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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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seines Helms herunter und stellte sie
auf Verspiegelung ein.
    »Gut«, sagte Kraiklyn. »Wir gehen hinunter.«
Diejenigen, die standen, nahmen wieder Platz, und ein paar Sekunden
später wurde die Fähre vorsichtig aufgesetzt. Die
Türen öffneten sich; ein Stoß kalter Luft drang durch
sie ein. Langsam stieg einer nach dem anderen aus, hinein in die
Weiten des stillen Megaschiffes, das völlig ruhig im Wasser lag.
Horza blieb in der Fähre sitzen und wartete darauf, daß
die anderen gingen. Dann merkte er, daß Lamm ihn fixierte. Nun
stand Horza auf und verbeugte sich spöttisch vor der Gestalt in
dem dunklen Raumanzug.
    »Nach Ihnen«, sagte er.
    »Nein«, antwortete Lamm. »Du gehst zuerst!« Er
wies mit dem Kopf auf die offenen Türen. Horza verließ die
Fähre. Lamm folgte ihm. Lamm legte Wert darauf, die Fähre
immer als letzter zu verlassen; er meinte, das bringe ihm
Glück.
    Sie standen auf einem Flieger-Landeplatz am Fuß eines
großen rechteckigen Turms des Aufbaus, vielleicht sechzig Meter
hoch. Die Decks des Turms stiegen in den Himmel auf, während vor
dem Landeplatz und auf allen seinen Seiten Türme und kleine
Ausbuchtungen in dem Nebel verrieten, wo sich der Rest des Schiffes
befand. Allerdings ließ sich unmöglich sagen, wo es
endete; dazu waren sie jetzt zu weit unten. Sie konnten nicht einmal
erkennen, wo die Atombombe losgegangen war. Keine Krängung, kein
Zittern verriet, daß sie auf einem havarierten Schiff über
ein Meer fuhren und nicht in einer verlassenen Stadt standen,
über die Wolken dahinzogen.
    Horza schloß sich einigen anderen an, die vor einem
niedrigen Schutzgeländer am Rand des Landeplatzes standen und
auf ein etwa zwanzig Meter tiefer liegendes Deck blickten, das hin
und wieder durch die dünne Oberfläche des Nebels gerade
eben sichtbar war. Dampfschwaden schlängelten sich in langen
Wellen über das Gebiet unten, enthüllten und
verhüllten dann wieder einen Abschnitt, der stellenweise mit
Erde bedeckt und mit kleinen Büschen bepflanzt war, auf dem
kleine Kanapees und Sessel verstreut standen und kleine
zeltähnliche Bauwerke. Alles wirkte verlassen und verloren, wie
ein Badeort im Winter, und Horza erschauerte innerhalb seines Anzugs.
Geradeaus wurde der Blick von einer Stelle angezogen, wo in
vielleicht einem Kilometer Entfernung ein paar magere Türmchen
nahe dem unsichtbaren Bug des Schiffes aus der Wolkenbank
stachen.
    »Sieht aus, als führen wir in noch mehr Wolken
hinein.« Wubslin zeigte in die Fahrtrichtung. Dort erstreckte
sich eine gewaltige Cañonwand aus Wolken von der einen Seite
des Horizonts zur anderen und ragte höher auf als jeder Turm des
Megaschiffs. Sie leuchtete ihnen in dem stärker werdenden
Sonnenlicht.
    »Vielleicht lösen sich die Wolken auf, wenn es
wärmer wird.« Dorolows Stimme klang nicht
überzeugt.
    »Wenn wir in diese Wolken geraten, können wir die Laser
vergessen.« Horza sah zu der Fähre zurück, wo Kraiklyn
mit Mipp redete, der als Wache an Bord bleiben sollte, während
die übrigen zum Bug marschierten. »Ohne Radar sind wir
gezwungen zu starten, bevor wir überhaupt nichts mehr
sehen.«
    »Vielleicht…«, begann Yalson.
    »Also, ich werde mich da unten mal ein bißchen
umsehen«, sagte Lenipobra, schob seine Sichtscheibe nach unten
und legte eine Hand auf die niedrige Reling. Horza sah zu ihm
hinüber.
    Lenipobra winkte. »Wir sehen uns am B-bug; ju-huu!«
    Er sprang über die Reling und fiel auf das fünf
Stockwerke tiefer liegende Deck hinunter. Horza hatte den Mund zum
Schreien geöffnet und eine Bewegung gemacht, um den Jungen zu
fassen. Aber wie alle übrigen war ihm zu spät klar
geworden, was Lenipobra tat.
    In der einen Sekunde war er noch da, in der nächsten war er
hinübergesprungen.
    »Nein!«
    »Leni…!« Diejenigen, die noch nicht nach unten
sahen, stürzten an die Reling. Die kleine Gestalt
überschlug sich. Horza sah es und hoffte, der Junge könne
sich hochschwingen, den Fall bremsen, irgend etwas tun. Der Schrei
begann in ihren Helmen, als Lenipobra keine zehn Meter mehr von dem
Deck unten entfernt war. Er endete wie abgeschnitten in dem
Augenblick, als die Gestalt mit ausgebreiteten Armen und Beinen am
Rand eines der Beete aufschlug. Sie rollte schlaff etwa einen Meter
über das Deck und blieb dann liegen.
    »O mein Gott…« Neisin setzte sich abrupt, nahm
seinen Helm ab und führte die Hand an die Augen. Dorolow senkte
den Kopf und fing an, ihren Helm zu lösen.
    »Was, zum Teufel, war das?« Kraiklyn kam von

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