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Beefy ist an allem schuld

Beefy ist an allem schuld

Titel: Beefy ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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drückte ihm ein Blatt Papier in die Hand und sagte: «Hier, mein lieber Junge, lesen Sie diese Liste vor.»
    Beefy nahm das Blatt Papier. Er sah es an, drehte es um. Dann flüsterte er heiser: «Ich kann nicht. Ich kann’s nicht lesen.»
    Aber sein Flüstern war vergebens, das Mikrophon fing seine Worte auf, und die Lautsprecher verkündeten der Menge: «... ich kann’s nicht lesen.»
    «Daß Sie in Ihrem Alter schon eine Brille brauchen», sagte Lord Wapentake streng.
    «Es ist nicht wegen der Brille. Es ist, weil ich nicht lesen kann.»
    Wieder tönten die Lautsprecher: «... weil ich nicht lesen kann.»
    Beefy war völlig verwirrt. Er sah nur, wie Sally ihm tapfer zulächelte. Dann kam ihm der Pfarrer zu Hilfe. Er nahm ihm die Liste aus der Hand und sagte freundlich: «Lassen Sie nur, Beefy, ich mache das schon.»
    Er begann die Namen aufzurufen. Beefy polterte blind die Stufen hinunter, lief um das Podium herum und durch den menschenleeren Garten hinaus auf die stillen Straßen. Er war puterrot im Gesicht. Ohne Sally wäre alles halb so schlimm gewesen. Aber sie hatte mitten in der ersten Reihe gestanden und seine ganze Blamage miterlebt. Und das Ärgste war, alle wußten, daß sie seine Cousine war. Sie würden sagen: Ja, er hatte Sally richtig blamiert. Er rannte in das leere Gemeindehaus und verkroch sich im kühlen, freundlichen Halbdunkel des Dachbodens.
    Kaum war die Preisverteilung vorüber, sprang der Pfarrer vom Podium und lief auf Sally zu. «Ich mache mir Vorwürfe», sagte er. «Ich hätte das schneller erfassen müssen.»
    Sally lächelte ein wenig gezwungen. «Sie haben Ihr Bestes getan», sagte sie und wandte sich ab. «Ich muß jetzt gehen und aufräumen.»
    «Nein, bitte nur einen Augenblick, ich wollte -»
    Sie hatte den Kopf gesenkt. «Ich glaube, es wäre besser, man würde uns nicht mehr zusammen sehen», sagte sie ruhig. «Die Menschen ziehen so leicht voreilige Schlußfolgerungen.»
    «Was wollen Sie damit sagen?» Ihre veränderte Haltung ihm gegenüber verwirrte ihn. «Sie - Sie schämen sich doch nicht etwa Ihres Vetters wegen?»
    Sally sah ihn mit blitzenden Augen an. «Ich - ich soll mich Beefys wegen schämen? Wo denken Sie hin?»
    «Aber was soll denn das bedeuten, daß man uns nicht mehr zusammen sehen darf?»
    «Sie sind der Pfarrer dieser Gemeinde. Sie sind eine Respektsperson. Und in Ihrer Stellung können Sie es sich einfach nicht leisten, mit der Cousine eines Analphabeten befreundet zu sein.»
    Das Gartenfest ging zu Ende. Die Menge zerstreute sich allmählich. Ein paar Leute waren bereits damit beschäftigt, die Tische zusammenzuklappen. Vom Rasen tönten die traurigen Klänge eines Walzers herüber.
    «So ein Unsinn!» rief John Adams. «Sie reden ja wie in einem viktorianischen Kitschroman. Jetzt hören Sie mir einmal zu: Am nächsten Donnerstagabend treffen wir uns und gehen zusammen essen. Einverstanden?»
    «Nein», sagte sie, «das geht leider nicht.» Sie wandte sich zum Gehen. «Ich muß jetzt wirklich beim Zusammenpacken mithelfen.»
    Er folgte ihr. «Aber Sally -» bat er. Doch es war zu spät. «Ach, da sind Sie ja», rief Lady Wapentake Sally zu. «Helfen Sie mir doch bitte, die bemalten Kacheln hier einzupacken. Ich will sie ins Krankenhaus schicken.»
    «Was soll mit den Tischen geschehen, Herr Pfarrer?» fragte George Bloodshot. John Adams wurde aufgehalten. Einige Minuten später sah er, wie der Wapentakesche Rolls-Royce Sally entführte.
     

17
     
    Zu Fuß, auf Fahrrädern, in Autos und Zügen flohen die Menschen aus den großen Städten aufs Land, an die Küste. Viele stürzten sich sogar ins Meer.
    Aber es war keine Katastrophe über England hereingebrochen, sondern nur ein Nationalfeiertag.
    Lizzie Tubb blickte auf die Uhr. Halb neun. Sie war an diesem Morgen wahrscheinlich so glücklich wie kein anderer in Danby, denn um neun Uhr wollte Beefy kommen und sie mit ans Meer nehmen. Lizzie war noch nie am Wasser gewesen. Sie hatte es natürlich schon im Kino gesehen, und sie fand, es sah hübsch aus. Als Beefy gesagt hatte, sie könnten im Lieferwagen zusammen hinfahren, war sie deshalb vor Freude ganz außer sich geraten. Sie hatte kaum mehr an etwas anderes denken können. Sie war erst einmal Auto gefahren, bei der Beerdigung ihrer Schwester, und sie hatte es damals, wenn auch mit Gewissensbissen, sehr genossen.
    Whitey sollte auch mitkommen.

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