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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Erleichterung
und bog seine Hand, streckte die Finger, ballte sie zur Faust. Ein
paar Staubflöckchen bewegten sich langsam an seiner Wange
vorbei. Er hörte auf, die Hand zu biegen.
    Er sah den Staub vorübertreiben.
    Ein Hauch, weniger als eine Brise, kitzelte seine Arme und Beine.
Höchst seltsam, dachte er.
     
    »Ich sage dazu nichts weiter«, erklärte Yalson und
rückte mit ihren Füßen ein bißchen auf der
Konsole herum, »als daß ich es nicht für eine gute
Idee halte, wenn du allein hier unten auf die Suche gehst. Alles
Mögliche könnte passieren.«
    »Ich werde einen Kommunikator mitnehmen und mich
regelmäßig melden«, antwortete Horza. Er stand mit
gekreuzten Armen da und lehnte sich an die Kante des Kontrollpaneels,
auf dem Wubslins Helm lag. Der Ingenieur machte sich mit den
Kontrollen des Zuges vertraut. Sie waren im Grunde recht einfach.
    »Es ist eine Grundregel, Horza«, sagte Yalson, »man
geht niemals allein. Was hat man dir bloß auf dieser
gottverdammten Akademie beigebracht?«
    »Wenn ich etwas dazu bemerken darf«, fiel Balveda ein,
verschränkte die Hände vor ihrem Körper und sah den
Wandler an, »dann möchte ich sagen, daß Yalson recht
hat.«
    Horza maß die Kultur-Frau mit einem Ausdruck
unglücklichen Staunens. »Nein, Sie dürfen gar nichts
bemerken«, wies er sie zurecht. »Was glauben Sie
eigentlich, auf welcher Seite Sie stehen, Perosteck?«
    »Oh, Horza…« – Belveda grinste –,
»ich komme mir nach all dieser Zeit beinahe wie ein Mitglied des
Teams vor.«
    Auf der Konsole, ungefähr einen halben Meter von dem leise
schaukelnden, langsam kalt werdenden Kopf UnterKapitäns
Quayanorl Gidborux Stoghrle III. entfernt, begann ein Licht sehr
rasch zu blinken. Gleichzeitig durchdrang ein hoher Heulton die Luft
des Kontrolldecks und des vorderen Wagens. Er wurde in dem ganzen
dahinrasenden Zug an verschiedene andere Kontrollzentren
weitergeleitet. Quayanorl, dessen fest eingekeilter Körper in
einer langen Kurve von der Fliehkraft zur Seite gezogen wurde,
hätte es gerade eben hören können, wenn er noch gelebt
hätte. Nur sehr wenige Menschen wären dazu fähig
gewesen.
     
    Unaha-Closp revidierte seinen Entschluß, die Verbindung mit
der Außenwelt ganz abzuschneiden, und öffnete seinen
Kommunikationskanal wieder. Doch niemand wollte mit ihm sprechen. Er
begann, die Kabel, die in den Schacht führten, eins nach dem
anderen mit einem messerscharfen Kraftfeld abzuknipsen. Warum, sagte
er zu sich selbst, sollte er sich Sorgen darum machen, daß er
das Ding nach allem, was dem Zug in Bahnhof Sechs widerfahren war,
beschädigte? Wenn er an etwas geriet, das für den normalen
Betrieb des Zuges wichtig war, würde Horza schon rechtzeitig
losbrüllen. Außerdem konnte er die Kabel ohne zu
große Mühe wieder reparieren.
     
    Ein Luftzug?
    Xoxarle sagte sich, das müsse er sich einbilden. Es konnte
doch nur daran liegen, daß vor kurzem irgendein Gerät zur
Luftzirkulation eingeschaltet worden war. Vielleicht erforderte die
Hitze, die von den Lampen und den Maschinen des Bahnhofs abgegeben
wurde, eine zusätzliche Ventilation.
    Aber der Luftzug wurde stärker. Langsam, beinahe zu langsam,
um bemerkt zu werden, nahm der schwache, stetige Strom an Kraft zu.
Xoxarle zermarterte sich das Gehirn. Was mochte das sein? Doch kein
Zug. Bestimmt kein Zug.
    Er lauschte angespannt, konnte jedoch nichts hören. Er sah zu
dem alten Menschen hinüber und entdeckte, daß dieser
zurückstarrte. War ihm etwas aufgefallen?
    »Sind dir die Schlachten und Siege, von denen du mir
erzählen könntest, ausgegangen?« fragte Aviger. Es
klang müde. Er musterte den Idiraner von oben bis unten. Xoxarle
lachte – ein bißchen zu laut, sogar ein bißchen
nervös, wäre Aviger mit idiranischen Gesten und Stimmen
vertraut genug gewesen, um es zu erkennen.
    »Durchaus nicht!« sagte Xoxarle. »Ich dachte soeben
an…« Er stürzte sich in eine neue Geschichte über
besiegte Feinde. Es war eine, die er schon seiner Familie, in
Schiffsmessen und in Frachträumen von Kriegsshuttles
erzählt hatte, und er hätte sie im Schlaf erzählen
können. Während seine Stimme durch den hellerleuchteten
Bahnhof dröhnte, und der alte Mensch auf das Gewehr in seinen
Händen niederblickte, waren Xoxarles Gedanken anderswo,
versuchten, herauszufinden, was da vor sich ging. Er riß und
zerrte immer noch an den Drähten um seinen Arm. Was auch
geschah, es war für ihn von lebenswichtiger Bedeutung, daß
er mehr bewegen konnte als nur

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