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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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seltsam.«
    »Denken Sie weiter darüber nach«, riet ihm Balveda,
schloß die Augen und lehnte den Kopf wieder an die
Tunnelwand.
    »Horza steht auf seiner eigenen Seite, nicht auf der von
irgendwem anders«, sagte Aviger von weiter oben im Tunnel. Er
sprach den Idiraner an, richtete aber die Augen am Ende seines Satzes
auf Horza. Dann ließ er den Kopf sinken und kratzte aus einem
Essensbehälter, der neben ihm stand, ein paar letzte Krumen
heraus.
    »Das ist das Übliche bei eurer Art«, antwortete
Xoxarle dem alten Mann, der nicht aufblickte. »So seid ihr
gemacht. Ihr strebt danach, euch während der kurzen Zeit, die
euch im Universum zugemessen ist, einen Weg über die Rücken
eurer Mitmenschen zu bahnen, ihr vermehrt euch, wann immer ihr
könnt, damit die Stärksten überleben und die
Schwächeren aussterben. Das mache ich euch ebensowenig zum
Vorwurf, wie ich versuchen würde, einen nicht intelligenten
Fleischfresser zum Vegetariertum zu bekehren. Ihr steht alle auf
eurer eigenen Seite. Bei uns ist das anders.« Xoxarle sah Horza
an. »Dem mußt du zustimmen,
Wandler-Verbündeter.«
    »Ihr seid anders, das stimmt«, antwortete Horza.
»Aber alles, was mich interessiert, ist, daß ihr gegen die
Kultur kämpft. Ihr mögt im Endergebnis Gottes Geschenk oder
Fluch sein, mir kommt es nur darauf an, daß ihr im Augenblick
gegen ihre Leute seid.« Horza nickte zu Balveda hin, die die
Augen nicht öffnete, aber lächelte.
    »Was für eine pragmatische Einstellung«, meinte
Xoxarle. Horza fragte sich, ob die anderen die Spur von Humor in der
Stimme des Riesen erkannten. »Was hat die Kultur bloß
getan, daß du sie so haßt?«
    »Mir persönlich nichts«, sagte Horza. »Ich bin
bloß anderer Meinung als sie.«
    »Ihr Menschen hört doch nie auf, mich zu
überraschen«, stellte Xoxarle fest. Er krümmte sich
plötzlich, und ein prasselndes, donnerndes Geräusch, als
würden Felsen zermalmt, kam aus seinem Mund. Sein großer
Körper erschauerte. Xoxarle drehte den Kopf zur Seite und
spuckte auf den Tunnelboden. Er hielt den Kopf weiter abgewandt,
während die Menschen sich gegenseitig ansahen und sich fragten,
wie schwer verletzt der Idiraner wirklich sei. Xoxarle wurde still.
Er beugte sich vor und betrachtete das, was er ausgespuckt hatte. Ein
dumpfer, widerhallender Laut drang aus seiner Kehle. Dann sprach er
wieder Horza an. Seine Stimme klang kratzig und heiser. »Ja,
Wandler, du bist ein merkwürdiger Geselle. Du läßt
den Dissidenten unter deinen Leuten ein bißchen zuviel
Spielraum, nichts für ungut.« Er sah zu Aviger oben im
Tunnel hin, der den Kopf hob und dem Idiraner einen ängstlichen
Blick zuwarf.
    »Ich komme schon zurecht«, versicherte Horza dem
Sektionsführer. Er stellte sich auf die Füße, sah
ringsum und streckte seine müden Beine. »Es wird
Zeit.« Bei Xoxarle erkundigte er sich: »Können Sie in
Ihrem Zustand gehen?«
    »Binde mich los, und ich laufe schneller, als du mir
entfliehen könntest, Mensch«, schnurrte Xoxarle. Er
richtete seinen gewaltigen Körper aus der hockenden Haltung auf.
Horza blickte in das dunkle, breite V des idiranischen Gesichtes hoch
und nickte langsam.
    »Achten Sie nur darauf, daß Sie am Leben bleiben, damit
ich Sie zur Flotte zurückbringen kann, Xoxarle«, sagte
Horza. »Das Verfolgen und das Kämpfen sind vorbei. Wir
suchen jetzt alle nach dem Gehirn.«
    »Eine armselige Jagd, Mensch«, gab Xoxarle zurück.
»Ein schimpfliches Ende der ganzen Unternehmung. Ich
müßte mich für dich schämen, aber
schließlich bist du nur ein Mensch.«
    »Ach, halt die Klappe und setz dich in Bewegung!« sagte
Yalson zu dem Idiraner. Sie drückte Knöpfe an ihren
Anzugkontrollen und schwebte bis zu Xoxarles Kopf hoch. Der Idiraner
schnaubte, drehte sich um und hinkte den Fußgängertunnel
hinunter. Einer nach dem anderen folgten sie ihm.
     
    Horza bemerkte nach ein paar Kilometern, daß der Idiraner
anfing, müde zu werden. Die Schritte des Riesen wurden
kürzer, immer häufiger bewegte er die großen
Keratin-Platten seiner Schultern, als versuche er einen inneren
Schmerz zu lindern, und schüttelte seinen großen Kopf, wie
um die Gedanken zu klären. Zweimal wandte er sich ab und spuckte
an die Wände. Horza sah sich die tropfende Flüssigkeit an:
Es war idiranisches Blut.
    Schließlich taumelte Xoxarle zur Seite. Horza ging wieder
hinter ihm, nachdem er eine Weile auf der Palette gesessen hatte. Als
er den Idiraner schwanken sah, verlangsamte er den Schritt und hob
die Hand,

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