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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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eine angenehme Bekanntschaft ist
oder schnell wach wird. Sie hätten nicht zufällig etwas
Wasser zum Trinken für mich? Ich habe zu lange geschlafen, ich
hatte es nicht bequem, es ist kalt und dunkel, ich hatte
Alpträume, die ich für durch und durch gräßlich
hielt, bis ich aufwachte und erkannte, wie die Realität im
Augenblick aussieht, und… ich habe eben Wasser erwähnt,
haben Sie es gehört? Oder steht mir keins zu?«
    »Ich hole Ihnen welches«, sagte er und ging zur Tür
zurück. Dort blieb er stehen. »Sie haben übrigens
recht. Sie sind morgens ziemlich abschreckend.«
    Balveda schüttelte in der Dunkelheit den Kopf. Sie steckte
einen Finger in den Mund und rieb ihn auf der einen Seite herum, als
massiere sie ihr Zahnfleisch oder säubere ihre Zähne. Dann
saß sie einfach mit dem Kopf zwischen den Knien da, starrte auf
das jettschwarze Nichts des alten Steinfußbodens und fragte
sich, ob dies der Tag sei, an dem sie sterben würde.
     
    Sie standen in einem großen halbrunden Alkoven, der aus dem
Fels gehauen war, und blickten über den dunklen Raum des
Reparatur- und Wartungsareals von Bahnhof Vier hin. Die Höhle
war dreihundert Quadratmeter oder mehr groß, und von der
Galerie, auf der sie standen, ging es bis zum Boden der weiten
Höhle – vollgestopft mit Maschinen und Ausrüstungen
– dreißig Meter hinunter.
    Große Kran-Arme, die einen ganzen Kommando-System-Zug heben
und halten konnten, hingen von der Decke oben, weitere dreißig
Meter hoch in der Finsternis. Auf halber Höhe erstreckte sich
eine Hängebrücke über die Höhle, von einer
Galerie auf der einen Seite zu einer anderen auf der
gegenüberliegenden Seite, und teilte die dunkle Höhle in
zwei Hälften.
    Sie waren bereit zum Aufbruch; Horza gab den Befehl.
    Wubslin und Neisin flogen mit ihren AG-Geräten durch kleine
Seitenröhren zum Haupttunnel des Kommando-Systems
beziehungsweise zu der Transitröhre. Dort angelangt, würden
sie sich auf gleicher Höhe wie der Haupttrupp halten. Horza
schaltete sein eigenes Antigrav-Gerät an, stieg ungefähr
einen Meter auf und schwebte einen Seitentunnel der
Fußgänger-Galerie entlang. Dann bewegte er sich langsam
durch die Schwärze auf Bahnhof Fünf zu, der dreißig
Kilometer entfernt lag. Die übrigen würden ihm, ebenfalls
fliegend, folgen. Balveda teilte sich die Palette mit der
Ausrüstung.
    Horza lächelte, als Balveda sich auf die Palette setzte. Sie
erinnerte ihn plötzlich an Fwi-Song auf seiner stabilen Trage im
Sonnenschein eines Ortes, der jetzt verschwunden war. Der Vergleich
kam ihm wundervoll absurd vor.
    Er schwebte den Fußgängertunnel entlang, machte an
jeder auftauchenden Seitenröhre halt, überprüfte sie
und nahm dabei jedesmal Kontakt mit den anderen auf. Die Sensoren
seines Anzugs waren auf maximale Kapazität eingestellt; jedes
Licht, das leiseste Geräusch, eine Veränderung der
Luftströme, sogar Vibrationen im Gestein um ihn, alles wurde
erfaßt. Auch ungewöhnliche Gerüche würden
registriert werden, ebenso Energie, die durch die Kabel in den
Tunnelwänden floß, und jede Art von Kommunikation
über Funk.
    Er hatte daran gedacht, die Idiraner auf dem Marsch anzurufen,
sich dann aber dagegen entschieden. Von Bahnhof Vier aus hatte er ein
einziges kurzes Signal abgestrahlt, ohne eine Antwort zu erhalten.
Weitere Sendungen von unterwegs würden zuviel preisgeben, wenn
die Idiraner (wie er vermutete) nicht in der Stimmung waren
zuzuhören.
    Er bewegte sich durch die Dunkelheit, als sitze er auf einem
unsichtbaren Sessel, die Kohärenzstrahl-Emissionswaffe in den
Armen. Er hörte seinen Herzschlag, seine Atmung und das leise
Wehen der kalten, ziemlich schalen Luft um seinen Anzug. Der Anzug
nahm eine vage Hintergrundstrahlung von dem Granit ringsum wahr,
durchsetzt von stoßweisen kosmischen Strahlen. Auf der
Gesichtsplatte des Anzughelms sah Horza ein geisterhaftes Radarbild
der Tunnel, die sich durch den Fels wanden.
    An manchen Stellen verlief der Tunnel gerade, und wenn Horza sich
umdrehte, konnte er den Haupttrupp sehen, der ihm mit einem halben
Kilometer Abstand folgte. Dann wieder beschrieb der Tunnel eine Reihe
von flachen Kurven und beschränkte die Sicht des
Radargeräts auf zweihundert Meter oder weniger, so daß es
war, als schwebe er allein in der kalten Schwärze.
     
    In Bahnhof Fünf fanden sie ein Schlachtfeld.
    Horzas Anzug hatte merkwürdige Gerüche aufgefangen, das
war das erste Zeichen gewesen: organische Moleküle in der Luft,
verkohlt und

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