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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Fuß
verletzt.
    Sich die Schulter reibend, kam der Bursche wieder heran, zuerst
beinahe lässig. Dann schwang plötzlich der eine lange Arm
vor, die Hand zur Faust geballt, und hätte beinahe Horzas
Gesicht getroffen. Der Wandler spürte den Luftzug des
sensenartigen Hiebs an seiner Wange. Wenn der Junge ihn getroffen
hätte, wäre der Kampf damit beendet gewesen. Horza
fintierte in der einen Richtung, sprang in eine andere, drehte sich
auf einer Ferse und zielte von neuem mit dem Fuß zwischen die
Beine seines Gegners. Er traf, aber Zallin lächelte nur
schmerzlich und faßte von neuem nach ihm. Dieses Spray
mußte alles Gefühl betäubt haben.
    Horza umkreiste den Burschen. Zallin starrte ihn mit einem
Ausdruck völliger Konzentration an. Er hielt die Arme immer noch
gekrümmt nach vorn gestreckt wie Zangen, und hin und wieder
bogen sich die Finger an ihren Enden, als lechzten sie nach Horzas
Kehle. Horza war sich der Leute, die um ihn standen, der Lichter und
der Einrichtung des Hangars kaum bewußt. Alles, was er sah, war
der geduckte, kampfbereite junge Mann vor ihm mit seinen massigen
Armen und seinem silbrigen Haar, seinem ausgefransten T-Shirt und
seinen leichten Schuhen. Die Schuhe quietschten auf dem Metalldeck,
als Zallin von neuem angriff. Horza drehte sich und schleuderte den
rechten Fuß hoch. Er erwischte Zallin am rechten Ohr. Der
Bursche tanzte zurück, sich das Ohr reibend.
    Horza merkte, daß sein Atem wieder schwer ging. Er
verbrauchte zuviel Energie allein damit, in der maximalen Spannung zu
bleiben, bereit für den nächsten Angriff, und in der
Zwischenzeit schadete er Zallin einfach nicht genug.
    Wenn er so weitermachte, würde der Junge ihn bald
ermüdet haben, auch ohne einen Schlag zu landen. Zallin breitete
die Arme aus und kam heran. Horza entschlüpfte ihm zur Seite.
Seine alten Muskeln beklagten sich. Zallin folgte ihm. Horza sprang
vor, pirouettierte auf einem Fuß und schwang den anderen mit
der Ferse voraus gegen die Mitte des Burschen. Der Kontakt war von
einem zufriedenstellenden Bums begleitet. Horza wollte wegspringen
und merkte, daß sein Fuß gefangen war. Zallin hielt ihn
fest. Horza fiel auf das Deck.
    Zallin schwankte. Seine eine Hand lag am unteren Rand seines
Brustkorbs. Er keuchte, krümmte sich, taumelte – Horza
vermutete, daß eine Rippe gebrochen war –, aber er hielt
Horzas Fuß mit der anderen Hand fest. Soviel Horza auch drehte
und zog, er konnte den Griff nicht lockern.
    Er versuchte es mit einem Schweißausbruch in seinem rechten
Unterschenkel. Das hatte er seit dem Einzelkampf-Training auf der
Akademie in Heibohre nicht mehr gemacht, aber der Versuch lohnte
sich. Alles lohnte sich, wenn er nur eine Chance bekam, diesen Griff
zu lockern. Es funktionierte nicht. Vielleicht hatte er vergessen,
wie man das richtig machte, oder vielleicht waren seine
künstlich gealterten Schweißdrüsen nicht fähig,
so schnell zu reagieren, aber so oder so, sein Fuß war immer
noch im Griff des Burschen gefesselt. Schon erholte sich Zallin von
dem Schlag, den Horza ihm verpaßt hatte. Er schüttelte den
Kopf; sein Haar reflektierte die Lichter des Hangars. Dann griff er
auch mit der zweiten Hand nach Horzas Fuß.
    Horza lief auf den Händen im Kreis um den Jungen. Das eine
Bein saß fest, das andere hing herunter. Er versuchte, etwas
von seinem Gewicht auf das Deck zu verlagern. Zallin starrte den
Wandler an und wechselte den Griff, als versuche er. Horzas Fuß
abzuschrauben. Horza legte die Bewegung richtig aus und warf seinen
ganzen Körper herum, gerade als Zallin mit dem Manöver
begann. Danach war alles wieder wie zuvor; sein Fuß lag in
Zallins Händen, und er kroch mit den Handflächen über
das Deck und versuchte, den Bewegungen des Burschen zu folgen. Ich
könnte seine Beine angreifen, nach innen schwingen und
beißen, dachte Horza, verzweifelt bemüht, sich etwas
einfallen zu lassen. In dem Augenblick, wo er langsamer
würde, hätte ich eine Chance. Die anderen würden
nichts merken. Ich brauche nichts weiter als… Natürlich
fiel es ihm da wieder ein. Sie hatten ihm die Zähne gezogen.
Diese schurkischen Alten – und Balveda – würden ihn
also doch noch umbringen. Balveda von jenseits des Grabes. Solange
Zallin seinen Fuß in diesem Griff hatte, konnte der Kampf nur
auf eine Weise enden.
    Zum Teufel, ich werde ihn trotzdem beißen. Der
Gedanke tauchte zu seiner eigenen Überraschung auf, und er
handelte danach, bevor er Zeit gehabt hatte, ihn richtig zu
erwägen.

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