Bedenke Phlebas
Fingernägel… und dein Gehirn. Warte
einfach den richtigen Augenblick ab…
»Denn sehet«, tönte Fwi-Song, »die Gottlosen,
die Meistgehaßten, die Von-den-Verachteten-Verach- teten, die
Atheisten, die Anathematiker haben zu uns gesendet dieses Instrument
von Nichts, von Vakuum…« Als der Riese diese Worte sprach,
blickte Horza auf und sah, daß Fwi-Song über den Strand
hinweg auf die Fähre zeigte. »Aber wir nicht schwanken in
unserem Glauben! Wir widerstehen der Verlockung von Nichts zwischen
den Sternen, wo wohnen die Gottlosen, die vom Vakuum
Anathematisierten! Wir bleiben Teil von dem, was Teil von uns ist!
Wir niemals paktieren mit der großen Blasphemie, die ist das
Materielle. Wir stehen wie Felsen und Bäume – fest
verwurzelt, sicher, eisern, unnachgiebig!« Fwi-Songs Arme
breiteten sich von neuem aus, und die Stimme dröhnte. Der Mann
mit der barschen Stimme und der schmutzigen hellen Haut brüllte
den sitzenden Leuten etwas zu, und sie brüllten zurück. Der
Prophet lächelte Horza über das Feuer hinweg an. Wenn
Fwi-Songs Mund sich zum Lächeln verzog, bildete er ein dunkles
Loch, aus dem vier kleine Fänge hervorragten. Sie schimmerten im
Sonnenlicht.
»Behandelt ihr alle eure Gäste auf diese Weise?«
Horza gab sich Mühe, nicht zu husten, bevor er seinen Satz
beendet hatte. Er räusperte sich. Fwi-Songs Lächeln
verschwand.
»Du kein Gast sein, Meeresgeschenk, Salzgabe. Du Gewinn sein,
den wir behalten, den ich benutzen. Beute aus dem Meer und der Sonne
und dem Wind, uns gesendet von Fatum. Hii-hii.« Fwi-Songs
Lächeln kehrte mit einem mädchenhaften Kichern zurück,
und eine der großen Hände hob sich, um die Wulstlippen zu
bedecken. »Fatum anerkennen seinen Propheten, schicken ihm
leckere Bissen! Und das in dem Augenblick, als einige meiner Herde
hatten Hintergedanken! He, Mr. Eins?« Der Turmkopf drehte sich
der dünnen Gestalt des blasseren Mannes zu, der mit
übereinandergeschlagenen Armen neben dem Riesen stand. Mr. Eins
nickte.
»Fatum ist unser Gärtner und unser Wolf. Er vernichtet
die Schwachen zu Ehren der Starken. So hat der Prophet
gesprochen.«
»Und das Wort, das im Mund sterben, leben im Ohr.«
Fwi-Song drehte den großen Kopf zurück, um Horza
anzusehen. Endlich, dachte Horza, weiß ich, daß
er männlich ist. Was immer mir das auch nutzen mag.
»Mächtiger Prophet«, sagte Mr. Eins. Fwi-Song
lächelte breiter, sah aber weiter Horza an. Mr. Eins fuhr fort:
»Das Meeresgeschenk sollte das Schicksal sehen, das ihn
erwartet. Vielleicht ist dieser verräterische Feigling
Siebenundzwanzig…«
»O ja!« Fwi-Song klatschte in die großen
Hände, und sein ganzes Gesicht erhellte sich. Eine Sekunde lang
meinte Horza, kleine weiße Augen in den auf ihn gerichteten
Schlitzen zu erkennen. »O ja, den Feigling herbringen! Uns tun
lassen, was getan werden müssen.«
Mr. Eins sprach mit schallender Stimme zu den ausgemergelten
Menschen um das Feuer. Ein paar standen auf und gingen hinter Horzas
Rücken in Richtung des Waldes davon. Die übrigen begannen
zu singen und zu psalmodieren.
Nach ein paar Minuten hörte Horza einen Schrei, dann eine
Folge von Rufen und Schreien, die allmählich näherkamen.
Schließlich kamen die Leute, die weggegangen waren,
zurück. Sie trugen eine kurze, dicke Stange, ähnlich der,
an die Horza gefesselt war. Von der Stange baumelte ein junger Mann,
der etwas in der Sprache brüllte, die Horza nicht verstand, und
sich loszumachen versuchte. Schweiß- und Speicheltropfen fielen
von seinem Gesicht auf den Sand. Die Stange war an einem Ende
zugespitzt. Diese Spitze wurde auf der Horza gegenüberliegenden
Seite des Feuers in den Sand getrieben, so daß der junge Mann
den Wandler ansah.
»Dies, meine Libation aus dem Meer«, sagte Fwi-Song zu
Horza und zeigte auf den jungen Mann, der zitterte und stöhnte,
dessen Augen in den Höhlen rollten und von dessen Lippen
Speichel tropfte, »dies sein mein ungezogener Junge, der seit
seiner Wiedergeburt tragen Namen Siebenundzwanzig. Er sein gewesen
einer von unseren geachteten, vielgeliebten Söhnen, einer von
unseren gesalbten, einer von unseren Mit-Leckerbissen, eine unserer
brüderlichen Geschmacksknospen auf der großen Zunge des
Lebens.« Fwi-Songs Stimme brach vor Gelächter, als sei ihm
die Absurdität der Rolle, die er spielte, bewußt und als
könne er der Versuchung nicht widerstehen, sie zu
übertreiben. »Dieser Splitter von unserem Baum, dieses
Sandkorn von unserem Strand, dieser Verlorene es haben
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