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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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wollte uns
verschlingen, Berge wie schwarzes Glas blockierten unseren Weg, und
in klaren Nächten verhöhnten die Sterne uns. Aber wir kamen
voran.
    Beinahe zweitausend Kilometer, Kleiner, mit nichts als dem
bißchen Essen, das wir aus dem Wrack mitnehmen konnten, dem
bißchen Ausrüstung, das von dem Barrieren-Tier nicht in
Schrott verwandelt worden war, und unsere eigenen Entschlossenheit.
Wir waren vierundvierzig, als wir den Schlachtkreuzer
verließen, siebenundzwanzig, als wir unseren Treck über
den Schnee begannen, acht von meiner Art und neunzehn von dem
Medjel-Volk. Zwei von uns beendeten die Reise und sechs von unseren
Dienern.
    Wundert es dich, daß wir über den ersten Ort voller
Licht und Wärme herfielen, den wir fanden? Überrascht es
dich, daß wir einfach nahmen und nicht fragten? Wir hatten
tapfere Krieger und treue Diener an der Kälte sterben sehen, es
war einer nach dem anderen verschwunden, als habe der Eiswind ihn
verschlissen. Wir hatten in den wolkenlosen, erbarmungslosen Himmel
eines toten und fremden Planeten gesehen und uns gefragt, wer wohl
wen essen werde, wenn es Morgen wurde. Anfangs machten wir Witze
darüber, aber später, als wir dreißig Tage lang
marschiert waren und die meisten von uns in Eislöchern, in
Bergschluchten oder roh in unseren Mägen ein Ende gefunden
hatten, fanden wir es nicht mehr so komisch. Ich denke, von den
letzten – vielleicht glaubten sie, wir seien nicht mehr auf dem
richtigen Kurs – starben einige an Verzweiflung.
    Wir töteten unsere menschlichen Freunde, diese anderen
Wandler. Ich tötete einen mit meinen eigenen Händen. Ein
anderer, der noch schlief, fiel einem Medjel zum Opfer. Der im
Kontrollraum kämpfte tapfer, und als er erkannte, daß er
verloren war, zerstörte er viele der Kontrollen. Ich salutiere
ihm. Es war noch einer da, der sich zur Wehr setzte, in dem Raum, wo
sie Dinge lagerten. Auch er starb tapfer. Du solltest nicht zu sehr
um sie trauern. Ich werde mit der Wahrheit in meinen Augen und in
meinem Herzen vor meine Vorgesetzten hintreten. Sie werden mich nicht
bestrafen, sie werden mich belohnen, sollte ich sie jemals
wiedersehen.«
    Horza ging hinter dem Idiraner durch den Tunnel, solange Yalson
sich davon ausruhte, den großen Dreifüßer zu
bewachen. Horza hatte Xoxarle aufgefordert, ihm zu erzählen, was
aus der Gruppe geworden war, die im Innern des Chuy-hirtsi-Tieres den
Planeten erreicht hatte. Der Idiraner hatte mit einem Epos
geantwortet.
    »Eine, die noch schlief«, sagte Horza.
    »Was, Mensch?« grollte Xoxarles Stimme durch den Tunnel.
Er hatte sich beim Reden nicht die Mühe gemacht, sich
umzudrehen; er sprach zu der klaren Luft des
Fußgängertunnels, der zu Bahnhof Sieben führte. Seine
mächtige Baßstimme war noch von Wubslin und Aviger, die
die Nachhut der kleinen, buntscheckigen Schar bildeten, mühelos
zu verstehen.
    »Sie haben sich wieder geirrt«, sagte Horza müde zu
dem Hinterkopf des Idiraners. »Im Schlaf getötet wurde eine
Frau.«
    »Nun, das Medjel hat sich um sie gekümmert. Wir legten
sie alle in den Korridor. Einiges von ihrer Nahrung erwies sich als
eßbar. Uns schmeckte es himmlisch.«
    »Wie lange ist das her?« fragte Horza.
    »Ungefähr acht Tage, glaube ich. Hier unten ist es
schwer, sich die Zeit zu merken. Wir versuchten sofort, einen
Massenanomalien-Sensor zu bauen, denn der würde uns von
unschätzbarem Wert gewesen sein, aber wir hatten keinen Erfolg.
Wir hatten nur das, was in der Wandler-Basis unbeschädigt
geblieben war. Ein großer Teil unserer Ausrüstung war von
dem Barrieren-Tier zerstört worden, anderes hatten wir
liegenlassen müssen, als wir von dem Chuy-hirtsi zu unserem
Marsch aufbrachen, oder unterwegs, als einer nach dem anderen
starb.«
    »Ihr müßt es für pures Glück gehalten
haben, daß ihr das Gehirn so leicht fandet.« Horza hielt
sein Gewehr auf den Hals des großen Idiraners gerichtet und
beobachtete ihn unausgesetzt. Xoxarle mochte verletzt sein –
Horza wußte genug über die Spezies, um aus der Art, wie
der Sektionsleiter ging, zu erkennen, daß er Schmerzen litte
–, aber gefährlich war er immer noch. Aber es machte Horza
nichts aus, wenn er redete; es vertrieb ihm die Zeit.
    »Wir wußten, das Gehirn war verletzt. Als wir es in
Bahnhof Sechs fanden und es sich nicht bewegte und durch nichts
erkennen ließ, ob es uns bemerkt habe, nahmen wir an, das seien
Folgen der Beschädigung. Wir wußten bereits, daß du
angekommen warst; es ist erst einen Tag her. Wir

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