Bedenke Phlebas
gerade laut genug, daß der Mann sie verstehen konnte.
»Mir kann das nur recht sein«, antwortete Horza.
»Je gefügiger, desto besser.«
Yalson schüttelte leicht den Kopf. Sie wandte den Blick von
der Frau da vorn nicht ab. »Nein, sie will uns einwickeln. Sie
hat noch eine Karte, die sie ausspielen kann, und sie wartet in aller
Ruhe ab, bis es soweit ist.«
»Das bildest du dir ein«, meinte Horza. »Deine
Hormone kriegen dich unter, deshalb entwickelst du Ahnungen und das
Zweite Gesicht.«
Sie sah ihn an und übertrug ihr Stirnrunzeln von Balveda auf
den Wandler. Ihre Augen verengten sich. »Was?«
Horza hob die freie Hand. »Ein Scherz.« Er
lächelte.
Yalson wirkte nicht überzeugt. »Sie hat etwas vor. Das
weiß ich.« Sie nickte vor sich hin. »Ich fühle
es.«
Quayanorl zog sich durch den Verbindungskorridor. Er schob die
Tür zu dem Wagen auf, kroch langsam über den
Fußboden.
Allmählich vergaß er, warum er das tat. Er wußte,
er mußte durchhalten, vorwärtskommen, weiterkriechen, aber
er konnte sich nicht mehr genau erinnern, welchem Zweck das alles
diente. Der Zug war ein Folterlabyrinth, dazu entworfen, ihm Schmerz
zu bereiten.
Ich ziehe mich zu meinem Tod. Auch wenn ich am Ende bin und
nicht mehr kriechen kann, geht es irgendwie weiter. Ich erinnere
mich, daß ich das vor einiger Zeit gedacht habe, aber an was
habe ich gedacht? Sterbe ich, wenn ich in den Kontrollraum des Zuges
komme, und setze ich meine Reise auf der anderen Seite des Todes
fort? Ist es das, was ich gedacht habe?
Ich bin wie ein kleines Kind, krieche über den
Fußboden… Komm zu mir, kleiner Bursche, sagt der
Zug.
Wir haben nach etwas gesucht, aber ich weiß nicht
mehr… genau… was… es…
Sie durchsuchten die große Höhle. Dann stiegen sie die
Treppe zu der Galerie hinauf, die den Zugang zu den Unterkünften
und Lagerräumen des Bahnhofs bildete.
Balveda stand am Rand der breiten Terrasse, die sich auf halber
Höhe zwischen Boden und Decke rund um die Höhle zog. Yalson
beobachtete die Kultur-Agentin, während Horza die Türen zu
den Quartieren öffnete. Balveda blickte über die weite
Höhle hin. Ihre schlanken Hände ruhten auf dem
Sicherheitsgeländer. Dessen Oberkante war auf einer Höhe
mit ihren Schultern; es war die Hüfthöhe der Leute, die das
Kommando-System gebaut hatten.
In der Nähe der Stelle, wo Balveda stand, führte eine
Kranbrücke in die Höhle hinaus. Sie hing an Kabeln von der
Decke und reichte bis zu der Terrasse auf der anderen Seite, wo ein
schmaler, hell erleuchteter Tunnel in das Felsgestein lief. Balveda
sah über die lange Brücke zu der fernen Tunnelmündung
hin.
Yalson schoß die Frage durch den Kopf, ob die Kultur-Frau an
Flucht denke, doch sie wußte, das tat sie nicht. Und dann
überlegte sie, ob sie sich vielleicht wünschte, daß
Balveda einen Versuch machte, nur um sie erschießen zu
können und sie los zu sein.
Balveda wandte den Blick von der engen Brücke ab, und Horza
öffnete die Tür zu den Unterkünften.
Xoxarle bog die Schultern. Die Drähte bewegten sich ein
bißchen, rutschten und hoben sich.
Der Mensch, den sie zurückgelassen hatten, damit er ihn
bewache, sah müde aus, vielleicht sogar schläfrig, aber
Xoxarle glaubte nicht, daß die anderen sehr lange wegbleiben
würden. Im Augenblick konnte er es sich nicht leisten, viel zu
tun, denn wenn der Wandler zurückkam, merkte er vielleicht,
daß die Drähte nicht mehr festsaßen. Aber auch wenn
es durchaus nicht die interessanteste Entwicklung war, die die Dinge
hätten nehmen können, bestand doch offensichtlich eine gute
Chance, daß die Menschen die angeblich intelligente
Rechenmaschine, nach der sie alle suchten, nicht fanden. In dem Fall
mochte die beste Entscheidung sein, nichts zu tun. Er würde sich
von den Kleinen zu ihrem Schiff mitnehmen lassen. Wahrscheinlich
beabsichtigte der Horza genannte Mensch, Lösegeld für ihn
zu fordern. Das dünkte Xoxarle die wahrscheinlichste
Erklärung dafür zu sein, daß er am Leben gelassen
wurde.
Vielleicht bezahlte die Flotte für die Rückgabe eines
Kriegers, obwohl es Xoxarles Familie verboten war, so etwas zu tun,
und sie abgesehen davon nicht reich war. Er konnte nicht mit sich ins
klare kommen, sollte er weiterleben und die Schande, gefangengenommen
und verkauft worden zu sein, durch künftige Taten wettzumachen
versuchen oder sollte er alle Kräfte anstrengen, um entweder zu
entfliehen oder zu sterben? Ihm würde es eher zusagen, zu
handeln; es war das
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