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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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eine
geschwungene Luke öffneten und Zallins Leiche in einen engen
Raum stopften. Sie schlossen Luke und Deck wieder. Der dritte
Bratsilakin nahm einen Lappen von einem Wandbrett und wischte das
Blut auf. Dann wandte sich die pelzige Klon-Gruppe der Tür und
der Treppe zu. Yalson kam zu Horza. Sie wies mit dem Kopf zur Seite.
»Komm! Ich zeige dir, wo du dich säubern kannst.«
    Er folgte ihr über das Hangar-Deck auf den Ausgang zu. Im
Gehen sagte sie über die Schulter zurück: »Die
übrigen sind zum Essen gegangen. Wir sehen uns in der Messe
wieder, wenn du rechtzeitig fertig wirst. Folge einfach deiner Nase.
Was mich betrifft, so muß ich meinen Gewinn
kassieren.«
    »Deinen Gewinn?« fragte Horza. Sie hatten die Tür
erreicht. Yalson legte die Hand auf etwas, das Horza für
Lichtschalter hielt. Sie drehte sich zu ihm um, sah ihm in die
Augen.
    »Na klar.« Sie drückte einen der Schalter, die sie
mit der Hand bedeckt hielt. Die Beleuchtung veränderte sich
nicht, aber Horza spürte ein Vibrieren unter seinen
Füßen. Er hörte ein Zischen und ein Geräusch wie
von einer laufenden Pumpe. »Ich habe auf dich gewettet«,
sagte Yalson und sprang, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die
Treppe hinter der Tür hinauf.
    Horza warf einen letzten Blick auf den Hangar und folgte ihr.
     
    Kurz bevor die Clear Air Turbulence wieder warpte und ihre
Mannschaft sich zu Tisch setzte, stieß das Schiff die Leiche
Zallins aus. Wo es einen Lebenden in einem Raumanzug gefunden hatte,
ließ es einen toten Jungen in Shorts und einem zerfetzten Hemd
zurück, dessen taumelnde, gefrierende Leiche eine dünne
Schicht von Luftmolekülen wie ein Abbild entweichenden Lebens
von sich gab.

 
     
VIERTER TEIL

----
     
     
Tempel des Lichts

Die Clear Air Turbulence schwang sich durch den Schatten
eines Mondes, vorbei an einer öden, von Kratern zernarbten
Oberfläche – ihre Spur kräuselte sich, als sie den
Rand eines Schwerkraftschachtes berührte –, und stieß
dann auf einen wolkigen, blau-grünen Planeten nieder. Gleich
nachdem sie den Mond hinter sich gelassen hatte, begann ihr Kurs sich
zu krümmen und richtete die Nase des Fahrzeugs allmählich
von dem Planeten weg und zurück in den Raum. Auf halbem Weg
durch diese Kurve stieß die CAT ihre Fähre aus,
schleuderte sie auf den einen verschwommenen Horizont der Welt zu,
dem nachschleppenden Saum der Dunkelheit entgegen, die wie ein
schwarzer Mantel über die Planetenoberfläche fegte.
    Horza saß zusammen mit den meisten übrigen der
buntscheckigen Crew in der Fähre. Sie hockten auf schmalen
Bänken in dem engen Passagierabteil, gekleidet in eine Vielfalt
von Raumanzügen. Sogar die Modelle drei Bratsilakins wichen
leicht voneinander ab. Das einzige wirklich moderne Stück war
das, das Kraiklyn trug, der Rairch-Anzug, den er Horza weggenommen
hatte.
    Sie waren alle bewaffnet, und ihre Waffen waren so unterschiedlich
wie ihre Anzüge. Hauptsächlich hatten sie Laser oder,
genauer gesagt, das, was die Kultur KES –
Kohärenzstrahl-Emissionswaffensysteme – nannte. Die
besseren arbeiteten auf Wellenlängen, die für das
menschliche Auge unsichtbar waren. Ein paar Leute besaßen
Plasma-Kanonen oder schwere Pistolen, und einer trug eine
wirkungsvoll aussehende Mikro-Howitzer. Doch nur Horza besaß
ein Projektil-Gewehr, und noch dazu ein altes, primitives, langsam
feuerndes. Er überprüfte es zum zehnten oder elften Mal und
verfluchte es. Er verfluchte auch den leckenden alten Anzug, den man
ihm gegeben hatte; die Sichtscheibe fing an, sich zu beschlagen.
Diese ganze Sache war hoffnungslos.
    Die Fähre traf auf die Atmosphäre des Planeten Marjoin
und begann zu rucken und zu vibrieren. Hier wollten sie etwas
angreifen und berauben, das Tempel des Lichts genannt wurde.
     
    Es hatte die Clear Air Turbulence fünfzehn Tage
gekostet, über die ungefähr einundzwanzig Lichtjahre zu
kriechen, die zwischen dem System von Sorpen und dem von Marjoin
lagen. Kraiklyn prahlte, sein Schiff könne nahezu
zwölfhundert Licht machen, aber eine solche Geschwindigkeit,
sagte er, sei nur für Notfälle. Horza hatte einen Blick auf
das alte Fahrzeug geworfen und bezweifelte, ob es jemals auf vier
Ziffern kommen würde, ohne daß seine
Außenbord-Warpmaschinen das Schiff und alles, was darin war,
über den ganzen Himmel verteilten.
    Die Clear Air Turbulence, ein hronisches Schiff, war ein
ehrwürdiges, gepanzertes Sturmlandefahrzeug aus einer der
späteren Dynastien der Verfallzeit und mehr auf

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