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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Zögernd
grinste Yalson zurück und verlagerte das Gewicht ihres
Gewehrs.
     
    Die Lichter kamen jetzt schnell. Sie strömten vorbei,
erzeugten ein flackerndes, blitzendes Muster in der dämmerigen
Kabine. Er wußte es; er hatte sein Auge geöffnet und es
gesehen.
    Es hatte ihn all seine Kraft gekostet, nur dieses Lid zu heben.
Eine Weile hatte er geschlafen, er war sich nicht sicher, wie lange.
Der Schmerz war nicht mehr so schlimm. Er hatte einige Zeit
stillgelegen, mit dem zerbrochenen Körper schräg aus dem
fremdartigen Sitz hängend, den Kopf auf der Konsole, die Hand in
der kleinen Klappe neben der Energiekontrolle, die Finger unter die
Sicherung, des Hebels drinnen gezwängt.
    Es war erholsam; er hätte gar nicht ausdrücken
können, wie angenehm es nach diesem schrecklichen Kriechen
sowohl durch den Zug als auch durch den Tunnel seiner Schmerzen
war.
    Die Bewegung des Zuges hatte sich verändert. Er wiegte ihn
immer noch, aber jetzt ein bißchen schneller. Es war ein neuer
Rhythmus dazugekommen, ein Vibrieren, das wie ein hämmerndes
Herz war. Quayanorl meinte, es auch hören zu können. Das
Geräusch des Windes, der durch diese Höhlen weit unter den
von Schneestürmen gefegten Wüsten oben blies. Oder
vielleicht bildete er es sich nur ein. Das ließ sich schwer
unterscheiden.
    Wieder fühlte er sich als kleines Kind, auf einer Reise mit
seinen Jahrgenossen und ihrem alten Querlmentor, in den Schlaf
gewiegt, in einen leichten, glücklichen Schlummer hinein- und
hinausgleitend.
    Immerzu dachte er: Ich habe alles getan, was ich konnte.
Vielleicht nicht genug, aber es war alles, was in meinen Kräften
stand. Das war tröstlich.
    Wie der nachlassende Schmerz brachte es ihm Linderung; wie das
Schaukeln des Zuges beruhigte es ihn.
    Von neuem schloß er die Augen. Auch in der Dunkelheit lag
Trost. Er hatte keine Ahnung, wie weit er inzwischen gekommen war,
und allmählich fand er, daß es nicht wichtig sei. Die
Dinge trieben wieder von ihm weg, und er begann zu vergessen, warum
er das alles tat. Aber auch das war nicht wichtig. Es war getan;
solange er sich nicht bewegte, war nichts wichtig. Nichts.
    Überhaupt nichts.
     
    Die Türen klemmten, genau wie bei dem anderen Zug.
Verzweifelt schlug der Roboter mit einem Energiefeld gegen eine der
Türen des Reaktor-Wagens, worauf der Rückstoß ihn
durch die Luft schleuderte.
    Die Tür wurde nicht einmal eingebeult.
     
    Oh-oh.
     
    Also hieß es wieder, Kriechgänge und Kabelschächte
zu benutzen. Unaha-Closp wendete, flog einen kurzen Korridor entlang,
ein Loch im Fußboden hinunter und zu einer Inspektionsluke
unter dem untersten Deck.
    Das Ende vom Lied ist natürlich wieder, daß die
ganze Arbeit an mir klebenbleibt. Ich hätte es mir denken
können. Im Grunde ist das, was ich für diesen Kerl tue,
daß ich eine andere Maschine zur Strecke bringe. Ich sollte mir
die Schaltungen nachsehen lassen. Ich hätte gute Lust, ihm
nichts davon zu sagen, wenn ich das Gehirn tatsächlich irgendwo
finde. Das würde ihn lehren.
    Er zog die Luke auf und senkte sich in den dunklen, engen Raum
unter dem Fußboden nieder. Die Luke schloß sich zischend
hinter ihm und sperrte das Licht aus. Er überlegte, ob er sie
wieder öffnen solle, aber natürlich würde sie sich
automatisch von neuem schließen, und dann verlor er bestimmt
die Geduld und beschädigte das Ding. Das war alles ein
bißchen sinnlos und kleinlich, deshalb ließ er es sein.
So benahmen sich Menschen.
    Er folgte dem Kriechgang zum hinteren Ende des Zuges bis zu der
Stelle, über der sich der Reaktor befinden sollte.
     
    Der Idiraner redete. Aviger hörte ihn, aber er hörte ihm
nicht zu. Er konnte das Monster auch aus dem Augenwinkel sehen, aber
er sah es nicht richtig an. Den Blick geistesabwesend auf sein Gewehr
gerichtet, summte er tonlos vor sich hin und dachte darüber
nach, was er tun würde, wenn er – irgendwie – das
Gehirn selbst in die Hände bekommen sollte. Angenommen, die
anderen kamen ums Leben, und er blieb mit dem Apparat übrig? Er
wußte, die Idiraner würden gut für das Gehirn
bezahlen. Die Kultur ebenso; sie hatte Geld, auch wenn es in ihrer
eigenen Zivilisation nicht verwendet wurde.
    Das waren nur Träume, aber aus dieser Situation könnte
sich alles entwickeln. Man wußte nie, wie der Staub fallen
würde. Er konnte sich etwas Land kaufen, eine Insel irgendwo auf
einem hübschen sicheren Planeten. Er würde sich einer
Verjüngungskur unterziehen und irgendwelche teuren Renntiere
züchten,

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