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Bedroht

Bedroht

Titel: Bedroht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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sich um. Die Scheinwerfer eines Autos tauchten auf dem Parkplatz auf. Der Wagen hielt mit auf sie gerichteten Scheinwerfern. Die Türen wurden aufgerissen.
    »Hedda!«
    Anna rannte auf sie zu. Hedda versuchte sich loszureißen, aber Erik hielt sie mühelos fest. Er schob sie näher an den Abgrund und wandte sich an Anna.
    »Noch einen Schritt, und ich lasse los.«
    Anna blieb stehen und hob unterwürfig die Hände. Das Licht der Scheinwerfer beleuchtete sie von hinten.
    »Bitte, Erik. Hör mir zu.«
    Erik schüttelte den Kopf und lachte vorwurfsvoll.
    »Du hast deine Mutter geschickt.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Du hast deine Mutter geschickt, und sie hat mich bedroht. Sie sagte, sie wisse Bescheid und wolle alles erzählen. Ich habe versucht, mit ihr zu reden, ich habe mir Mühe gegeben. Sie wollte nicht hören …«
    »Erik, was auch immer geschehen sein mag, verschone Hedda. Hörst du? Das kannst du nicht tun. Sie ist noch ein Kind.«
    Erik schluckte nervös und trat von einem Bein aufs andere. Er zog Hedda vom Abgrund weg und hielt sie stattdessen vor sich.
    »Lass sie los«, sagte Anna leise und trat einen Schritt auf sie zu. »Lass sie gehen.«
    »Du hast mich betrogen«, sagte er vorwurfsvoll. »Ich habe an dich geglaubt.«
    »Ich bitte dich für alles, was ich getan habe, um Verzeihung! Aber lass mir um Gottes willen meine Tochter.«
    Sie trat einen weiteren Schritt vor, woraufhin Erik instinktiv zurückwich. Ein Fuß trat ins Leere, er stolperte. Anna verharrte mit ausgestrecktem Arm und geöffnetem Mund in einer Pose des Entsetzens. Erik gewann als Erster die Fassung wieder.
    »Bleib stehen. Ich springe. Zurück!«
    Anna trat einen Schritt zurück und stieß mit Trude zusammen. Beide wichen zurück. Anna hielt immer noch die Handflächen in einer beschwichtigenden Geste vor sich ausgestreckt.
    »Erik, ich bitte dich. Lass sie los. Sie hat nichts mit der Sache zu tun.«
    Er nickte heftig.
    »Genau«, sagte er. »Es geht nur um dich und mich. Warum willst du das nicht einsehen? Wir sind füreinander geschaffen. Du kannst nicht leugnen, dass wir zusammengehören, du und ich.«
    Anna nickte.
    »Lass sie los. Ich tue alles, was du willst.«
    »Deine Mutter …«, sagte Erik. »Sie hat es nicht verstanden. Sie hat sich geweigert, das Offensichtliche anzuerkennen. Sie glaubte, dass wir, du und ich … Tagungshotel, hat sie gesagt. Das klang so hässlich. Ich habe versucht, ihr zu erklären, wie es war, aber sie hat nur gelacht. Mir blieb keine andere Wahl. Aber jetzt ist alles gut.«
    Er nickte mehrmals.
    »Meine und deine Mutter«, sagte er. »Wir haben beide unsere Mütter verloren. Wir beginnen jetzt gemeinsam von vorne.«
    Er schien mit sich selbst zu sprechen, sah Anna nicht mehr an und wackelte unkontrolliert mit dem Kopf.
    »Erik, hör mir zu. Erik.«
    Er schaute hoch. Anna schluckte.
    »Lass Hedda los, dann können wir reden.«
    Erik warf ihnen einen seltsamen Blick zu, als sei er soeben erwacht.
    »Lass sie los.«
    Erik blickte auf seine Arme hinunter und entdeckte Hedda vor sich. Fast erstaunt ließ er das Mädchen los. Hedda rannte auf Anna zu und warf sich in ihre Arme. Ohne Erik aus den Augen zu lassen, wichen die Frauen zurück. Zuerst langsam und mit unsicheren Schritten, drehten sie sich dann aber, nachdem sie etwas Abstand gewonnen hatten, um und rannten los. Als sie das Auto erreicht hatten, sahen sie, dass Erik immer noch mit theatralisch nach ihnen ausgestreckten Armen dastand.
    »Mama«, rief er. »Mama.«
    Er sank auf die Knie und kroch auf allen vieren auf den Abgrund zu. Es sah aus, als würde er beten. Dann richtete er sich auf und ließ sich über den Rand des Abgrunds fallen.

97
    Erik stürzte lautlos in seinen sicheren Tod. Der Wind und das Meer ließen sich davon nicht beeindrucken, und die Wellen brandeten mit unbeirrbarer Kraft weiter.
    Erst mit den Polizisten kam die Aufregung. Karlsson und Gerda tauchten mit gezogener Waffe auf. Sie schrien Fragen, und Trude antwortete, so gut es ging. Anna saß auf der Erde und hielt Hedda fest umklammert. Sie waren zu einem menschlichen Ball verflochten, isoliert von der Umwelt und unfähig, etwas zu sagen.
    Binnen einer Viertelstunde trafen mehrere Einsatzfahrzeuge mit heulenden Sirenen und aufblitzenden Blaulichtern ein, obwohl ausdrücklich andere Anweisungen erteilt worden waren. Es wimmelte von Polizisten, die sich lautstark und offenbar vollkommen unorganisiert Befehle zuriefen. Die Lichtkegel von Taschenlampen tanzten durch die

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