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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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dieser
schrottreifen Fähre, schwitzend und nervös und
durchgeschüttelt wie die Zutaten eines Cocktails und knallten
mit mehr als der fünffachen Schallgeschwindigkeit in eine
möglicherweise feindliche Atmosphäre. Horza seufzte und
überprüfte noch einmal sein Gewehr.
    Wie seine antike Rüstung war das Gewehr alt und
unzuverlässig. Es hatte zweimal Ladehemmung gehabt, als er es
auf dem Schiff mit Platzpatronen ausprobierte. Sein magnetischer
Treibsatz schien noch einigermaßen zu funktionieren, aber nach
der regellosen Streuung der Kugeln zu urteilen, waren seine Züge
so gut wie nutzlos. Die Patronen waren groß – ein Kaliber
von mindestens sieben Millimetern, und ihre Länge betrug das
Dreifache. Das Gewehr konnte nur achtundvierzig gleichzeitig
aufnehmen und nicht schneller als acht pro Sekunde abfeuern.
Unglaublicherweise waren die riesigen Kugeln nicht einmal
Explosivgeschosse; sie waren massive Metallklumpen und sonst nichts.
Zu allem Überfluß funktionierte das Visier der Waffe nicht
mehr. Wenn man es einschaltete, füllte roter Nebel den kleinen
Schirm. Horza seufzte.
    »Wir sind jetzt rund dreihundert Meter über den
Bäumen«, sagte Kraiklyns Stimme vom Flugdeck der
Fähre, »und haben etwa die anderthalbfache
Schallgeschwindigkeit. Die CAT ist nach hier unterwegs. Sie
beginnt gerade mit dem Eintauchmanöver. Noch zwei Minuten. Ich
kann die Morgendämmerung sehen. Viel Glück für
alle.« Die Stimme knatterte und erstarb in Horzas
Helmlautsprecher. Einige der in Raumanzügen steckenden Gestalten
tauschten Blicke. Horza sah zu Yalson hinüber, die drei Meter
von ihm entfernt auf der anderen Seite der Fähre saß, aber
ihre Sichtscheibe war verspiegelt. Er konnte nicht erkennen, ob sie
ihn ansah oder nicht. Er hätte ihr gern etwas gesagt, wollte sie
jedoch nicht über den offenen Kanal stören, wenn sie sich
vielleicht gerade konzentrierte, sich vorbereitete. Neben Yalson
saß Dorolow. Ihre behandschuhte Hand zog das Zeichen des
Flammenkreises über der Sichtscheibe ihres Helms.
    Horza schlug mit den Händen auf das alte Gewehr und pustete
gegen den Kondensationsnebel, der sich am oberen Rand seiner
Sichtscheibe bildete. Das machte es nur noch schlimmer, wie er sich
hätte denken können. Vielleicht sollte er jetzt, wo sie
sich innerhalb der planetaren Atmosphäre befanden, die
Sichtscheibe öffnen.
    Das Shuttle erbebte plötzlich, als habe es die Spitze eines
Berges abrasiert. Alle wurden in ihren Sicherheitsgurten
vorwärtsgeschleudert, ein paar Gewehre segelten schräg nach
oben, klapperten gegen die Decke und fielen auf Deck zurück.
Ihre Besitzer griffen danach. Horza schloß die Augen; er
wäre gar nicht überrascht gewesen, wenn einer dieser
Enthusiasten die Sicherung offengelassen hätte. Doch wurden die
Gewehre wieder eingesammelt, ohne daß es ein Unglück gab,
die Leute setzten sich mit ihnen im Arm wieder hin und blickten
umher.
    »Was, zum Teufel, war das?« Aviger, der alte Mann,
lachte nervös. Die Fähre manövrierte hart, warf erst
die eine Hälfte der Gruppe auf den Rücken, während die
Insassen auf der anderen Seite von ihren Sitznetzen festgehalten
wurden, kippte dann in die andere Richtung und kehrte die Positionen
um. Grunzlaute und Flüche drangen über den offenen Kanal in
Horzas Helm. Die Fähre tauchte, was Horza ein leeres Gefühl
im Magen gab, schwebte und nahm ihren ruhigen Flug wieder auf.
    »Ein bißchen feindliches Feuer«, verkündete
Kraiklyn knapp, und all die Anzughelme drehten sich von einer Seite
zur anderen.
    »Was?«
    »Feindliches Feuer?«
    »Ich hab’s gewußt!«
    »Oh-oh.«
    »Verdammt.«
    »Warum habe ich gleich gedacht, als ich diese
schicksalhaften Worte ›fix rein, fix raus‹ hörte, dies
würde…«, begann Jandraligeli mit gelangweilter,
wissender Stimme, doch Lamm schnitt ihm das Wort ab.
    »Verdammtes feindliches Feuer. Das hat uns gerade noch
gefehlt. Verdammtes feindliches Feuer.«
    »Also haben sie doch Waffen«, stellte Lenipobra
fest.
    »Scheiße, wer hat heutzutage keine?« meinte
Yalson.
    »Chicel-Horhava, süße Dame, rette uns alle«,
murmelte Dorolow und beschleunigte die Bewegungen, mit denen sie
über ihrer Sichtscheibe das Kreiszeichen zog.
    »Hör auf mit dem Blödsinn!« fuhr Lamm sie
an.
    »Hoffen wir, Mipp kann sie ablenken, ohne daß ihm der
Hintern weggeschossen wird«, sagte Yalson.
    »Vielleicht sollten wir die Sache abblasen«, schlug Rava
Gamdol vor. »Meint ihr, wir sollten sie abblasen? Meint ihr, es
wäre das Beste,

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