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Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen!

Titel: Becky Brown - Versprich, Nach Mir Zu Suchen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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gern tust, Becky.«
    Wenn sie nicht längst entschlossen gewesen wäre, mit ihm zu gehen, diese Worte hätten den Ausschlag gegeben. »Ja, gern, Mister Newman!«
    »Gut, dann lass uns zusehen, dass wir den Papierkram hinter uns bringen und uns auf den Weg nach Hause machen können. Wir leben draußen am Deer Creek, da haben wir also gute zwei Stunden mit dem Buggy vor uns«, sagte er und legte ihr seine Hand auf die Schulter, als wollte er damit zum Ausdruck bringen, dass sie nun zu ihm gehörte.
    Becky holte ihren Koffer und folgte ihm zum Tisch, wo die Formalitäten erledigt wurden.
    Georgia Cunningham strahlte vor Zufriedenheit, als sie sah, dass Becky eine Familie gefunden hatte. Und während Winston Newman noch Papiere ausfüllte und unterschrieb, schloss sie Becky in ihre Arme. »Habe ich es dir nicht gesagt, mein Kind? Jetzt beginnt für dich ein neues Leben. Nutze diese wunderbare Chance und enttäusche deine neuen Eltern nicht. Ihr werdet beide Zeit brauchen, einander richtig kennen und schätzen zu lernen.«
    »Und Sie werden mir schreiben, wo und bei wem mein Bruder untergekommen ist?«, erinnerte Becky sie noch einmal.
    »Du kannst dich so sicher darauf verlassen, wie morgen die Sonne über dir und deinem neuen Elternhaus aufgeht!«, versprach sie.
    Kurz darauf führte Winston Newman sie hinaus auf die Straße und zu seinem Buggy, in dessen Geschirr ein kräftiger Rotfuchs gespannt war. »Das ist Sammy«, sagte er, verstaute den Sack und ihren Koffer auf der kleinen Ladefläche hinter dem Sitz und löste die Zügel vom Holzpfosten. Dabei tätschelte er die Schnauze des Tieres. »Sammy, das ist unsere Tochter. Möchtest du ihn auch begrüßen, Becky? Er ist sehr zutraulich und mag Kinder. Ich denke, ihr werdet euch gut verstehen.«
    Becky nickte und streichelte die samtweiche Schnauze des Pferdes, das auf die liebevolle Berührung mit einem leisen Schnauben reagierte. Dann stieg sie zu Winston Newman auf den Sitz und nahm dankbar die Decke entgegen, die er hervorzog und ihr zum Schutz vor dem frischen Wind um die Schulter legte.
    Sammy legte sich mit einem munteren Trab ins Zaumzeug, als könnte er nicht schnell genug in seinen heimischen Stall zurückkehren, und Madisonville blieb schnell hinter ihnen zurück. Sie folgten einer sandigen Landstraße eine gute Meile in südlicher Richtung, um diese dann hinter einem kleinen Waldstück zu verlassen und einem weniger ausgefahrenen Weg nach Westen zu folgen, der nur durch Spurrillen zu erkennen war, die die Räder von Buggys und Fuhrwerken in das Gras der anmutig gewellten Hügellandschaft gegraben hatten. Sie durchquerten einen kleinen Fluss, dessen klares Wasser jedoch nicht einmal bis an die Radnaben des Wagens reichte.
    »Möchtest du mir ein wenig von dir und deinem Leben erzählen, Becky?«, fragte Winston Newman, als sie sich auf der anderen Seite der Furt befanden. »Oder ist dir jetzt nicht nach Reden zumute?«
    »Mir ist lieber, wenn ich nicht viel reden muss, Mister Newman«, sagte sie ehrlich.
    »Das ist ganz in Ordnung. Aber einen Gefallen musst du mir schon tun.«
    »Und der wäre?«
    »Sag nicht Mister Newman zu mir, sondern Winston«, bat er und zwinkerte ihr zu, während er scherzhaft hinzufügte: »Sonst muss ich ja Miss Brown zu dir sagen, und das würde doch genauso komisch klingen, wie wenn du immer Mister Newman sagst, findest du nicht?«
    Sie lachte verlegen. »Ja, Mister...«, erwiderte sie, um sich schnell zu verbessern: »Ja … Winston.« Den fremden Farmer mit seinem Vornamen anzusprechen, klang falsch in ihren Ohren und die Worte kamen ihr nur steif über die Lippen. Lächelnd nickte er ihr zu und wandte seinen Blick wieder auf den Weg.
    Schweigend ging die Fahrt nach Westen weiter, der sinkenden Sonne entgegen, und mit großer Aufmerksamkeit nahm Becky das Bild der fremden Landschaft, das sie von Horizont zu Horizont umgab, in sich auf. Noch nie hatte sie einen so weiten und hohen Himmel über sich gesehen, unter dem das Land mit seinen sanften Hügeln wie ein scheinbar endloses, sanft auf und ab wogendes Grasmeer wirkte, in dem hier und da kleine Wälder wie einsame Inseln trieben. Sie erinnerte sich an Missis Cunninghams Worte, wonach hier im Mittleren Westen die viel besungene Prärie begann, die gewaltige Weite, über die einst Indianer geherrscht hatten und die immer neue, zahllose Einwanderer und mutige Pioniere anlockte, als wäre es das Gelobte Land. Immer wieder fiel ihr Blick auf Farmen, die zumeist ein Stück abseits

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