Befehl von oben
Mamas neuem Freund gerächt, okay? Es war einer, der sich hochgedient hat, langsam und vorsichtig den ganzen Weg.«
»Iran«, sagte der CIA. »Sowieso die beste Vermutung. Religiöse Motivation. Keine Chance, daß er danach wegspaziert, also irgend jemand, dem das egal war. Das ließe auch auf einen Racheakt schließen, aber Ms. Price hat recht: bei der Vorauswahl nicht. Wie auch immer, die Israelis waren es nicht, die Franzosen waren es nicht. Die Briten tun so was nicht mehr. Einheimisches Sektierertum entfällt bei den Überprüfungsverfahren. Es war also nicht wegen Geld, auch nicht aus persönlichen oder familiären Motiven. Ich glaube, politische Ideologie können wir beiseite tun. Da bleibt also nur Religion, und das heißt Iran.«
»Mit den nachrichtendienstlichen Aspekten kenn' ich mich nicht aus, aber bloß vom Ansehen des Bandes, yeah«, stimmte Andrea Price zu.
»Es sah fast aus, als ob er ein Gebet sprach, so wie er den Kerl umgebracht hat. Er wollte nur, daß der Moment perfekt war. Alles andere war ihm egal.«
»Noch jemand, der das überprüfen könnte?« fragte Ryan.
»FBI: deren Verhaltensforscher sind ganz gut im Gedankenlesen. Wir arbeiten viel mit ihnen zusammen«, erwiderte Price.
»Gute Idee«, stimmte der CIA zu.
»Was ist mit dem Timing?«
»Wenn sich feststellen läßt, daß der Schütze schon länger da war – dafür haben wir genug Bänder von öffentlichen Auftritten –, dann ist das Timing von Bedeutung«, meinte der CIA.
»Ach, ist ja großartig«, sagte der Präsident säuerlich. »Scott, was jetzt?«
»Bert?« fragte der Außenminister seinen Desk Officer. Bert Vasco war Ressortleiter für dieses Land im State Department. Ähnlich wie ein Spezialist im internationalen Handel konzentrierte er seine Bemühungen darauf, alles, was er konnte, über ein bestimmtes Land zu lernen.
»Mr. President, wie wir alle wissen, ist der Irak ein Land mit schiitischer Bevölkerungsmehrheit, das von einer sunnitischen Minderheit regiert wird, durch die Ba'ath-Partei. Es ist immer unsere Sorge gewesen, daß die Eliminierung unseres Freundes da drüben einen Stein ins Rollen …«
»Sagen Sie mir, was ich nicht weiß!« unterbrach ihn Ryan.
»Mr. President, wir wissen einfach nicht, ob es eine Opposition gibt und wenn ja, wie stark sie ist. Das gegenwärtige Regime hat immer effektiv und sehr früh gejätet. Eine Handvoll politisch aktiver Iraker hat sich in den Iran abgesetzt. Keine erstklassigen Leute, und keiner hat es bisher zu einer soliden politischen Basis gebracht. Es gibt zwei Radiosender, die vom Iran in den Irak zielen. Wir kennen die Namen der Überläufer, die sich der Sender bedienen, um ihre Landsleute anzusprechen. Unklar bleibt, wie viele Leute da überhaupt zuhören. Das Regime ist nicht gerade populär, das wissen wir. Ob eine Art Organisation existiert, die eine Gelegenheit wie die jetzige ergreifen kann, wissen wir auch nicht.«
Der CIA nickte. »Bert hat recht. Unser Freund war schrecklich gut darin, potentielle Gegner zu erkennen und vom Spielfeld zu nehmen.
Während und nach dem Golfkrieg wollten wir helfen, erreichten aber bloß, daß Menschen umgebracht wurden. Uns vertraut dort bestimmt keiner.«
Ryan nippte an seinem Kaffee und nickte. 1991 hatte er selber Empfehlungen abgegeben, die nicht befolgt wurden. Nun, damals war er in der Hierarchie noch um einiges weiter unten gewesen.
»Haben wir spielbare Optionen?« fragte der Präsident dann.
»Ehrlich gesagt, nein«, gab Vasco zur Antwort.
Der CIA stimmte zu: »Keine Leute dort. Die paar, die wir im Land einsetzen, haben Befehl, die Entwicklung von Waffen zu beobachten – nuklearen, chemischen und so weiter. Keiner im politischen Sektor. Im Iran haben wir in dem Bereich viel mehr Einsatzkräfte. Den Busch könnten wir wohl abklopfen, aber nicht im Irak.«
Fabelhaft, dachte Jack; in einem der sensibelsten Teile der Welt mag ein Land zusammenbrechen oder nicht, und die mächtigste Nation der Welt kann nichts anderes tun, als die Entwicklungen im Fernsehen zu verfolgen. Soviel zur Macht des amerikanischen Präsidenten.
»Arnie?«
»Ja, Mr. President?« erwiderte der Stabschef.
»Wir haben neulich Mary Pat einen Termin gestrichen. Ich möchte sie heute hier haben, wenn wir das terminlich deichseln können.«
»Ich sehe zu, was sich machen läßt, aber …«
»Aber wenn so ein Brand ausbricht, sollte der Präsident der Vereinigten Staaten ein wenig mehr in der Hand haben als seinen Dödel.« Ryan hielt
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