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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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tiefe Nacht des alten Felsgesteins
wie ein heimtückischer runder Irrgarten.
    »Der Krieg wird nicht enden«, behauptete Aviger.
»Er wird einfach absterben.« Horza schwebte den Tunnel
entlang und hörte über den offenen Kanal mit halbem Ohr der
Unterhaltung der anderen zu, die ihm folgten. Er hatte die
Außenmikrophone seines Anzugs von den Helmlautsprechern auf
einen kleinen Schirm an seiner Wange geschaltet; die Bildspur zeigte
nichts als Stille an. Aviger fuhr fort: »Alle denken, die Kultur
werde aufgeben, aber ich bin anderer Meinung. Ich glaube, die
Kultur-Leute werden weiterkämpfen, weil sie an ihre Sache
glauben. Die Idiraner werden ebensowenig aufgeben; sie werden
kämpfen bis zum letzten Mann, und sie und die Kultur werden sich
weiterhin immerzu gegenseitig angreifen, schließlich
überall in der Galaxis, und ihre Waffen und Bomben und Strahlen
werden immer besser und besser werden, und am Ende wird die ganze
Galaxis zum Schlachtfeld, bis sie alle Sterne und Planeten und
Orbitals und was sonst noch groß genug ist, um darauf zu
stehen, vernichtet haben, und dann werden sie die großen
Schiffe des Gegners vernichten und dann auch die kleinen Schiffe, bis
alle Leute in Einzelanzügen leben und einander mit Waffen
beschießen, die einen Planeten zerstören
könnten… und so wird es enden. Man wird wahrscheinlich
Waffen oder Roboter erfinden, die noch kleiner sind, und es werden
nur noch ein paar immer kleinere und kleinere Maschinen um das
kämpfen, was von der Galaxis übrig ist, und es wird niemand
mehr da sein, der wissen könnte, wie das Ganze überhaupt
angefangen hat.«
    »Das hört sich richtig lustig an«, sagte
Unaha-Closp. »Und was soll werden, wenn die Sache schlecht
ausgeht?«
    »Das ist eine zu negative Einstellung zum Kampf,
Aviger«, fiel Dorolows hohe Stimme ein. »Du mußt
positiv sein. Der Wettstreit fördert die Entwicklung, der Kampf
ist eine Prüfung, der Krieg ein Teil des Lebens und des
evolutionären Prozesses. An seiner äußersten Grenze
finden wir uns selbst.«
    »… für gewöhnlich in der Scheiße«,
kommentierte Yalson. Horza grinste.
    »Yalson«, legte Dorolow los, »auch wenn du
keine…«
    »Ruhe da hinten!« befahl Horza plötzlich. Der
Schirm an seiner Wange hatte geflackert. »Wartet dort! Ich
empfange irgendein Geräusch von vorn.« Er hielt an,
saß mitten in der Luft still und legte das von außen
kommende Geräusch auf die Helmlautsprecher.
    Ein tiefes Grollen wie schwere Brandung, die von weit her kommt,
oder ein Gewitter in fernen Bergen.
    »Ja, da ist etwas, das irgendeinen Lärm macht«,
sagte Horza.
    »Wie weit ist es bis zum nächsten Bahnhof?«
erkundigte sich Yalson.
    »Etwa zwei Kilometer.«
    »Glaubst du, das sind die Idiraner?« Neisins Stimme
klang nervös.
    »Wahrscheinlich«, antwortete Horza. »Okay. Ich
fliege voraus. Yalson, steck Balveda in den Fesselharnisch. Jeder
sieht seine Waffen nach. Seid leise! Wubslin, Neisin, fliegt langsam
weiter. Haltet an, sobald ihr den Bahnhof sehen könnt. Ich werde
versuchen, mit den Kerlen zu reden.«
    Das undeutliche Geräusch stieg an und erinnerte ihn an einen
Steinschlag, der aus einer Mine tief im Innern eines Berges zu
hören ist.
     
    Er näherte sich dem Bahnhof. Hinter einer Ecke kam eine
Drucktür in Sicht. Bis zum Bahnhof konnten es nur noch hundert
Meter sein. Horza hörte ein dumpfes Rasseln. Es klang durch den
dunklen Tunnel herauf, tief und schwingend, kaum gedämpft durch
die Entfernung, als würden große Weichen gestellt, schwere
Ketten befestigt. Der Anzug registrierte organische Moleküle in
der Luft – es war der Geruch nach Idiranern. Horza schwebte am
Rand der Drucktür vorbei und sah den Bahnhof.
    Es brannte Licht in Bahnhof Sechs, trüb und gelb wie von
einer schwachen Taschenlampe. Horza wartete, bis Wubslin und Neisin
meldeten, daß sie den Bahnhof von ihren Tunneln aus sehen
konnten, dann flog er näher heran.
    Ein Kommando-System-Zug stand in Bahnhof Sechs. Seine gerundete
Masse, drei Stockwerke hoch und dreihundert Meter lang, füllte
die zylindrische Höhle zur Hälfte. Das Licht kam vom
hinteren Ende des Zuges, von hoch oben, wo das Kontrolldeck war. Auch
die Geräusche kamen von dem Zug. Horza schwebte quer durch den
Fußgängertunnel, um den Rest des Bahnhofs überblicken
zu können.
    Am hinteren Ende des Bahnsteigs schwebte das Gehirn.
    Er starrte es einen Augenblick lang an, dann
vergrößerte er das Bild, um ganz sicher zu gehen. Das Ding
sah echt aus, ein Ellipsoid,

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