Beefy ist an allem schuld
angestrengt überlegen, bevor sie langsam eine Antwort herausbringen konnte. «Die sitzen noch», sagte sie schließlich.
Beefy stöhnte. Lizzie sammelte ihre Kräfte, um weiter zu berichten.
«Ihre Cousine hat vorige Woche geheiratet. Heute sollen sie von den Flitterwochen zurückkommen.»
Beefy sah das Pfarrhaus von St. Judas vor sich: Der Pfarrer saß mit dem Federhalter in der Hand am Schreibtisch, und Sally stand hinter ihm und strich ihm über das Haar. Beefy spürte den Schmerz und die Einsamkeit der Eifersucht.
«Er war so gut zu mir, der Pfarrer, wirklich gut», murmelte Lizzie weiter. «So besorgt. Er hat gebeten und gedrängt, daß ich ins Krankenhaus geh, bevor sie heiraten und wegfahren.» Sie brachte fast ein Lächeln zustande. «Aber sie haben mich nicht ins Krankenhaus gekriegt.»
«Da hätten Sie’s aber bequemer», sagte Beefy mit einem Blick auf das zerwühlte Bett.
«Ich fühl mich ganz wohl hier, danke. Wenn ich nur nicht diese Schmerzen hätte. Sally hat mich jeden Tag vor ihrer Heirat besucht. Sie war lieb zu mir. Und sie wollte auch jemand für mich suchen, der jeden Tag kommt und Ordnung macht, solange sie weg ist. Aber ich wollte niemand hier haben. O ja, sie war gut zu mir.»
«Zu mir auch», sagte Beefy, «auf’m Gericht. Sie waren beide gut zu mir. Ich hätte das nie gedacht.»
Schweigen senkte sich über den dämmrigen Raum. Plötzlich gingen draußen die Laternen an, und ihr Licht fiel ins Zimmer, auf die fleckige alte Tapete, auf das Geißblatt und den Efeu, die den Spruch umrankten.
Beefy blickte auf den Spruch. «Er ist hübsch», sagte er, «wirklich hübsch.»
Lizzie zog sich, mühsam auf einen Ellbogen gestützt, hoch, um ihn zu betrachten. «Ja», sagte sie, «er ist hübsch.»
Sie schien einen plötzlichen Entschluß zu fassen. «Ich möchte, daß Sie den Spruch kriegen, Beefy, wenn mir was passiert.»
Beefy war tief gerührt. «Ich? Ich soll ihn kriegen? » Plötzlich fiel es ihm wieder ein: «Ich hab ja nichts, wo ich ihn hinhängen kann», sagte er niedergeschlagen. Der Spruch hätte sich gut gemacht über seiner Linoleumrolle. Aber jetzt war es zu spät dafür.
Hitzig sagte Lizzie: «Ich will aber, daß Sie ihn kriegen. Er gehört Ihnen, wenn mir was passiert.»
«Er ist hübsch.» Beefy betrachtete ihn bewundernd. «Was steht denn eigentlich drauf? »
«», sagte Lizzie.
«Das klingt nett, es gefällt mir. », murmelte er. Der Spruch würde sich hübsch ausnehmen in seinem einsamen Häuschen in Shepherd’s Delight, wenn er sich eines Tages dort zur Ruhe setzte.
Er kehrte in die Wirklichkeit zurück. «Ich weiß nicht, wo ich schlafen soll», sagte er.
«Schlafen Sie doch in der Küche. Sie müssen sich allerdings in den Sessel oder auf den Boden legen, aber da brennt ‘n kleines Feuer, und Sie haben’s warm. Und morgen früh können Sie mir dann ‘ne Tasse Tee bringen.»
«O vielen Dank, Lizzie», sagte Beefy glücklich. Wenigstens für eine Nacht war das Problem gelöst. Er sagte Lizzie gute Nacht, ging nach unten und legte sich neben Whitey auf dem Boden schlafen. Am Morgen fachte er das Feuer an, machte Tee und brachte Lizzie einen Becher nach oben.
Aber Lizzie brauchte keinen Tee mehr auf dieser Welt. Sie lag kalt und steif auf ihrem Bett. Jeden Winter ihres kümmerlichen Lebens war sie an dunklen, bitterkalten Tagen in aller Frühe aufgestanden, um zu arbeiten, damit sie essen konnte; und sie hatte gegessen, damit sie an dunklen, bitterkalten Tagen aufstehen und zur Arbeit gehen konnte. Warum sie sich die Mühe gemacht hatte, diesen trostlosen Kreislauf aufrechtzuerhalten, darüber hatte sie nie nachgedacht. Keiner hatte je darüber nachgedacht.
Beefy war außer sich vor Schreck. Voller Entsetzen blickte er auf das bewegungslose kleine Bündel da im Bett. Er streckte die Hand aus und berührte das runzlige Gesicht. «Lizzie», flüsterte er, «was ist denn los?» Aber er wußte, was los war. Er drehte sich um und stolperte die Treppe hinunter. Whitey kam ihm schwanzwedelnd entgegen. Beefy sah ihn traurig an. «Ich glaub - ich glaub, ihr ist was passiert», sagte er zu dem Hund. Er blieb unentschlossen stehen, aber er mußte jemanden zu Hilfe holen. Er lief zum Pfarrhaus hinüber.
Sally öffnete ihm die Tür. «Oh, Beefy», rief sie. «Das ist wirklich eine freudige Überraschung.» Sie fragte sich, ob er wohl direkt aus dem Gefängnis käme. «Komm herein und
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