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Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Titel: Befehl aus dem Jenseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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Llador! Ich sehe, daß Sie einem uns fremden Phänomen nachjagen. Sie selbst sagen, daß wir diese merkwürdigen Fähigkeiten der Terraner nicht mehr erlernen können.«
    »Nicht nur die Terraner besitzen sie«, wandte der Sammler ein.
    Torin machte eine abwehrende Handbewegung.
    »Welche Absichten hatten Sie mit den letzten terranischen Versuchswesen?«
    »Ich wollte sie zusammenführen und dann mit aller mir zur Verfügung stehenden Geduld gemeinsam mit ihnen eine Lösung suchen.«
    »Dazu brauchten Sie keine Testwelt!«
    »Nein«, sagte der Sammler. »Ich hätte auch auf Terra lernen können, was Liebe, Menschlichkeit und gegenseitiges Vertrauen bedeuten.«
    »Der dritte Planet des Systems SOL befindet sich in einem Zustand mörderischer Existenzkämpfe!«
    Der Sonnenmeister wurde schärfer. Llador-4-Taker kümmerte sich nicht darum.
    »Die Erde ist die beste Zuchtwelt, die wir je hatten! Wenn wir nur einen Bruchteil unserer Kräfte auf die Weiterentwicklung der von mir angedeuteten Eigenschaften verwandt hätten, wüßten wir längst, wie unsere Erben heißen!«
    »Es ist zu spät!« sagte der Sonnenmeister und stand auf.
    Sofort stürzten die Spezialisten in den Raum. Ohne eine Anweisung des Sonnenmeisters abzuwarten, packten sie Llador-4-Taker und warfen ihn wieder in die Klammern des Befragungsstuhls.
    Eilfertig rollten sie den Hypno-Projektor heran. Von allen Seiten drangen Sicherheitsbeamte in den engen Raum ein. Zwei Techniker installierten ein Übertragungsgerät.
    Der Sonnenmeister stand bewegungslos und hoch aufgerichtet in der Mitte des Raumes. Er hüllte sich in seinen goldenen Mantel, der bis zum Boden reichte.
    Llador-4-Taker wußte, daß er zu weit gegangen war. Trotzdem bedauerte er nicht, den Versuch gewagt zu haben.
    Widerstandslos ergab er sich in sein Schicksal.
    *
    Sie hatte noch nie in ihrem Leben wirklich gekämpft. Alles, was sie sich gewünscht hatte, war immer wie durch Geisterhand erfüllt worden. Kleider, Schmuck und Bedienstete, Wagen, Gleiter und blühende Farmen – sie hatte all das überreichlich besessen.
    Die einzige Tochter von Aristide Roos kannte den gnadenlosen Kampf ums Dasein nicht. Sie hatte stets nur aus gefüllten Bechern getrunken. Abgeschirmt von den wirklichen Problemen der Menschheit hatte sie das Leben einer Bienenkönigin geführt.
    Selbst die Entführung an einen unbekannten Ort hatte sie zuerst nicht mehr erschüttert als ein gelungener Partygag. Allmählich jedoch hatte sich ihre dreißig Jahre lang wirksame Tarnkappe aufgelöst. Schicht um Schicht waren ihre Erziehung, ihre künstlich aufgebaute Persönlichkeit und ihr Selbstbewußtsein zerschmolzen. Übrig blieb ein vom Schock der Erkenntnis paralysiertes Mädchen.
    Sie quälte sich. Sie versuchte immer wieder, ihren gelähmten Körper unter Kontrolle zu bekommen.
    Umsonst. Die Starre löste sich nicht. Myriam war verdammt, alles um sich herum überdeutlich aufzunehmen, ohne reagieren zu können.
    Ihre Lungen atmeten. Ihr Herz pumpte Blut durch die Adern. Aber ihre Nerven waren wie abgeschaltet. Sie fühlte weder Schmerzen noch Temperaturen. Staub sammelte sich in ihren Augen.
    Sie konnte nicht einmal die Lider bewegen. In unregelmäßigen Abständen lief eine schlierige Flüssigkeit über ihre Augäpfel. Dann konnte sie für einige Zeit etwas klarer sehen, so lange, bis die winzigen Staubpartikel ihr Blickfeld wieder unscharf machten.
    Tatenlos mußte sie mitansehen, wie der Mann mit dem schmalen gelben Kopf ihr einen Teil des Overalls auftrennte. Sie sah nicht, wofür.
    Eine Zeitlang war er aus ihrem Blickfeld verschwunden. Ein unscharfes Insekt glitt tastend über ihre Nasenwurzel. Sie ekelte sich. Dann stellte sie fest, daß sie nicht die geringste Berührung fühlen konnte. Da hatte sie nur noch Angst. Sie fürchtete, das spinnenartige Insekt könne über ihre weit geöffneten Augen tasten.
    Sie hatte den Gedanken kaum beendet, als es geschah. Es war der furchtbarste Ekel, den Myriam Roos jemals empfunden hatte. Innerlich bebend, aber dennoch völlig bewegungslos, mußte sie warten.
    Warten! Worauf?
    Sie wußte es nicht. Sie versuchte, Angst und Ekel abzuschütteln. Verwundert stellte sie fest, daß sie es konnte, wenn sie nur wollte. Ein völlig neues Gefühl überkam sie. Sie nahm sich selbst plötzlich nicht mehr so wichtig. Blitzartig begriff sie, daß sie nicht der Mittelpunkt der Weltgeschichte war. Dreißig Jahre lang hatte sie gelebt, als gäbe es überhaupt keine andere Möglichkeit.
    Sie dachte

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