Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
der
normalerweise eine mit Sauerstoff angereicherte Blutreserve für
den Fall bereithielt, daß sein Körper die letzten
Kräfte mobilisieren mußte, leerte sich, der kostbare
Brennstoff wurde in der von vornherein verlorenen Schlacht
verschwendet, die sein Körper gegen den fallenden Blutdruck
kämpfte.
    Sterben… ich sterbe… Was macht es aus, ob das im
Dunkeln oder im Licht geschieht?
    Großer Gott, gefallene Kameraden, meine Kinder, mein
Partner… könnt ihr mich in diesem tief vergrabenen, fremden
Gleißen besser sehen?
    Mein Name ist Quayanorl, Großer Gott, und…
    Der Gedanke brannte heller als der Schmerz, den er empfunden
hatte, als er versuchte, sein zerschmettertes Bein zu bewegen, heller
als das stille, starrende Licht des Bahnhofs.
    Sie hatten gesagt, sie wollten zu Bahnhof Sieben weiterziehen.
    Das war das letzte, woran er sich erinnerte, abgesehen von dem
Anblick eines von ihnen, der durch die Luft auf ihn zuschwebte.
Dieser eine mußte ihn ins Gesicht geschossen haben; er
erinnerte sich nicht, daß es geschehen war, aber es ergab sich
als Schlußfolgerung… Das Wesen war geschickt worden, um
sicherzustellen, daß er auch wirklich tot war. Aber er lebte,
und ihm war gerade ein Gedanke gekommen. Die Sache war kompliziert,
auch wenn er den Gedanken in die Tat umsetzen konnte, auch wenn es
ihm gelang, seinen Körper zu verlagern, auch wenn alles
klappte… Aber dann täte er doch wenigstens etwas, und was
auch geschah, es würde ein passendes Ende für einen Krieger
sein. Es war den Schmerz wert.
    Er bewegte sich schnell, bevor er seine Meinung ändern
konnte. Denn er wußte, ihm blieb vielleicht nur wenig Zeit
(falls es nicht bereits zu spät war). Der Schmerz durchfuhr ihn
wie ein Schwert.
    Seinem zerbrochenen, blutigen Mund entrang sich ein Schrei.
    Niemand hörte ihn. Der Schrei hallte in dem erleuchteten
Bahnhof wider. Dann herrschte Stille. In seinem Körper
hämmerte es von dem Nachhall des Schmerzes, aber er spürte,
daß er frei war. Die Schweißnaht aus Blut war gerissen.
Er konnte sich bewegen; in dem Licht konnte er sich bewegen.
    Xoxarle, wenn du noch lebst, ich habe vielleicht bald eine
kleine Überraschung für unsere Freunde…
     
    »Roboter?«
    »Was ist?«
    »Horza will wissen, was du da machst.« Yalson sprach in
ihren Helm-Kommunikator und sah dabei den Wandler an.
    »Ich durchsuche diesen Zug, den, der im Reparatur-Abschnitt
steht. Ich hätte es schon gesagt, wenn ich etwas gefunden
hätte. Habt ihr diesen Anzug-Sensor inzwischen zum Funktionieren
gebracht?«
    Horza schnitt dem Helm, den Yalson auf den Knien hielt, eine
Grimasse, langte hinüber und stellte den Kommunikator ab.
    »Er hat schließlich recht, oder?« bemerkte Aviger,
der auf der Palette saß. »Das Gerät in deinem Anzug
funktioniert nicht, oder?«
    »Der Reaktor des Zugs verursacht Störungen«, teilte
Horza dem alten Mann mit. »Das ist alles. Damit werden wir
fertig.« Aviger wirkte nicht überzeugt.
    Horza öffnete eine Getränkedose. Er fühlte sich
müde, ausgelaugt. Eine Antiklimax hatte sich eingestellt, jetzt,
wo sie Strom hatten, aber das Gehirn verschwunden war. Er verfluchte
den zerstörten Massen-Sensor und Xoxarle und das Gehirn. Er
wußte nicht, wo das verdammte Ding war, aber er würde es
aufspüren. Im Augenblick wollte er allerdings nur sitzenbleiben
und sich entspannen. Seine Gedanken brauchten Zeit, um sich zu
sammeln. Er rieb den Kopf an der Stelle, die bei dem Feuergefecht im
Bahnhof Sechs verletzt worden war. Drinnen bohrte ein dumpfer
Schmerz. Nichts Ernstes, aber es hätte ihn abgelenkt, wenn er
nicht fähig gewesen wäre, den Schmerz abzuschalten.
    »Meinst du nicht, wir sollten jetzt diesen Zug
durchsuchen?« fragte Wubslin und blickte sehnsüchtig zu den
schimmernden, geschwungenen Linien vor ihnen auf.
    Horza mußte über den hingerissenen Gesichtsausdruck des
Ingenieurs lächeln. »Ja, warum nicht?« gab er
zurück. »Mach nur, sieh dich um!« Er nickte dem
grinsenden Wubslin zu, der einen letzten Mundvoll Essen
hinunterschluckte und nach seinem Helm griff.
    »Gut. Ja. Könnte ja einmal den Anfang machen.«
Schnell stieg er an dem sich nicht rührenden Xoxarle vorbei die
Zugangsrampe hoch und betrat den Zug.
    Balveda stand mit dem Rücken an der Wand, die Hände in
den Taschen. Sie lächelte Wubslins Rücken nach, der im
Innern des Zuges verschwand.
    »Werden Sie ihn das Ding fahren lassen, Horza?« wollte
sie wissen.
    »Irgendwer wird es vielleicht fahren müssen«,
antwortete Horza.

Weitere Kostenlose Bücher