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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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dünnen, gelblichen
Haares über die Stirn. Xoxarle wartete darauf, daß der
Mann merkte, was los war, aber er strich sich die Haare nur
zurück und sah spöttisch zu dem Kopf des Idiraners hoch,
das Gewehr in der Hand, der Gesichtsausdruck unsicher.
    »Dieses rechte.« Xoxarle drehte langsam den Kopf. Wieder
sah Aviger zu der Spitze des Zuges hin, dann zu Xoxarle
zurück.
    »Erzähl es Du-weißt-schon-wem nicht, in
Ordnung?« fragte der alte Mann.
    »Ich schwöre es. Jetzt, bitte, ich halte es nicht mehr
aus.«
    Aviger trat vor. Er war immer noch außer Reichweite.
»Bei deiner Ehre, das ist kein Trick?« wollte er sich
vergewissern.
    »Bei meiner Kriegerehre. Ich schwöre es bei dem
unbefleckten Namen meines Mutter-Elter. Bei meinem Clan und meinem
Volk! Möge die Galaxis sich in Staub verwandeln, wenn ich
lüge!«
    »Schon gut, schon gut.« Aviger hob das Gewehr in die
Höhe. »Ich wollte nur sichergehen.« Er näherte
die Mündung Xoxarles Auge. »Wo ungefähr juckt
es?«
    »Hier!« zischte Xoxarle. Sein befreiter Arm peitschte
nach vorn, faßte den Gewehrlauf und zog. Aviger, der das Gewehr
festhielt, wurde mitgezerrt und knallte gegen die Brust des
Idiraners. Die Luft explodierte aus seinen Lungen. Das Gewehr sauste
herunter und schlug ihm auf den Schädel. Xoxarle hatte, als er
die Waffe faßte, für den Fall, daß sie losging, den
Kopf abgewendet. Aber er hätte sich die Mühe nicht zu
machen brauchen; Aviger hatte sie nicht eingeschaltet gelassen.
    In der auffrischenden Brise ließ Xoxarle den
bewußtlosen Menschen zu Boden gleiten. Er nahm das Laser-Gewehr
in den Mund und benutzte die Hand, um die Kontrollen auf niedrige
Energie einzustellen. Den Abzugsbügel riß er herunter, um
Platz für seine größeren Finger zu schaffen.
    Die Drähte würden leicht schmelzen.
    Wie ein Rudel Schlangen, die aus einem Loch im Boden
hervordringen, glitten die gebündelten Kabel, von denen er
ungefähr einen Meter abgeschnitten hatte, aus dem Schacht.
Unaha-Closp schwebte in das enge Rohr und faßte hinter die
bloßgelegten Enden des nächsten Meters.
     
    »Yalson«, sagte Horza, »ich würde dich auf
keinen Fall mitnehmen, auch wenn ich mich entschiede, nicht allein
wieder hinunterzugehen.« Er grinste sie an. Yalson runzelte die
Stirn.
    »Warum nicht?« verlangte sie zu wissen.
    »Weil ich dich auf dem Schiff brauche. Du mußt
aufpassen, daß sich Balveda hier und unser Sektionsführer
gut benehmen.«
    Yalson kniff die Augen zusammen. »Dein Glück, wenn das
alles ist«, knurrte sie.
    Horzas Grinsen wurde breiter. Er wandte das Gesicht ab, als
hätte er gern mehr gesagt, könne das jedoch aus irgendeinem
Grund nicht tun.
    Balveda saß mit baumelnden Beinen auf ihrem zu hohen Sitz
und dachte darüber nach, was zwischen dem Wandler und der
dunklen flaumhäutigen Frau vorgehen mochte. Sie meinte, eine
Veränderung in ihrer Beziehung entdeckt zu haben, die sich
hauptsächlich darin ausdrückte, wie Horza die Frau
behandelte. Ein weiteres Element war hinzugefügt worden; etwas
Neues bestimmte seine Reaktionen auf sie, aber Balveda konnte es
nicht identifizieren. Das war alles recht interessant, doch half es
ihr nicht weiter. Sie hatte selbst genug Probleme. Balveda kannte
ihre eigenen Schwächen, und eine davon beunruhigte sie
jetzt.
    Sie fing in Wahrheit an, sich wie ein Mitglied des Teams zu
fühlen. Sie beobachtete Horza und Yalson, die sich darüber
stritten, wer den Wandler nach ihrer Rückkehr auf die Clear
Air Turbulence bei einem abermaligen Besuch des Kommando-Systems
begleiten solle, und sie konnte sich eines heimlichen Lächelns
nicht erwehren. Die entschlossene, tatkräftige Frau war ihr
sympathisch, auch wenn ihre Gefühle nicht erwidert wurden, und
sie fand in ihrem Herzen die Unversöhnlichkeit nicht, die sie
Horza gegenüber hätte empfinden müssen.
    Es war der Fehler der Kultur. Sie betrachtete sich als zu
zivilisiert und weltklug, um ihre Feinde zu hassen. Statt dessen
versuchte sie, sie und ihre Motive zu verstehen, um die geistige
Überlegenheit zu gewinnen. Nach dem Sieg konnte sie die anderen
dann auf eine Weise behandeln, die die Garantie dafür bot,
daß sie nicht von neuem Feinde wurden. Das war eine gute Idee,
solange man den Feinden nicht zu nahe kam. Aber hatte man einmal
einige Zeit mit ihnen verbracht, konnte sich eine solche Empathie
gegen einen selbst wenden. Hand in Hand mit diesem mobilisierten
Mitgefühl mußte eine gewisse distanzierte,
nichtmenschliche Aggression gehen, und Balveda

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