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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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versuchte, nicht zu schreien, nicht weil er meinte, es
könne ihn jemand hören und gewarnt werden, sondern weil man
ihn sein ganzes Leben lang, seit er allein auf den Füßen
stehen konnte, gelehrt hatte, schweigend zu leiden. Er bemühte
sich sehr; er dachte daran, wie sein Nest-Querl und sein Mutter-Elter
es ihm eingeprägt hatten, und es war eine Schande, ihnen nicht
zu gehorchen, aber manchmal wurde es zuviel. Manchmal quetschte der
Schmerz das Geräusch aus ihm heraus.
    Am Bahnhofsdach waren einige der Leuchten ausgegangen, von
fehlgegangenen Schüssen getroffen. Er konnte die Löcher und
Punkturen in der schimmernden Hülle des Zuges erkennen, und er
hatte keine Ahnung, welcher Schaden dem Fahrzeug zugefügt worden
war, aber jetzt konnte er nicht mehr aufhören. Er mußte
weitermachen.
    Er konnte den Zug hören. Er belauschte ihn, wie ein
Jäger ein wildes Tier belauscht. Der Zug war lebendig, zwar
verletzt – einige seiner schwirrenden Motoren klangen
beschädigt –, aber er war lebendig. Quayanorl war es, der
starb, doch er würde sein Bestes tun, um das Tier zu fangen.
     
    »Was meinst du?« fragte Horza den Ingenieur. Er hatte
Wubslin unter einem der Wagen aufgespürt, wo er mit dem Kopf
nach unten hing und sich die Radmotoren ansah. Dann hatte Horza ihn
gebeten, einen Blick auf das kleine Gerät an der Brust seines
Anzugs zu werfen, das der Hauptkörper des Massen-Sensors
war.
    »Ich weiß nicht recht.« Wubslin schüttelte
den Kopf. Er hatte den Helm auf und die Sichtscheibe geschlossen und
benutzte den Schirm, um das Bild des Sensors zu
vergrößern. »Er ist so klein. Ich müßte
ihn auf die CAT mitnehmen, um ihn mir richtig anzusehen. Ich
habe nicht alle meine Werkzeuge bei mir.« Er schnalzte mit der
Zunge. »Aussehen tut er, als sei er ganz in Ordnung;
irgendwelche offensichtlichen Schäden hat er keine. Vielleicht
bringen die Reaktoren ihn durcheinander.«
    »Verdammt. Dann werden wir das Gehirn suchen
müssen«, sagte Horza. Er ließ sich von Wubslin die
kleine Inspektionsklappe an der Vorderseite des Anzugs
schließen.
    Der Ingenieur richtete sich auf und schob seine Sichtscheibe hoch.
»Das Problem ist nur«, stellte er düster fest,
»wenn die Reaktoren den Empfang stören, hat es nicht viel
Zweck, für die Suche nach dem Gehirn den Zug zu nehmen. Wir
werden die Transitröhren benutzen müssen.«
    »Zuerst durchsuchen wir die Bahnhöfe«, sagte Horza.
Er stand auf und sah durch das Fenster auf den Bahnsteig hinaus.
Yalson bewachte Balveda, die auf dem glatten Steinboden langsam hin
und her ging. Aviger saß still auf der Palette. Xoxarle war an
die Pfeiler der Zugangsbrücke gefesselt.
    »Ist es okay, wenn ich zum Kontrolldeck hochsteige?«
fragte Wubslin. Horza sah dem Ingenieur in das breite, offene
Gesicht.
    »Ja, warum nicht? Aber versuche noch nicht, den Zug in
Bewegung zu setzen.«
    »Okay.« Wubslin blickte glücklich drein.
    »Wandler?« fragte Xoxarle, als Horza die Zugangsrampe
hinunterkam.
    »Was ist?«
    »Diese Drähte, sie sind zu fest. Sie schneiden
mich.«
    Horza sah sich die Drähte um die Arme des Idiraners genau an.
»Wie unangenehm«, sagte er.
    »Sie schneiden mir in die Schultern, die Beine und die
Handgelenke. Wenn der Druck anhält, werden sie sich bis zu
meinen Blutgefäßen einfressen. Es wäre mir zuwider,
auf so unelegante Weise zu sterben. Du kannst mir gern den Kopf
abschießen, aber es ist unwürdig, langsam aufgeschlitzt zu
werden. Das sage ich dir nur, weil ich anfange zu glauben, daß
du wirklich die Absicht hast, mich zur Flotte
zurückzubringen.«
    Horza trat hinter den Idiraner und sah sich die Stelle an, wo die
Drähte über Xoxarles Handgelenke liefen. Xoxarle hatte die
Wahrheit gesagt; die Fesseln schnitten in seine Hornhaut wie
Zaundraht in Baumrinde. Der Wandler runzelte die Stirn. »So
etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte er zu dem regungslosen
Hinterkopf des Idiraners. »Was haben Sie im Sinn? Ihre Haut ist
zu hart, als daß es von selbst passieren könnte.«
    »Ich habe gar nichts im Sinn, Mensch«, antwortete
Xoxarle müde und seufzte schwer. »Mein Körper ist
verletzt; er versucht, sich zu heilen. Notwendigerweise wird er
biegsamer, weniger starr, während er die beschädigten Teile
repariert. Oh, wenn du mir nicht glaubst, macht das auch nichts. Aber
vergib nicht, daß ich dich gewarnt habe.«
    »Ich will darüber nachdenken«, erbot Horza sich.
»Wenn es zu schlimm wird, schreien Sie.« Er kehrte zu den
anderen zurück.
    »Über das werde

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