Bedroht
war außer Atem, hatte einen trockenen Hals, und das Schlucken bereitete ihm Mühe.
Anna drückte seine Hand so fest, dass sich ihre Nägel in seine Haut gruben, und weinte leise. Er zog sie an sich und genoss es, der Fels in der Brandung zu sein. Er wischte ihr die Tränen von den Wangen und küsste sie auf die Augen.
»Ich liebe dich so sehr«, sagte er.
»Ich dich auch. Verzeih mir.«
»Du brauchst mich nicht um Verzeihung bitten.«
»Es war nur …«
»Jetzt nicht«, sagte Lukas.
Anna drehte sich auf die Seite und starrte aus dem Fenster. Lukas lag eng an sie geschmiegt und strich ihr mit den Fingerspitzen über den Arm.
»Ich habe Durst«, sagte Lukas. »Willst du auch was?«
»Nicht nötig.«
Lukas wusste, dass das zwei Gläser bedeutete. Anna würde um einen Schluck bitten und dann sein Glas in einem Zug leeren.
Anna hörte, wie er in der Küche mit dem Fuß an einen Stuhl stieß, aber offenbar nicht so fest, dass lautes Fluchen angesagt gewesen wäre. Als er zurückkehrte, hinkte er leicht. Er ließ sich schwer aufs Bett sinken und legte seinen Arm um sie.
Sie kuschelte sich genüsslich an ihn, sperrte die Augen auf und hielt den Atem an.
Der Arm, der sie umschlang, war bekleidet.
101
Erik Månsson schmiegte sich an ihren Rücken.
»Hallo«, sagte er leise.
Anna zuckte zusammen, spannte jeden Muskel an und versuchte sich zu befreien. Erik legte ihr eine Hand auf den Mund und ein Bein auf die Hüfte. Er hielt sie mühelos fest.
»Pst«, beruhigte er. »Nicht schreien.«
Anna zitterte. Sie kriegte kaum Luft. Erik nahm die Hand von ihrem Mund und strich ihr vorsichtig über die Wange.
»Dir war doch klar, dass ich zurückkomme«, sagte er. »Dass ich dich nicht mit dem Kerl allein lasse.«
»Wo … wo ist Lukas?«
»Er schläft. Weck ihn nicht auf. Jetzt gibt es nur noch uns, dich und mich.«
Erik drückte ihr etwas Kaltes, Hartes auf die Lippen, den Stößel des Mörsers.
»Was hast du mit Lukas gemacht?«
»Er war sehr verständnisvoll«, sagte Erik. »Er hat eingesehen, dass wir füreinander bestimmt sind. Er hat sich zurückgezogen. Lukas will, dass du glücklich wirst, und er weiß, dass das nur auf eine Art möglich ist.«
Anna unternahm einen weiteren Versuch, sich zu befreien, aber Erik war darauf vorbereitet. Er drückte sie an sich. Sie biss, schrie und wand sich. Er musste mehr Kraft aufbieten und Anna zum Schweigen bringen, wie er es bei Kathrine getan hatte. Der Kampf erregte ihn.
»Ich habe es deiner Mutter gesagt, und ich sage es jetzt dir. Sei still. Jetzt bestimme ich, nicht du. Willst du deine Tochter zur Waise machen, dann bitte. Ich warne dich kein weiteres Mal. Haben wir uns verstanden?«
Er beugte sich vor und starrte ihr in die aufgerissenen Augen.
»Ich habe gefragt: Haben wir uns verstanden?«
Sie blinzelte als Antwort.
»Gut.«
Er ließ los, und Anna atmete tief durch. Erik ließ den Stößel an ihrem Körper entlanggleiten.
»Ich hatte alles vorbereitet«, sagte er. »Ich war am Vormittag schon einmal dort, um ein Seil in einer Spalte unterhalb des Felsvorsprungs zu befestigen und mit einem Stein zu tarnen. Ich bin höchstens zwei oder drei Meter gefallen und konnte dann um den Kamm herumklettern. Dann bin ich gemächlich nach Arild spaziert und habe mir dort ein Taxi genommen. Ich war lange vor euch hier. Deine Mutter war so nett, mir ihre Schlüssel zu überlassen.«
Er berührte mit dem Stößel ihr Geschlecht. Ihr Ekel war so stark, dass sie sich beinahe übergeben musste.
»Ich glaube, deine Mutter mochte mich«, fuhr Erik fort. »Jedenfalls hatte ich das Gefühl. Schade, dass es so gekommen ist.«
Er fuhr mit dem Stößel über Annas Bauch und liebkoste ihre Brüste, presste sich an sie.
»Meine Mutter sagte immer, was sich gut anfühlt, ist auch gut.«
»Lukas«, stammelte Anna. »Was hast du mit ihm gemacht?«
»Er schläft. Und du kannst nichts daran ändern. Wenn du um Hilfe schreist, weckst du deine Tochter. Dann muss ich sie auch zum Schweigen bringen.«
Er beugte sich über Anna und ließ den Mörserstößel vorsichtig zu Boden gleiten. Anna hörte, dass er an die Wand rollte.
»Jetzt nehme ich dich«, sagte er ruhig. »Ich nehme dich so, wie du es verdient hast.«
Er setzte sich auf, um seine Hose runterzuziehen. Diesen Augenblick nutzte Anna. Sie warf sich aus dem Bett und war fast schon aus dem Zimmer, als Erik sie am Fußgelenk zu fassen bekam und zu Boden warf. Wimmernd kratzte sie mit den Fingernägeln über den Fußboden und
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