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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Gefahr gab; er hatte noch eine Menge zu tun im
Leben; er wußte, daß er nicht dazu bestimmt war,
bei einem Kampf einen dummen, erbärmlichen Tod zu erleiden. Die
Galaxis würde eines Tages seinen Namen kennen und ihn, wenn er
am Ende tatsächlich sterben mußte, entweder betrauern oder
verfluchen… Er hatte noch nicht entschieden, ob es das Betrauern
oder das Verfluchen sein würde… Vielleicht hing es davon
ab, wie die Galaxis ihn in der Zwischenzeit behandelte… Alles,
was er brauchte, war ein Quentchen Glück, nur das, was die
anderen gehabt hatten, die Anführer der größeren,
erfolgreicheren, besser bekannten, mehr gefürchteten und
geachteten Freien Söldnergruppen. Sie mußten Glück
gehabt haben… Sie mochten dem Anschein nach größer
sein, als er jetzt war, aber eines Tages würden sie zu ihm
aufsehen; alle würden sie zu ihm aufsehen. Alle würden
seinen Namen kennen: Kraiklyn!
     
    Horza erwachte im Morgengrauen, immer noch auf dem vom Wasser
überfluteten Schuttledach liegend, wie etwas, das angespült
und auf einem Tisch ausgebreitet worden ist. Er war halb wach, halb
im Schlaf. Es war kälter geworden, das Licht war dünner und
blauer, aber sonst hatte sich nichts verändert. Er ließ
sich von neuem in den Schlaf sinken, weg von Schmerz und verlorenen
Hoffnungen.
    Sonst hatte sich nichts verändert… bis auf ihn…
     
    Er mußte zu der Insel schwimmen.
    Als er am gleichen Morgen ein zweites Mal erwachte, fühlte er
sich anders, besser, ausgeruhter. Die Sonne stieg am Himmel hoch und
ließ den Hochnebel hinter sich.
    Die Insel war näher, aber er würde an ihr vorbeitreiben.
Die Strömung führte ihn und das Shuttle jetzt von ihr weg,
nachdem sie nicht weiter als bis auf zwei Kilometer an die Gruppe der
Riffe und Sandbänke rund um die Insel herangekommen waren. Horza
verfluchte sich, daß er so lange geschlafen hatte. Er stieg aus
dem Anzug – der hatte jetzt keinen Nutzen mehr für ihn und
verdiente, weggeworfen zu werden – und ließ ihn auf dem
immer noch knapp unter Wasser befindlichen Fährendach liegen. Er
hatte Hunger, sein Magen knurrte, doch er fühlte sich fit und
durchaus imstande, die drei Kilometer, die es nach seiner
Schätzung waren, zu schwimmen. Also tauchte er ins Wasser und
schwamm mit kräftigen Zügen. Sein rechtes Bein schmerzte,
wo es von Lamms Laser getroffen worden war, und an seinem Körper
gab es immer noch wunde Stellen. Aber er konnte es schaffen; er
wußte, daß er es konnte.
    Ein einziges Mal blickte er zurück, nachdem er ein paar
Minuten geschwommen war. Den Anzug konnte er sehen, die Fähre
nicht. Der leere Anzug war wie der zurückgelassene Kokon eines
Tieres, das eine Metamorphose durchgemacht hat. Offen und leer schien
er auf den Wellen hinter ihm zu schaukeln. Horza wandte sich ab und
schwamm weiter.
    Die Insel kam näher, wenn auch sehr langsam. Das Wasser war
anfangs warm, dann schien es kälter zu werden, und Horzas
Schmerzen wurden schlimmer. Er ignorierte sie, schaltete sie ab, aber
er merkte, wie er langsamer wurde, und erkannte, daß er zu
schnell losgeschwommen war. Er machte für einen Augenblick
Pause, trat Wasser, und nachdem er ein bißchen von dem warmen
süßen Wasser getrunken hatte, schwamm er mit
bewußteren und stetigeren Zügen auf den grauen Turm der
fernen Insel zu.
    Er sagte sich, daß er großes Glück gehabt habe.
Beim Absturz der Fähre war er nicht ernsthaft verletzt worden
– obwohl die Schmerzen ihn immer noch plagten wie
geräuschvolle Verwandte, die man in einem abseits gelegenen Raum
eingeschlossen hat, und seine Konzentration störten. Das Wasser
wurde zwar offenbar kälter, doch es war süß, so
daß er davon trinken konnte und nicht dehydrieren würde.
Doch es schoß ihm durch den Kopf, daß Salzwasser ihn
besser getragen hätte.
    Er gab nicht auf. Das Schwimmen hätte leichter werden
müssen, aber es wurde die ganze Zeit schwieriger. Er hörte
auf, darüber nachzudenken, konzentrierte sich auf seine
Bewegungen, auf die stetigen, rhythmischen Züge der Arme und
Beine, die ihn durch das Wasser zwangen, die Welle hinauf,
hinüber, hinunter; hinauf, hinüber, hinunter.
    Unter eigenem Dampf, sagte er zu sich selbst, unter
eigenem Dampf.
    Der Berg auf der Insel wurde ganz allmählich
größer. Horza war zumute, als baue er ihn, als schichte er
mit der gleichen Anstrengung, die erforderlich war, um den Berg
größer erscheinen zu lassen, diesen Gipfel mit eigenen
Händen Stein um Stein auf…
    Noch zwei Kilometer. Dann noch

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