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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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stellte
die Waffe auf Einzelschüsse. Der erste Strahl blies das
verletzte Auge davon, der zweite stanzte ein Loch in das Gesicht
unter dem, was die Nase des Wesens gewesen sein mochte. Ein Strom
grüner Flüssigkeit schoß aus dem Loch und landete auf
der Brust von Avigers Anzug. Er goß etwas Wasser aus seiner
Flasche über die Schweinerei und ließ es ablaufen.
    »Schmutz«, murmelte er vor sich hin und schulterte sein
Gewehr, »alles, alles… Schmutz.«
     
    »Seht mal!«
    Sie waren noch keine fünfzig Meter in den Tunnel
eingedrungen. Aviger war gerade in der Mündung erschienen und
flog ihnen nach, als Wubslin aufschrie. Sie hielten an und sahen auf
den Schirm des Massen-Sensors.
    Fast im Mittelpunkt der dichten grünen Linien war ein grauer
Fleck, die Spur des Reaktors, die sie schon kannten, da der Sensor
sich von dem Atommeiler in dem Zug hinter ihnen täuschen
ließ.
    Ganz am Rand des Schirms, genau geradeaus und mehr als
sechsundzwanzig Kilometer entfernt, war ein anderes Echo zu sehen. Es
war kein grauer Fleck, keine falsche Spur. Dort leuchtete ein harter,
heller Lichtpunkt auf dem Schirm wie ein Stern.

 
     
ZWÖLFTER TEIL

----
     
     
Das Kommando-System:
Maschinen

»… Ein Himmel wie gehacktes Eis, ein Wind, der bis ins
Mark schneidet. Auf dem größten Teil der Reise zu kalt
für Schnee, aber einmal fegte elf Tage und Nächte lang ein
Blizzard über das Eisfeld, auf dem wir gingen, heulend wie ein
Tier und mit einem Biß wie Stahl. Die Eiskristalle flossen als
ein einziger Strom über das harte, gefrorene Land. Man konnte
nicht hineinsehen und nicht atmen; es war schon beinahe
unmöglich, sich auf den Füßen zu halten. Wir gruben
ein Loch, flach und kalt, und blieben darin liegen, bis es sich
aufklärte.
    Wir marschierten, ein verwundeter, versprengter Haufen. Einige
verloren wir, weil ihr Blut in ihnen gefror. Einer verschwand
einfach, des Nachts in einem Schneesturm. Einige starben an ihren
Wunden. Einen nach dem anderen verloren wir sie, unsere Kameraden und
unsere Diener. Jeder von ihnen bat uns, ihre Leichen, sobald sie
verschieden seien, zum größtmöglichen Nutzen zu
verwenden. Wir hatten so wenig zu essen; wir alle wußten, was
es heißen sollte, wir alle waren darauf vorbereitet. Nenne ein
größeres Opfer oder ein edleres.
    Wenn man in dieser Luft weinte, gefroren einem mit einem Knistern
wie von einem brechenden Herzen die Tränen auf dem Gesicht.
    Berge. Die hohen Pässe, zu denen wir emporstiegen,
ausgehungert in dieser dünnen und bitteren Luft. Der Schnee war
ein weißes Pulver, trocken wie Staub. Atmete man ihn ein,
gefror man von innen; Schneewolken von den zerklüfteten
Hängen, von den Füßen vor einem losgetreten, stachen
in der Kehle wie gesprühte Säure. Ich sah Regenbogen in den
kristallenen Schleiern aus Eis und Schnee, die wir im
Vorübergehen erzeugt hatten, und allmählich haßte ich
diese Farben, diese gefrierende Trockenheit, die ausgehungerte hohe
Luft und den dunkelblauen Himmel.
    Drei Gletscher überquerten wir. Zwei unserer Kameraden
stürzten in Spalten und fielen, bis wir sie nicht mehr sehen
oder hören konnten, fielen tiefer als die Reichweite eines
Echos.
    Tief in einem Bergring kamen wir an einen Sumpf; er lag in dem
Kessel wie ein Grab jeder Hoffnung. Wir waren zu langsam, zu
benommen, um unseren Querl zu retten, der hineinlief und unterging.
Wir dachten, das könne nicht sein, nicht in dieser Luft, so kalt
trotz des schwachen Sonnenscheins. Wir dachten, der Sumpf müsse
gefroren sein, und wir sähen, was nur zu sein scheine, und unser
Blick würde sich klären und er zu uns zurückkehren,
nicht in dieser dunklen Brühe außer Reichweite
versinken.
    Es war ein Ölsumpf, das merkten wir zu spät, nachdem die
teerigen Tiefen ihren Tribut von uns verlangt hatten. Am
nächsten Tag, als wir nach einem Weg zur anderen Seite suchten,
sank die Temperatur noch weiter. Sogar dieser Schlamm erstarrte, und
wir liefen schnell hinüber.
    Mitten in lauter gefrorenem Wasser verdursteten wir langsam. Wir
hatten kaum etwas außer unseren eigenen Körpern, um den
Schnee zu erwärmen, und wenn wir diesen weißen Staub
aßen, bis er uns betäubte, machte uns die Kälte
benommen, verlangsamte unsere Sprache und unseren Schritt. Aber wir
marschierten weiter, obwohl die Kälte an uns saugte, ob wir
wachten oder zu schlafen versuchten, und die harte Sonne blendete uns
in Feldern aus glitzerndem Weiß und füllte unsere Augen
mit Schmerz. Der Wind schnitt uns, der Schnee

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