Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
und schnüffelte
noch einmal an der Flasche. »Trotzdem…«
    Horza räusperte sich und beugte sich auf seinem Stuhl vor,
ohne Kraiklyn anzusehen. »Sie ist jetzt jedenfalls tot«,
sagte Horza und hob den Blick.
    »Hmm?« Kraiklyn sah den Wandler geistesabwesend an.
    »Die Kultur-Frau«, antwortete Horza. »Sie ist
tot.«
    »Ach ja.« Kraiklyn nickte. »Und was willst du jetzt
tun? Eigentlich erwarte ich von dir, daß du bei dem
Überfall auf den Tempel mitmachst. Ich finde, das bist du uns
fürs Mitnehmen schuldig.«
    »Klar, mach dir keine Sorgen«, sagte Horza.
    »Gut. Danach werden wir weitersehen. Wenn du wieder in Form
kommst, kannst du bleiben. Andernfalls setzen wir dich ab, wo du
möchtest, innerhalb vernünftiger Grenzen natürlich.
Diese Operation sollte kein Problem darstellen: fix rein, fix
raus.« Kraiklyn machte eine niedertauchende, fliegende Bewegung
mit der flachen Hand, als sei sie das Modell der CAT, das
irgendwo über Horzas Kopf hing. »Dann fliegen wir nach
Vavatch.« Er nahm noch einen Schluck von den Dämpfen in der
Schnüffelflasche. »Du spielst wahrscheinlich nicht
Katastrophe, hmm?« Er setzte die Flasche ab, und Horza blickte
durch den dünnen Nebel, der aus dem Hals der Flasche aufstieg,
in die Raubtieraugen. Er schüttelte den Kopf.
    »Gehört nicht zu meinen Lastern. Ich habe nie
Gelegenheit gehabt, es zu lernen.«
    »Kann ich mir denken. Es ist das einzige Spiel, das
zählt.« Kraiklyn nickte. »Abgesehen von dem
hier…« Lächelnd blickte er in die Runde. Er meinte
offenbar das Schiff, die Leute darin und ihre Beschäftigung.
»Nun«, Kraiklyn richtete sich auf, »ich glaube, ich
habe bereits gesagt: ›Willkommen an Bord‹, aber du bist
willkommen.« Er beugte sich vor und klopfte Horza auf die
Schulter. »Solange du weißt, wer der Boss ist, he?«
Er lächelte breit.
    »Es ist dein Schiff«, sagte Horza. Er trank aus, was
noch in der Flasche war, und stellte sie auf ein Brett neben einen
Porträt-Holowürfel, der Kraiklyn stehend in seinem
schwarzen Anzug zeigte, das gleiche Laser-Gewehr in der Hand, das an
die Wand motiert war.
    »Ich glaube, wir werden gut miteinander auskommen, Horza. Du
wirst die anderen kennenlernen und wieder fit werden, und wir werden
die Scheiße aus diesen Mönchen herausklopfen. Was sagst
du?« Wieder blinzelte ›der Mann‹ ihm zu.
    »Du kannst dich darauf verlassen.« Horza stand auf und
lächelte. Kraiklyn öffnete ihm die Tür.
    Und darauf, dachte Horza, sobald er die Kabine verlassen
hatte und zur Messe hinunterging, was meine nächste
Verkörperung sein wird… Kapitän Kraiklyn!
     
    Während der nächsten paar Tage bekam er in der Tat
Gelegenheit, den Rest der Crew kennenzulernen. Er redete mit denen,
die reden wollten, und diejenigen, die nicht reden wollten,
beobachtete er oder hörte genau zu, was über sie gesagt
wurde. Yalson war immer noch seine einzige Freundin, aber mit
Wubslin, seinem Kabinengefährten, kam er recht gut aus, obwohl
der stämmige Ingenieur ruhig war und, wenn er nicht aß
oder arbeitete, für gewöhnlich schlief. Die Bratsilakins
waren anscheinend zu dem Schluß gekommen, Horza sei
wahrscheinlich nicht gegen sie, aber sie wollten sich ihr Urteil, ob
er für sie sei, vorbehalten, bis sie Marjoin und den
Tempeides Lichts erreicht hatten.
    Dorolow war der Name der religiösen Frau, die mit Yalson
zusammenwohnte. Sie war dick, hellhäutig und hellhaarig, und
ihre großen Ohren fielen ihr auf die Wangen hinunter. Sie
sprach mit einer sehr hohen Quietschstimme, die, wie sie selbst
behauptete, ziemlich leise sei, und ihre Augen tränten oft. Ihre
Bewegungen waren flatterig und nervös.
    Die älteste Person in der Truppe war Aviger, ein ziemlich
kleiner, verwitterter Mann mit brauner Haut und wenig Haar. Seine
Arme und Beine waren erstaunlich geschmeidig. So konnte er zum
Beispiel die Hände hinter dem Rücken verschlingen und
über den Kopf führen, ohne loszulassen. Er teilte die
Kabine mit einem Mann namens Jandraligeli, einem großen,
dünnen Mondlidizianer mittleren Alters, der auf der Stirn mit
unumwundenen Stolz die Schmucknarben seiner Heimatwelt und im Gesicht
einen Ausdruck ständiger Verachtung trug. Er ignorierte Horza
inbrünstig, aber Yalson meinte, so benehme er sich gegen jeden
neuen Rekruten. Jandraligeli verbrachte eine Menge Zeit damit, seinen
alten, aber gut erhaltenen Anzug und sein Lasergewehr glänzend
vor Sauberkeit zu halten.
    Gow und kee-Alsorofus waren die beiden Frauen, die sich ganz
für sich

Weitere Kostenlose Bücher