Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
und durch seine Verbindungen würde er die
wohlhabenderen Leute kennenlernen. Oder er stellte jemand anders
für all die schwere Arbeit an; mit Geld konnte man das tun. Mit
Geld konnte man alles tun.
    Der Idiraner redete weiter.
    Seine Hand war beinahe frei. Weiter losmachen konnte er sich
vorerst nicht, aber vielleicht gelang es ihm später, seinen Arm
herauszuwinden; es ging die ganze Zeit leichter. Die Menschen waren
schon eine Weile in dem Zug; wieviel länger würden sie
bleiben? Die kleine Maschine war nicht wiedergekommen. Er hatte sie
gerade noch rechtzeitig in der Tunnelmündung auftauchen sehen;
er wußte, die Maschine hatte bessere Augen als er, und einen
Augenblick lang hatte er gefürchtet, sie habe bemerkt, daß
er den Arm, der dem alten Menschen abgewendet war, bewegte. Aber die
Maschine war in dem Zug verschwunden, und nichts war passiert. Immer
wieder warf er einen Blick zu dem alten Mann hinüber. Der Mensch
schien in einen Tagtraum versunken zu sein. Xoxarle redete weiter,
erzählte der leeren Luft von alten idiranischen Siegen.
    Seine Hand war beinahe draußen.
    Ein bißchen Staub kam von einer Stelle etwa einen Meter
über seinem Kopf, schwebte durch die stille Luft, fiel fast,
aber nicht ganz senkrecht herunter und trieb allmählich von ihm
weg. Er sah wieder zu dem alten Mann hin und zerrte an den
Drähten um seine Hand. Komm schon, verdammt noch mal!
     
    Unaha-Closp mußte eine Ecke von einer rechtwinkligen Kurve
abhämmern, um in die enge Passage zu gelangen, die er benutzen
wollte. Es war nicht einmal ein Kriechgang, es war ein Kabelschacht,
aber er führte ihn in das Reaktor-Abteil. Der Roboter
überprüfte seine Sinne; hier gab es das gleiche Maß
an Strahlung wie in dem anderen Zug.
    Er zwängte sich durch die kleine Lücke, die er in dem
Kabelschacht geschaffen hatte, tiefer in die Metall- und
Plastik-Eingeweide des stillen Wagens.
     
    Ich höre etwas. Etwas kommt, unter mir…
     
    Die Lichter bildeten eine ununterbrochene Linie, blitzten zu
schnell an dem Zug vorbei, als daß die meisten Augen sie
einzeln hätten unterscheiden können. Die Lichter weiter
unten an der Spur, die um Kurven oder am hinteren Ende von geraden
Strecken erschienen, schwollen, schlossen sich dem Strom an und
rasten an den Fenstern vorbei wie Sternschnuppen in finsterer
Nacht.
    Der Zug hatte lange Zeit gebraucht, um seine
Höchstgeschwindigkeit zu erreichen, hatte lange Minuten
gekämpft, die Trägheit seiner Tausende Tonnen an Masse zu
überwinden. Jetzt hatte er es geschafft, und er schob sich
selbst und die Luftsäule vor sich so schnell dahin, wie es ihm
überhaupt möglich war. Das brüllende, reißende
Geräusch, mit dem er den Tunnel entlangraste, war lauter, als es
je ein Zug in diesen dunklen Gängen erzeugt hatte. Seine
beschädigten Wagen brachen die Luft und scharrten an den Kanten
der Drucktüren entlang und setzten die Geschwindigkeit dadurch
ein bißchen herab, erhöhten den Lärm aber
gewaltig.
    Das Kreischen der wirbelnden Motoren und Räder des Zuges,
seines lädierten metallenen Körpers, der die Luft
zerriß, und dieser selben Luft, die durch die offenen Stellen
der Wagen strömte, hallte von der Decke und den Wänden, den
Konsolen und dem Fußboden und der schrägen
Panzerglasscheibe wider.
    Quayanorls Auge war geschlossen. In seinen Ohren schwangen
Membranen von dem Lärm draußen, aber keine Botschaft wurde
seinem Gehirn übermittelt. Sein Kopf hüpfte auf der
vibrierenden Konsole, als sei er noch lebendig. Seine Hand zitterte
an dem Unterbrecher der Kollisionsbremse, als sei der Krieger
nervös oder habe Angst.
    Dort angeschweißt, festgeklebt, verlötet von seinem
eigenen Blut war er wie ein seltsames, beschädigtes Teil des
Zuges.
    Das Blut war getrocknet, außerhalb Quayanorls Körper
ebenso wie innerhalb. Es hatte aufgehört zu fließen.
     
    »Wie geht’s, Unaha-Closp?« fragte Yalson
Stimme.
    »Ich bin unter dem Reaktor, und ich habe zu tun. Ich werde es
euch wissen lassen, wenn ich etwas finde. Danke.« Er schaltete
seinen Kommunikator ab und betrachtete die schwarz umkleideten
Innereien vor sich: Drähte und Kabel, die in einem Schacht
verschwanden. Es waren mehr als in dem vorderen Zug. Sollte er sich
den Weg freischneiden, oder sollte er es auf einer anderen Route
versuchen?
    Immer diese Entscheidungen!
    Seine Hand war draußen. Er hielt inne. Der alte Mann
saß immer noch auf der Palette und spielte mit seinem Gewehr
herum.
    Xoxarle gestattete sich einen kleinen Seufzer der

Weitere Kostenlose Bücher