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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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gewartet, daß die irakische Armee die Waffen aufstapelte und sich ergab. Nun, es konnte eben nicht jeder eine Karte lesen.
    »Eure Hoheit, welchen Einfluß können Sie dort geltend machen?« wollte Ryan als nächstes wissen.
    »Praktisch gesehen? Sehr wenig. Wir werden die Hand der Freundschaft ausstrecken, Kredite anbieten – gegen Ende der Woche werden wir Amerika und die UNO ersuchen, Sanktionen aufzuheben, mit der Absicht, die wirtschaftlichen Bedingungen zu verbessern, aber …«
    »Ja, aber«, stimmte Ryan zu. »Eure Hoheit, bitte lassen Sie uns wissen, was Sie an Informationen erhalten! Amerika steht unverändert zu seiner Sicherheitsgarantie für das Königreich.«
    Ali nickte. »Ich werde das meiner Regierung übermitteln.«
    *
    »Hübsch professionelle Arbeit«, stellte Ding fest, während er sich die elektronisch aufbereitete Wiederholung anschaute. »Bis auf eine Kleinigkeit.«
    »Ja, es macht sich gut, sein Gehalt vor der Testamentseröffnung zu kassieren.« Clark war einst jung und zornig genug gewesen, in Begriffen zu denken wie der Schütze, dessen Tod er gerade wiederholt gesehen hatte, doch mit zunehmendem Alter war er umsichtiger geworden. Jetzt wollte Mary Pat, hörte er, daß er sich nochmals um einen Auftritt im White House bemühte, und er überflog wieder ein paar Dokumente.
    Versuchte es jedenfalls.
    »John, schon mal was über die Assassinen gelesen?« fragte Chavez, während er den Fernseher mittels Fernbedienung ausschaltete.
    »Ich hab' den Film gesehen«, erwiderte Clark, ohne den Blick zu heben.
    »Das waren recht arge Typen. Mußten sie sein. Mit einem Schwert oder einem Messer, na ja, da mußt du schon ziemlich dicht ran, um den Auftrag auszuführen. Entschiedenen Willens, wie wir im 7th Light zu sagen pflegten.« Chavez stand noch kurz vorm Masters-Diplom im Fach Internationale Beziehungen, doch er segnete alle Bücher, die Professor Alpher ihn gezwungen hatte zu lesen. Er machte eine Handbewegung zum Fernsehapparat hin. »Dieser Bursche war wie einer von denen, eine zweibeinige Smart-Bomb – man zerstört sich selbst, aber zuerst vernichtet man sein Zielobjekt. Die Assassinen waren der erste Terroristen-Staat. Ich glaube, die Welt war damals noch nicht bereit für dieses Konzept, doch ein kleiner Stadtstaat konnte eine ganze Region beherrschen, einfach weil sie einen ihrer Leute an jeden Beliebigen nah genug ranbekommen konnten, so daß der Job erledigt wurde.«
    »Vielen Dank für die Geschichtsstunde, Domingo, aber …«
    »Denk doch, John! Wenn sie nah genug an den herankommen konnten, dann kommen sie an jeden nah genug dran. Für 'nen Diktator gibt's keine Rentenversicherung. Die Leibwache um ihn herum, die ist dicht – doch jemand hat einen Schützen so nah an ihn ranbekommen, daß der ihn in die nächste Dimension blasen konnte. Das ist unheimlich, Mr. C.«
    John Clark mußte sich immer wieder daran erinnern, daß Domingo Chavez kein Doofie war. Er mochte zwar noch mit einem Akzent sprechen und er mochte immer noch Redewendungen einflechten, die aus der Zeit als Army Sergeant stammten, doch er hatte die schnellste Auffassungsgabe, die John je kennengelernt hatte. Er lernte sogar, sein Temperament und seine Leidenschaft zu beherrschen. Wenn es ihm paßte, korrigierte sich John.
    »So? Andere Kultur, andere Motivation, andere …«
    »John, ich spreche von einer Fähigkeit. Dem politischen Willen, sie zu nutzen, Mann. Und Geduld. Es muß Jahre gedauert haben. Von Schläfer-Agenten hab' ich schon gehört. Das erstemal, daß ich einen Schläfer-Schützen gesehen habe.«
    »Könnte ein ganz normaler Kerl gewesen sein, der einfach die Schnauze voll hatte und …«
    »Wer will schon sterben? Nein, das glaub' ich nicht, John. Warum sollte er dann nicht versuchen, den Kerl um Mitternacht auf dem Weg zur Latrine zu erwischen, und sich verdammt schnell den Staub von Dodge City abschütteln? Keine Chance, Mr. C. Der Kaffer hatte ein Anliegen. Nicht nur seins, er gab damit ein Signal für seinen Boß ab.«
    Clark sah von seinen Informationspapieren auf und dachte darüber nach. Andere Mitarbeiter im öffentlichen Dienst mochten diese Beobachtung als etwas abgetan haben, das nicht in ihr Ressort fiel, Clark aber war gerade wegen seiner Unfähigkeit, Grenzen für seine Tätigkeit zu sehen, im Staatsdienst gelandet. Außerdem erinnerte er sich an den Iran, er als Teil der Menge, die Gefangene aus der US-Botschaft, denen die Augen verbunden waren, angeschrien hat: »Nieder mit

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