Befehl aus dem Jenseits (German Edition)
Gesetzen der Physik, um den Gedanken an das Jenseits endgültig aus seinem Gehirn zu verbannen. Er hatte sich geirrt. Er war nicht gestorben, nicht in irgendeinem Himmel, der seinen Vorstellungen entsprach.
Er brauchte lange, um diesen Schock zu verdauen. Er war bereit gewesen, Wunder und Erscheinungen eines Lebens nach dem Tod widerspruchslos hinzunehmen. Die Wahrheit jedoch jagte ihm Angst ein. So sehr er sich auch dagegen sträubte – er mußte endlich den Tatsachen ins Auge sehen.
Die Konzerne!
Hatten sie ihn entführt und auf einer einsamen Insel ausgesetzt? War das der lange erwartete Angriff auf die letzten Heimstätten der Freiheit und Unabhängigkeit? Und wenn es so war – was konnten die Konzerne letztlich dadurch erreichen?
Er dachte an das Gespräch mit seiner Schwester. Noch hatte er den allerletzten Priesterschwur nicht geleistet.
»Sie bekommen mich nicht!« sagte Darius Assif entschlossen. Er wollte Priester werden und kein Politiker. Auch diese ungewöhnliche Schockbehandlung konnte seinen Entschluß nicht umwerfen.
Ärgerlich richtete er sich auf. Er mußte damit rechnen, daß sie ihn abholen und foltern würden. So lange, bis er nachgab ...
Was konnte er tun? Wie sollte er sich verstecken? Er hatte nie gelernt, praktisch zu denken.
Dieser Mangel erschien ihm jetzt gravierender als alles andere. Noch während er überlegte, sah er eine merkwürdige Erhebung auf dem Meer. Sie schwankte und trieb langsam auf den Bergkegel zu.
Darius Assif kniff die Augen zusammen. Ein Boot konnte es nicht sein. Alles in ihm spannte sich. Er bereitete sich innerlich auf einen neuen Schock vor.
Schließlich hatte man in der jahrtausendelangen Entwicklung seines Kontinents alle nur denkbaren Arten der Folterung durchprobiert. Er wußte nicht, was da auf ihn zutrieb. Trotzdem war er sicher, daß es sein Martyrium verlängern würde.
Seine Nerven vibrierten. Er starrte auf die unförmige Erhebung im Wasser. Was auch immer es sein mochte – Darius Assif war bereit. Hastig sammelte er kantige Steine und schichtete sie zu einem kleinen Haufen. Zum erstenmal in seinem Leben wollte er kämpfen. Ganz gleich, was da auf ihn zukam – Darius Assif wollte es angreifen, ehe es ihm gefährlich werden konnte. Mit diesem Gedanken erwartete er das langsam näher kommende Bündel im Meer.
*
Llador-4-Taker krümmte sich vor Schmerzen. Die Strahlenbündel aus der glänzenden Maser-Kanone konzentrierten sich auf sein Hirn. Sie sollten seinen Widerstand aufweichen ...
Die älteste Kulturrasse der Galaxis kannte keine Verbrecher. Abweichungen von der Norm wurden wie Krankheiten behandelt. Im Endeffekt änderte sich für die Betroffenen dadurch nichts.
Die Maser-Kanone erlosch. Llador-4-Taker fiel in den breiten Gurten nach vorn. Sein Körper sackte zusammen. Ein feines, wimmerndes Klagen kam aus seiner Brust. Er hatte nicht mehr die Kraft, sich gegen die Behandlung aufzubäumen.
Als Planetenmeister standen ihm einige Sondervergünstigungen zu. Nur deshalb hatte er es bisher ausgehalten. Aus den Augenwinkeln sah er die Spezialisten an den Meßgeräten. Sie kontrollierten seine Nervenströme. Zackenlinien wischten über das Magnetband mit dem Enzephalogramm. Im Vergleich mit dem EKG und dem Psychogramm konnten die Spezialisten der Sicherheitsverwaltung sofort herausfinden, ob Llador-4-Taker eine weitere Behandlung brauchte oder nicht.
»Genug!« keuchte der Sammler, als er sah, daß die Maser-Kanone erneut justiert wurde. »Können Sie verstehen?« fragte der Beamte an der Apparatur.
Llador-4-Taker nickte schwach.
»Wissen Sie, was mit Ihnen los war?«
Wieder nickte der Sammler.
»Sind Sie in der Lage, einen analytischen Bericht über Ihre Krankheit abzugeben?«
»Ja!« hauchte Llador-4-Taker.
»Wie beurteilen Sie den Degenerationsgrad Ihres Geistes?« fragte der Beamte sofort. Llador-4-Taker öffnete die heißen Lippen. Er wollte sprechen. Der Beamte würde nicht lange warten. 4-Taker bewegte die Lippen, keuchte, dann sagte er: »Stufe eins, systemgefährdend ...«
Die Spezialisten steckten die Köpfe zusammen. Sie berieten den Fall. In der letzten Zeit hatten sich derartige Fälle gehäuft. Aus jahrtausendelang einwandfrei arbeitenden Nonos wurden immer häufiger aufsässige Rebellen. In allen Teilen der Milchstraße kam es zu Kurzschlußreaktionen und Degenerationserscheinungen.
Die angespannte Suche nach fähigen Erben und die immer wiederkehrenden Mißerfolge hatten die einstmals starke Lebenssubstanz der Nonos
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