auch ihm eine gute Nacht, dann zog er die Tür sanft hinter sich zu.
    Becky sank auf das weiche Bett und blieb dort eine ganze Weile still sitzen, noch immer voll andächtigen Staunens, dass dies von nun an ihr eigenes Zimmer sein sollte. Und in diesen langen stillen Minuten nahm sie sich fest vor, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um sich dieses überwältigenden Geschenks als würdig zu erweisen. Nichts wollte sie unversucht lassen und so hart wie nie in ihrem Leben arbeiten, um irgendwann auch das Herz von Emily Newman zu gewinnen. Sie ahnte, wie schwer es sein würde. Aber das Wissen, dass sie schon andere, kaum weniger bittere Prüfungen gemeistert hatte, gab ihr bei aller Sorge ein wenig Zutrauen, dass es ihr gelingen mochte.

39
    D IE Gewohnheit, in aller Herrgottsfrühe aufzustehen, um mit Timothy zu den ersten Gruppen zu gehören, die sich im Hof der Sun in die Schlange der Zeitungsjungen einreihten, war Becky so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass auch die anderthalb Wochen Zugreise nichts daran hatten ändern können. Eine vollkommene friedliche Stille lag über Haus und Hof und der erste graue Lichtschimmer würde nicht vor einer guten Stunde im Osten das schwarze Tuch der Nacht aufschneiden.
    Welch eine Wohltat war es, als sie sich unter der herrlichen Daunendecke räkelte und ihr dabei bewusst wurde, dass sie die Nacht nicht in irgendeinem einfachen Vertreterhotel nahe der Bahnstation verbracht hatte und dass auch keine dieser zermürbenden Präsentationen mehr auf sie warteten. Sie hatte die Nacht auf der Deer Creek Farm verbracht, in ihrem eigenen, traumhaft schönen Zimmer! Hier auf dem Hof der Newmans im fernen Indiana hatte sie ein Zuhause gefunden!
    Becky gönnte sich nach dem Erwachen noch einige Minuten wohliger Trägheit im warmen Bett und überließ sich dem wechselhaften Strom ihrer Gedanken. Dabei beschäftigte sie zuerst die Frage, wie es wohl ihrem Bruder ergehen mochte. Hatte er in Aurora eine nette Familie gefunden und es ähnlich gut angetroffen wie sie bei den Newmans?
    Das Herz wurde ihr ganz schwer, und Schuldgefühle regten sich wieder in ihr, als sie darüber nachdachte, dass wohl noch Wochen vergehen würden, bevor sie damit rechnen durfte, von Missis Cunningham eine Nachricht mit der Adresse ihres Bruders zu erhalten. Aber so schwer es ihr auch fallen mochte, sie musste sich in Geduld üben.
    Ihre Gedanken gingen auch kurz zu Coffin und Timothy, und mit einem Anfall von Wehmut fragte sie sich, ob sie jemals wieder so gute Freunde wie die beiden finden würde. Was hatten sie nicht alles zusammen erlebt und an unglaublichen Gefahren bestanden!
    In diesem Zusammenhang kam ihr auch wieder der Überfall auf Arthur Dougherty in den Sinn und die Panik, die sie unter den Hausbewohnern ausgelöst hatten.
    Aber darüber wollte sie nicht wieder in schuldgeplagte Grübelei verfallen. Nicht an diesem, ihrem ersten Morgen auf der Farm! Außerdem hatte sie jetzt lange genug im Bett herumgetrödelt und sich ihren Gedanken hingegeben. Aber vom faulen Herumliegen und Träumen wurde keine Arbeit getan und als Pflegekind machte man damit schon gar keinen guten Eindruck. Es wurde deshalb allerhöchste Zeit, dass sie aufstand und sich irgendwie nützlich machte, damit Emily Newman erkannte, dass sie arbeitswillig und anstellig war und somit keine Belastung, sondern eine große Hilfe für sie.
    Schnell schlug Becky die Bettdecke zurück, kniete sich auf die Bastmatte vor dem Bett und faltete die Hände zum Morgengebet. Sie schloss ganz besonders ihren Bruder in ihr Gebet ein und fügte am Ende noch leise hinzu: »Herr, gib auch, dass ich tüchtig und aufmerksam genug und für alles dankbar bin und dass Emily Newman mich nicht wieder loswerden möchte, sondern mich wenigstens ein klein wenig lieb gewinnt. Darum bitte ich dich, o Herr. Amen.«
    Sie wusch sich leise das Gesicht, zog sich lautlos an und schlich auf Zehenspitzen aus ihrem Zimmer. Auf dem Treppenabsatz blieb sie kurz stehen und lauschte in die Dunkelheit. Aber bis auf ein leichtes Schnarchen, das aus dem Schlafzimmer der Newmans kam, war es still im Haus. Mit einem zufriedenen Lächeln huschte sie die Treppe hinunter. Sie wollte ihre Pflegeeltern damit überraschen, schon einige Arbeiten erledigt zu haben, bevor sie aufgestanden waren. Und sie freute sich darauf, ihnen ihre Güte so gut zu vergelten, wie sie

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