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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Wieder sprach die gurgelnde Stimme, und diesmal in der
Sprache, die Horza nicht verstand, aber es war ein und derselbe Satz,
der immerfort wiederholt wurde. Schnell stimmte die Menge mit ein.
Die Leute schüttelten die Hände in der Luft und sangen
heiser. Horza schloß die Augen und versuchte aufzuwachen,
obwohl er wußte, daß es kein Traum war.
    Als er die Augen öffnete, sangen die dünnen Menschen
immer noch, aber sie drängten sich wieder um ihn und versperrten
ihm die Sicht auf das goldbraune Ungeheuer. Mit fanatischen
Gesichtern, entblößten Zähnen, wie Klauen
ausgestreckten Händen fiel die Menge aus halbverhungerten,
singenden Menschen über ihn her.
    Sie rissen ihm die Unterhose herunter. Er versuchte, sich zu
wehren, aber sie hielten ihn am Boden fest. In seiner
Erschöpfung war er wahrscheinlich nicht stärker als einer
von ihnen, und es machte ihnen keine Schwierigkeiten, ihn zu
bändigen. Sie rollten ihn herum, zogen ihm die Hände auf
den Rücken und banden sie dort zusammen. Dann fesselten sie ihm
die Füße. Sie zerrten seine Beine zurück, bis seine
Füße beinahe seine Hände berührten, und banden
sie mit einem kurzen Strick an seine Handgelenke. Nackt,
verschnürt wie ein Tier, das geschlachtet werden soll, wurde
Horza über den heißen Sand vorbei an einem schwach
brennenden Feuer geschleift, dann aufgerichtet und so über einen
kurzen Pfahl gehoben, der im Sand steckte, daß er zwischen
seinem Rücken und seinen gefesselten Gliedmaßen
hindurchging. Seine Knie, auf denen der größte Teil seines
Gewichts ruhte, sanken in den Sand ein. Das Feuer brannte vor ihm,
und beißender Holzrauch drang ihm in die Augen. Der
gräßliche Geruch kehrte wieder. Anscheinend stieg er aus
den verschiedenen Töpfen und Kesseln auf, die um das Feuer
standen. Andere Feuer und Ansammlungen von Gefäßen waren
über den Strand verteilt.
    Der riesige Fleischhaufen, den der Mr. Eins genannte Mann mit
›Prophet‹ angeredet hatte, wurde neben dem Feuer abgesetzt.
Mr. Eins stellte sich an die Seite des Fettleibigen und starrte Horza
mit tiefliegenden Augen in einem blassen und schmutzigen Gesicht an.
Der goldene Gigant auf der Trage klatschte in die runden Hände
und sagte: »Fremder, Meeresgeschenk, willkommen. Ich… sein
der große Prophet Fwi-Song.«
    Das umfangreiche Geschöpf sprach eine primitive Form von
Marain. Horza öffnete den Mund, um ihm seinen Namen zu nennen,
aber schon fuhr Fwi-Song fort: »Du sein uns in unserer Zeit der
Prüfung gesendet, ein Brocken aus menschlichem Fleisch auf der
Flut von Nichts, ein Ernteding, gepflückt aus dem faden
Spülicht des Lebens, ein Leckerbissen zum Teilen und
Geteiltwerden in unserem Sieg über den giftigen Auswurf des
Unglaubens! Du sein ein Zeichen von Fatum, für das wir sagen
unseren Dank!«
    Fwi-Songs gewaltige Arme hoben sich; Rollen von Schulterfett
wabbelten zu beiden Seiten des turmähnlichen Kopfes; sie
bedeckten beinahe die Ohren. Fwi-Song intonierte etwas in einer
Sprache, die Horza nicht kannte, und die Menge wiederholte den Satz
mehrere Male.
    Die von Fett erstickten Arme wurden wieder gesenkt. »Du sein
das Salz der Erde, Meeresgeschenk.« Fwi-Songs sirupdicke Stimme
wechselte von neuem ins Marain über. »Du sein ein Zeichen,
ein Segen von Fatum. Du sein der eine, der sollen werden viele, der
einzige, der sollen werden geteilt. Dein werden sein das gewinnende
Geschenk, die gesegnete Schönheit der
Transsubstantiation!«
    Unfähig zu sprechen, starrte Horza den goldenen Riesen
entgeistert an. Was sagte man eigentlich zu solchen Leuten? Horza
räusperte sich, immer noch hoffend, ihm falle etwas ein, aber
Fwi-Song ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Höre denn, Meeresgeschenk, daß wir sein die
Fresser, die Fresser der Asche, die Fresser des Schmutzes, die
Fresser von Sand und Baum und Gras, die Elementarsten, die
Geliebtesten, die Wirklichsten. Wir uns abgemüht haben mit
Vorbereiten auf unseren Tag der Prüfung, und jetzt sein dieser
Tag herrlich nahe!« Die Stimme des goldhäutigen Propheten
wurde schrill. Er breitete die Arme aus, und die Fettfalten erbebten.
»So siehe uns, die wir erwarten die Zeit unseres Aufstiegs von
dieser sterblichen Ebene, mit leeren Bäuchen und hohlen
Eingeweiden und hungrigen Seelen!« Fwi-Songs gepolsterte
Hände trafen klatschend zusammen. Die Finger verflochten sich
wie große gemästete Maden.
    »Wenn ich kann…«, krächzte Horza, aber der
Riese sprach wieder zu der Menge schmutzigen Volkes. Die Stimme
blubberte

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